Die Wikinger (auch Nordmänner, Waräger oder Rus) waren keine geschlossene ethnische Gruppe, sondern lebten in verschiedenen Stämmen und Völkern in Skandinavien. Ursprünglich siedelten sie als Bauern in Küstennähe. Als Wikingerzeit wird vornehmlich die Zeit zwischen 793 und 1066 angesehen, in der Wikinger Küsten-, Flussgebiete und Inseln Europas plünderten, aber auch besiedelten und ein weitreichendes Handelsnetz errichteten. Aufgrund ihrer überlegenen Fähigkeiten im Schiffbau waren die Wikingerschiffe gefürchtet, da sie schnell und wendig waren und somit ideal, um auf Raubzügen Angst und Schrecken zu verbreiten.
Heute wird allgemein davon ausgegangen, dass die Wikinger aufgrund widriger Lebensumstände ihre Heimat verließen, um im wohlhabenden und klimatisch angenehmeren Mitteleuropa zu siedeln. Geschichten über leicht zu erbeutende Reichtümer in Zentraleuropa lockten viele der ärmlich lebenden Skandinavier auf Schiffe, um ihr Glück auf Raubzügen in der Ferne zu suchen.
Ein Helm mit Hörnern, wie er in zahlreichen populären Darstellungen der Wikinger auftaucht, wurde von ihnen nicht getragen.
Der Begriff Wikinger leitet sich vermutlich von dem altnordischen Substantiv víkingr ab, der "Rauben, Plündern, auf Beutezug sein" bedeutet. Andere Wortherleitungen gehen von vikva ("von der Stelle rücken, bewegen, sich bewegen") oder norwegisch vige ("weichen") aus. Vík bezeichnet auch eine kleine Bucht, in der das Ufer zurückweicht; u.U. also die ursprünglichen Siedlungsplätze der späteren Wikinger. Eine weitere Theorie leitet Wikinger vom lateinischen Wort vicus ab, das fahrende Männer bezeichnet, die von Hafen zu Hafen ziehen.
Das Wort ist älter als die Wikingerzeit und bereits im angelsächsischen Wídsíð belegt. In Frankreich nannte man sie Normanni ("Nordmänner"), in Irland wurden sie Lochlannach genannt, was die gleiche Bedeutung hat. Die grönländischen Inuit (Eskimos) nannten sie Kvadlunak, weil sie immer mit ihren Booten in den knirschenden Sand hinein ruderten, über die Reling sprangen, mit ihren Waffen auf ihre Schilder schlugen und ein lautes Gebrüll anstimmten. Der Geschichtsschreiber Adam von Bremen nannte die Wikinger Ascomanni, "Eschenmänner". Dies kann jedoch nur eine Bezeichnung ihres taktisch geschickten Verhaltens sein, welches sie bei ihren Angriffen zeigten, und nicht ein Rückschluss auf die Bauweise ihrer Schiffe, welche vorwiegend aus Eichenholz gebaut waren gelten.
2. Überblick
Unternehmungen der Wikinger im 8-10. Jh.
Auch wenn die Wikinger allgemein eher für Raub und Zerstörung bekannt sind, siedelten und handelten sie auch ebenso friedlich und besaßen eine hohe Kultur. Die Wikingerzeit bezeichnet den jüngsten Teil der skandinavischen Eisenzeit, sie endet mit der Eroberung Englands durch Wilhelm und der etwa gleichzeitigen Christianisierung der letzten Nordgermanen.
Eine Neigung der Wikinger zu einer Staatenbildung zeigt sich am Handel, der in dieser Zeit über Handelshäfen wie Birka, Kaupang, Ribe, Ralswiek, Seeburg oder Sigtuna im nördlichen Europa abgewickelt wurde, die auch zum kulturellen Austausch zwischen Skandinaviern, Slawen, Sachsen, Balten und Franken beitrugen. Nach der Zerstörung von Reric (808) war Haithabu (nahe Schleswig) einer der Hauptumschlagsplätze, bis es schließlich 1055 in einer Schlacht zwischen Harald Hardraada und Sven Estridsson zerstört und 1066 von Westslawen endgültig dem Erdboden gleichgemacht wurde. Ein Zentrum für den Handel mit dem Baltikum und Osteuropa war Visby auf der schwedischen Insel Gotland.
Neben zahlreichen Plünderungen konnten sie jedoch auch einige Gebiete in Europa besiedeln, wie die Normandie, die sie vom damaligen fränkischen König erhielten, damit sie nicht Paris ausplünderten. Nach zeitgenössischen Berichten kamen sie mit 700 Langschiffen die Seine hinauf, um Paris mit 40.000 Mann zu plündern. Oder die Hebriden, die bereits 620 durch Skandinavier besiedelt wurden.
Die Wikinger erreichten auf ihren ausgedehnten Fahrten sogar Nordafrika und um die Jahrtausendwende über Island und Grönland die Ostküste Amerikas (Vinland). Die Entdeckung Amerikas wird in der Geschichte des Erzbistums Hamburg von Adam von Bremen, anno 1076, erstmals schriftlich erwähnt.
Wikingerschiff in Osloer Museum
Der erste schriftlich bezeugte Wikingerüberfall wird von Gregor von Tours in seiner Historia Francorum beschrieben: Im Jahr 517 überfiel ein dänischer Kleinkönig mit Namen Chlochilaicus mit seiner Flotte Gallien. Er verwüstete und beraubte das Gebiet des austrasischen Frankenkönigs Theuderich I. und nahm etliche Gefangene. Die Flotte stach in See, der König blieb jedoch am Strand und musste auf die Flut warten.
So konnte Theudoricus Sohn Theudobertus, der mit einem starken Heer und Flotte anrückte, den König töten, die Dänen in einem Seegefecht besiegen und die Beute zurückholen. Der zweite Bericht stammt erst wieder aus dem Jahr 793, als das Kloster Lindisfarne auf einer Insel vor der Nordostküste Englands am 8. Juni von fremden Seefahrern geplündert wurde. a furore Normannorum, libera nos domine (Herr, befreie uns von der Raserei der Nordmannen). Dieses Zitat stammt aus einem englischen Gebetbuch des 9. Jahrhundert. Bis spät ins 16. Jahrhundert betete man noch in den Kirchen von Paris dieses Gebet.
Für die nächsten 200 Jahre ist die Europäische Geschichte voll mit Berichten über die Plünderungen der Wikinger. Sie eroberten den größten Teil Finnlands und des Baltikums sowie große Teile Englands und errichteten Stützpunkte in Irland. Raubzüge führten sie jedoch auch flussaufwärts, weit ins Binnenland von Holland nach Dorestad, in Frankreich z.B. nach Paris, in das Landesinnere von Spanien und selbst nach Kiew in Zentralrussland, wo sie die Kontrolle über dortige Gebiete erlangten. Berichte erzählen außerdem von überfällen im Mittelmeer (siehe Wikingerraubzüge ins Mittelmeer) und im Kaspischen Meer.
Sie besiedelten Island und Grönland und durch archäologische Funde und deren Auswertung ist mittlerweile belegt, dass sie Neufundland, also Nordamerika, erreichten und dort für kurze Zeit (etwa 50 Jahre) siedelten.
Ab etwa 900 n. Chr. kam es zu Reichsgründungen in Skandinavien auf den drei Gebieten, die heute in etwa denen der modernen Staaten Dänemark, Norwegen und Schweden entsprechen.
Die Dänen segelten südlich nach Friesland, Frankreich und ab 838 n. Chr. ins südliche England. Ab 866 eroberten sie nach und nach alle angelsächsischen Königreiche, bis auf das von Alfred dem Großen regierte Wessex; bei den Gebieten westlich der Pennines waren jedoch viele Norweger beteiligt. Ab 884 konnte Alfred die Dänen jedoch nach schweren Kämpfen nach Norden abdrängen;
dieses Gebiet nördlich der Themse wurde Danelag ("Rechtsgebiet der Dänen") genannt. Das Danelag wurde von den Nachfolgern Alfreds im 10. Jh. zurückerobert, die dänischen überfälle auf England gingen jedoch weiter und führten 1016 zur Wahl des Dänen Knut des Großen zum König von England (1016). Er wurde später auch König von Dänemark (1019) und Norwegen (1028). Den Grundstein für dieses Großreich hatten bereits sein Vater, Sven Gabelbart und sein Großvater, Harald Blauzahn, gelegt.
Geschichte Norwegens, Wikingerzeit auf den Färöern, Grönlandwikinger
Die Norweger segelten nach Nordwesten und Westen zu den Färöern (um 800, Grímur Kamban ist der erste namentlich erwähnte Siedler), Orkneys (802), Shetlands (ebenfalls 802) und nach Irland (Gründung eines Königtums um Dublin um 820) und Nordengland. Ab 874 besiedelten sie Island, wo sie - wie wahrscheinlich zuvor schon auf den Färöern - unbewohnte Gebiete vorfanden. Interne Auseinandersetzungen in Norwegen führten im Jahre 970 zur Emigration auf die Insel.
Der Erste, der Grönland entdeckte, war Gunnbjörn Úlfsson, der 985 von Norwegen kommend auf dem Wege nach Island vom Sturm nach Süden versetzt nach Grönland kam. Er fand das Land unfruchtbar, hatte kein Interesse und kehrte nach Island um. Erik der Rote musste Island verlassen und segelte Richtung Westen, wo er nach einer beschwerlichen Seefahrt Grönland erreichte und ab 985 besiedelte, Gründung der Siedlung Brattahlíð 986. 986 segelte Bjarni Herjólfsson auf dem Wege nach Grönland von einem Nordoststurm nach Süden versetzt an Grönland vorbei und entdeckte die Küste Amerikas, ging jedoch nicht an Land. Etwa um 1000 versuchte Leif Eriksson, der Sohn Eriks des Roten, mit 35 Gefährten von Grönland aus, Nordamerika zu besiedeln. Er nannte es Vinlandweil sie wilde Reben fanden und Mais "der sich selbst säte". Eine kleine Siedlung wurde angelegt, aber die Gegenwehr der Ureinwohner führte innerhalb einiger Jahre zu ihrem Ende. Die archäologischen überreste sind nun UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Schweden richteten ihren Blick mitunter nach Schleswig und auf die südliche Ostseeküste primär aber nach Osten. Schon in der Vendelzeit bestand ein intensiver Austausch über Osteuropa bis ins Schwarze Meer, wovon unter anderem die übernahme von Helmarten wie dem Spangenhelm und Nasalhelm oder dem später für die Wikinger so charakteristischen Brillenhelm zeugen, die auf byzantinische Vorbilder zurückgehen.
Die Wikinger nutzten das verzweigte Flusssystem, um sich in Osteuropa zu bewegen. So kamen sie übers Schwarze Meer nach Konstantinopel (Byzanz) und trieben selbst mit Bagdad Handel. Mit den Ostslawen tauschten sie Honig, Wachs, Bernstein, Felle, Waffen und Sklaven, und verkauften diese für Silber, Seide, Brokat, Gewürze, Helme und Rüstungen. Die Finnen und Slawen nannten diese Skandinavier Rus oder Warjagi (Waräger), von den Byzantinern wurden sie Rhos und Waragoi genannt, und die Araber bezeichneten sie als Al-Madjus, Ruser oder auch Saqaliba.
Die wikingischen Händler-Abenteurer kooperierten mit den Slawen, mitunter schwangen sich kampferfahrene Skandinavier zu lokalen Stammesfürsten auf. Manchmal kam es daher auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen. So heißt es in der Nestorchronik, die Slawen hätten die Waräger über das Meer verjagt,sie dann später zurückgerufen, um die Ordnung wiederherzustellen und über sie zu herrschen. Sie erwählten Rurik zu ihrem Fürsten. Viele Nordmänner ließen sich auf Dauer in Russland nieder. Von diesen Rus hat Russland seinen Namen (siehe Kiewer Rus).
Zusammen mit den Slawen überfielen die Rus mit ihren Schiffen ab 860 immer wieder Konstantinopel, so dass sie im Byzantinischen Reich bald gefürchtet waren. Die Byzantiner erkauften sich mit Handelsprivilegien den Frieden und sicherten sich die Dienste der Rus in der kaiserlichen Warägergarde. Ein Häuptlingsbegräbnis mit ritueller Opferung einer Sklavin sowie einer Schiffverbrennung auf dem Lande - und nicht auf dem Wasser wie in vielen Filmen oft fälschlicherweise dargestellt - hat im Jahre 922 der arabische Reisende Ahmad Ibn Fadlan akkurat beschrieben.
Den Grund für die überfälle sehen einige, neben dem erheblichen Vorsprung im Schiffbau und den damit verbundenen Möglichkeiten, in einer überbevölkerung, die durch die technischen Fortschritte (wie etwa die Verwendung von Eisen), aber auch durch die seit 800 n. Chr. einsetzende mittelalterliche Warmzeit hervorgerufen wurde. Eine Ursache könnten auch Notlagen gewesen sein. So verließen in Frühgeschichtlicher Zeit Kimbern und Teutonen (wahrscheinlich auch Vandalen) Jütland. Etwa zur selben Zeit gingen vermutlich auch die Goten aufs Festland. Jahrhunderte später verließen Angeln, Jüten und Sachsen die Halbinsel.
Ein weiterer Grund war, dass zu dieser Zeit einige Länder (besonders England und Irland) destabilisiert und somit leichte Beute für überfälle waren. Das Frankenreich hatte besser verteidigte Küsten und befestigte Häfen, was die Wikinger aber nicht von ihren Raubzügen abhielt.
Der Bau des Wikingerschiffs erfolgte ohne Pläne nur aus dem mündlich überlieferten Gedächtnis der Väter. Es werden zwei Arten von Schiffen unterschieden:
Langschiffe, auch als Kriegs- oder Kampfschiffe bezeichnet und auf Grund ihres Stevenschmucks oft "Drachen" genannt
und Handelsschiffe, so genannte Knorren.
Langschiffe waren die Kriegs- bzw. Kampfschiffe der Wikinger. Sie konnten mit ihnen schnell und unerwartet angreifen - sich aber wieder zurückziehen, bevor ein Vergeltungsschlag organisiert werden konnte. Dieser Schiffstyp war ein ca. 20 m langer Verdränger, deren Holzplanken überlappend in Klinkertechnik verbaut wurden. An den überlappungen wurden die Planken mit Metallnieten zusammengehalten. Sämtliche hölzernen Schiffsteile aller Schiffstypen wurden mit verschiedenen Beilen bzw. Keilen aus Baumstämmen nach der jeweiligen Maserung gespalten.
Auch die Planken wurden nicht gesägt. Daraus ergab sich, trotz der geringen Dicke der Planken, insgesamt eine enorme Festigkeit und Belastbarkeit. Die Langschiffe wurden gerudert und gesegelt; sie hatten einen umlegbaren Segelmast, der in kürzester Zeit (ca. 1,5 Minuten) auf- und abgebaut werden konnte. Das Steuerruder aller Schiffstypen war auf der rechten Seite, davon leitet sich die Seitenangabe steuerbord in der allgemeinen Schifffahrt her. Der Tiefgang aller Schiffe betrug nicht mehr als 1,5 m und sie erreichten eine Maximalgeschwindigkeit von ca. 20 Knoten (37 km/h).
Neben der Möglichkeit von Fahrten über lange Entfernungen konnten die Wikinger daher mit ihren Schiffen nicht nur in flachen Gewässern segeln, sondern zusätzlich entlang der Flüsse, selbst unter Brücken hindurch, tief in das jeweilige Landesinnere vordringen. Zuweilen wurden die Schiffe mittels Baumstämmen über Land gerollt, um beispielsweise auf einem anderen Fluss weiterzurudern.
Nach der Länge unterschied man mehrere Typen:
Skuta (Namensgeber für die heutigen Schuten)
Skarfi um 20 Meter lang, z. B. Oseberg-Schiff
Snekka um 30 Meter lang, z. B. Gokstad-Schiff, auch als Haithabu-Schiff bekannt
Skeith oder Skaid über 30 Meter lang und mit bis zu 60 Riemen ausgestattet
Dreki oder Drakkar (Drachen), bis zu 50 Meter lang und mit über 60 Riemen ausgestattet. (Der Begriff des Drakkar wird häufig in Sachbüchern verwendet,ist aber grammatisch falsch und existiert im Altnordischen nicht.)
Mit den Handelsschiffen, die breiter und hochbordiger als die Langschiffe waren, brachen die Wikinger z. B. zu ihren Entdeckungsfahrten nach Grönland und zum Handel in das heutige Russland auf.
Häufig mussten Reparaturen auf hoher See oder an entlegenen Stränden durchgeführt werden, so dass der Beruf des Schiffszimmermanns als Besatzungsmitglied erforderlich wurde. Ferner mussten die Schiffe mit Menschenkraft an Land gezogen werden, um häufig erforderliche Arbeiten am Rumpf vornehmen zu können. Die Holzrümpfe zogen sehr schnell Wasser, so dass die Beweglichkeit der Schiffe eingeschränkt wurde. Auf Fahrt wurden sie jede Nacht zum Austrocknen an Land gezogen.
Kulturell hatte das Schiff für die Wikinger eine enorme Bedeutung, das bezeugen sowohl Schiffssteinsetzungen und Grabanlagen in Schiffsform, sowie Bestattungen in ganzen Schiffen, als auch die Schiffsdarstellungen auf Runensteinen.
Die Wikinger waren hervorragende Seefahrer. Ihre Navigationskünste wurden 2002 auf diesem Briefmarkenblock der Färöer gewürdigt.
Wie die Wikinger es geschafft haben auf offener See zu navigieren, ist noch nicht restlos geklärt. Aus der Saga von Riem lässt sich entnehmen, dass die Wikinger schon damals wussten, dass die Erde eine Kugel ist. Ein archäologischer Fund lässt auf die Verwendung einer kompassähnlichen Navigationshilfe schließen. In Grönland tauchte 1948 eine Holzscheibenhälfte auf, darauf befanden sich 17 Markierungen und ein Loch im Zentrum. 2004 entdeckten Archäologen auf der Insel Wollin ein ähnliches Stück.
Ob es sich hierbei um einen Kompass, eine Sonnenuhr oder gar eine Kombination aus beidem handelt, ist noch nicht geklärt. Aber auch die Gezeiten waren den Nordmännern vertraut. In der altnordischen Saga von Olaf dem Heiligen wird von einem leuchtenden Stein erzählt, der auch bei schlechter Sicht, bedecktem Himmel und Nebel, im Licht leuchtete. Ein solches Mineral gibt es wirklich, es heißt Cordierit. Je nach Einstrahlrichtung des Lichtes färbt sich der Stein gelb oder blau. Durch unterschiedliche Polarisationsebenen wird der Stand der Sonne angezeigt.
Landmarken, Fisch-und Vogelzüge sagten dem Kendtmann (Kundiger) wo es lang ging auch dann wenn die Sterne nicht zu sehen waren, wie in hellen Nächten. Auch verriet die Wasserfärbung die Strömung und mit feiner Nase roch man, wenn Land in der Nähe war. Insgesamt waren die Wikinger in der Navigation und dem Schiffbau nicht nur für ihre Zeit richtungsweisend, vielmehr stammen viele noch heute verwendete Begriffe aus diesem Gebiet letztlich von ihnen.
Um das Jahr 870 entdeckten Wikinger Island. Der Entdecker Flóki Vilgerdarson (auch Rabenflóki genannt) , bediente sich eines ausgefallenen Navigationsinstruments um die weit im Atlantik liegende Insel zu finden, nämlich dreier Raben. Der Bericht darüber befindet sich im Landnámabók dort heißt es: Flóki Vilgerdarson hieß ein Mann; er war ein bedeutender Wikinger er fuhr aus, um Gardarshólm zu suchen und stach dort in See wo es Flókavardi (Ryvarden) heißt, an der Grenze zwischen Hördaland und Rogaland.
Er segelte zuerst zu den Shetlands. Flóki nahm drei Raben mit sich auf See, und als er den ersten aufließ, flog der zum Steven zurück, der zweite flog in die Luft auf und dann zum Schiff zurück, der dritte aber strich von Steven in die Richtung ab, in der sie später das Land fanden. In den inselkeltischen Sagen spielt der Bruder des Meeresgottes Manannan mac Lir, Bran, eine bedeutende Rolle. Da Bran Rabe bedeutet und auch in den Sagen die Verbindung zur See gegeben ist könnte hier der Brauch, Raben als wegweisende Vögel zu benutzen, gefunden werden.
Ein Rabe mit seinem sehr guten Sehvermögen wird, wenn er aufgelassen wird ein Land aus sehr viel größerer Entfernung erblicken als der Steuermann auf einem damaligen Segelschiff. Die Erweiterung des Gesichtskreises durch den hochfliegenden Vogel ist bedeutend. Beträgt der Radius des Gesichtsfeldes bei einer Augenhöhe von 1 Meter über der Wasseroberfläche nur knapp 4 Kilometer, so vergrößert er sich bei 300 Meter Höhe schon auf 66 Kilometer. Das gilt aber nur für Land in Meereshöhe. Da von zahlreichen Erhebungen auf dem Festland ausgegangen werden kann, erhöht sich dieser Wert noch beträchtlich.
Siehe auch: Geschichte des Wikingerschiffbaus, Langschiffe, Knorren, Schiffsfriedhof von Skuldelev
Die Seeschlachten der Wikinger fanden immer dicht an der Küste statt und entwickelten sich in drei Phasen. Zunächst klärte der Befehlshaber gegen den Feind auf und befahl die günstigste Ausgangsposition. Dann näherte er sich dem Gegner. Der Kapitän eines jeden Schiffes bediente während der Schlacht das Ruder. Zunächst beschossen sich die Gegner mit Pfeilen, Steinen oder Eisenklumpen. Zum Schluss kam es zum Nahkampf Mann gegen Mann. Die Flotte war die Basis für die Gefechte an Land.
Gewöhnlich fuhren die Wikinger mit ihren Schiffen auf einem größeren Fluss stromaufwärts, lebten aus dem Land und plünderten die an den Flussufern gelegenen Klöster und Siedlungen. Wenn sie weit genug landeinwärts gefahren waren, ließen sie die Schiffe an Ufer laufen, schützten sie durch Palisaden und eine Bewachungsmannschaft. Bei ihren ersten Raubzügen wichen sie den Streitkräften ihrer Gegner aus und setzten sich stromabwärts vom Feind ab. Später wurden sie kühner.
Da sie nur mit verhältnismäßig schwachen Verbänden landen konnten, legten sie es vor allem darauf an, Beute zu machen, und wichen regelrechten Gefechten aus. Im Lauf der Zeit legten sie Befestigungen an, zu denen sie zurückkehrten. Meist auf Flussinseln die vom Wasser umschlossenen waren, durch Pfähle und Gräben verstärkt ließen sie sich nur sehr schwer einnehmen. Zu Beginn ihrer Angriffsoperationen waren die Wikinger wahrscheinlich noch schlecht bewaffnet, und es kam ihnen unter anderem vor allem darauf an, sich Rüstungen und Waffen zu beschaffen.
Im 9. Jahrhundert besaßen ihre Krieger lange Kettenhemden, einen Spitzhelm mit Nasenschutz, die Holzschilde waren rund, später waren sie bunt bemalt. Ihre Hauptangriffswaffe war die Streitaxt, eine schwere, mit breiter Eisenklinge und einem fünf Fuß langen Stiel versehene Axt. Außerdem führten sie lange und kurze Schwerter, Speere, lange Bogen und Pfeile. Im Gegensatz zu anderen Völkern betrachteten sie den Bogen als eine durchaus ehrenhafte und wirkungsvolle Waffe.
Die Wikinger kämpften grundsätzlich zu Fuß, da sie selbst keine Pferde mitbringen konnten, es standen ihnen nur Beutepferde zur Verfügung, die sie hauptsächlich als Tragtiere benutzten. Erst später stellten ihre Nachfolger, die Normannen, Reiterheere auf. Gegen feindliche Reiter kämpften sie defensiv hinter einem Schildwall. Am liebsten nahmen sie die Schlacht dicht vor ihrem Lager, hinter einem Flusslauf oder in einer Bergstellung an. Als Berufssoldaten waren sie meist den in aller Eile ausgehobenen Bauernsoldaten ihrer Gegner überlegen.
Ein weiterer Vorteil bestand in ihrer Körpergröße und Muskelkraft. Sie verfügten über zwei Klassen von besonders leistungsfähigen Kämpfern. Das waren einmal die Berserker, wahrscheinlich Verrückte, die sie wegen ihrer besonderen Wildheit und Stärke in Sonderverbänden kämpfen ließen. Der zweite Sonderverband waren die Schildmädchen; Frauen, die die Wikingerkrieger begleiteten und sich im Kampf durch ihre Wildheit und Ausdauer auszeichneten.
Der Wikingerfürst Rollo, dessen genaue Herkunft unklar ist, kommandierte den letzten großen Wikingerüberfall auf Frankreich. Er bekam im Jahr 911 die Normandie als Lehen im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte vom französischen König Karl dem Einfältigen zugesprochen, nachdem sie lange das Seine-Gebiet rund um Paris verwüstet hatten. Sie sollten nun Frankreich vor weiteren überfallen durch Wikinger schützen.
Aufgrund ihrer Herkunft wurden sie Nordmänner oder Normannen genannt; so erhielt die Normandie ihren Namen. Die Normannen nahmen die französische Sprache an und entwickelten im Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung eine neue kulturelle Identität.
Zur weiteren Geschichte, insbesondere zur Eroberung Englands 1066 durch den normannischen Herzog Wilhelm der Eroberer und zur Ausbreitung der Normannen bis nach Sizilien, siehe Normannen.
Nach Jahrzehnten des Plünderns wurde der Widerstand in allen Teilen Europas wirkungsvoller und die Christianisierung Skandinaviens führte zu einem milderen Verhalten. Es etablierten sich die großen Königreiche Norwegen, Dänemark und später auch Schweden und man kann annehmen, dass ihre Könige friedlichere und vor allem geordnetere Verhältnisse schaffen wollten. Zeitlich wird das Ende der Wikingerzeit mit der Schlacht bei Hastings im Jahre 1066 festgelegt. Weiter könnte die zu hohe Bevölkerungszahl und die damit verbundene Ressourcen- und Bodenknappheit ein Grund für das Ende der Wikinger sein.
Eine weitere Theorie von Forschern ist der Klimawechsel.
Kultur, Sitten und Religion
Die germanische Mythologie und die altnordische Literatur berichten uns über ihre heidnische Religion und ihre kühnen Helden. Das bedeutendste Beispiel für die germanische Mythologie stellt wohl die Edda (ältere Edda und Jüngere Edda) dar. In dieser Sammlung sind die verschiedensten Erzählungen der Wikinger zusammengefasst.
Allgemein war Thor der wichtigste Gott der Wikinger und regional hatte dieser sogar eine wichtigere Position als Odin, der germanische Göttervater. Die Wikinger im Gebiet des heutigen Schwedens verehrten Freyr als einen ihrer wichtigsten Götter, der daher sein Hauptheiligtum im heutigen Uppsala besaß. Außerdem kannten die Wikinger keine Priester.
Die Wikinger sahen in Polarlichtern ein Zeichen für die Anwesenheit von Walküren auf der Erde, und dass irgendwo auf der Welt eine große Schlacht geschlagen worden war: wenn die Frauen über die Schlachtfelder ritten und die Einherjer auswählten, spiegelte sich das Licht des Mondes in ihren goldenen Rüstungen und zauberte das "Nordlicht" an den Himmel.
Laut der nordgermanischen Lehre des Ursprungs der Welt gab es in der Urzeit, also vor der Erschaffung der Welt, nur einen riesigen, leeren Abgrund: das Ginnungagap. Im Süden allerdings entstand Muspelheim, das als "strahlend hell und heiß" bezeichnet wird, in dieser Feuerwelt herrscht der Feuerriese Surtur. Als Gegenpol dazu entstand im Norden Niflheim, wo es sehr kalt war.
In der Mitte Niflheims gibt es eine Quelle mit Namen Hvergelmir aus der 12 Flüsse entsprangen und ins Ginnungagap flossen. Einer dieser Eisflüsse floß zu nah an Muspelheim heran und die Funken aus dem Süden tauten den Fluss wieder auf. Hierbei entstand der Urriese Ymir. Während Ymir schlief, schwitzte er und unter seinem linken Arm wuchsen ein Mann und eine Frau.
Er ernährte sich von der Urkuh Audhumbla, die ebenfalls aus dem auftauenden Eis entstand. Die Kuh leckte den salzigen Reif, der die Steine überzog. Nach drei Tagen hatte sie einen Mann freigeleckt, Búri. Dessen Sohn, Börr, heiratete Bestla, eine Nachfahre Ymirs und hatte mit ihr drei Söhne: Odin, Vé und Vili, die ersten Götter.
Diese Drei töteten Ymir und in dem Blut ertranken alle anderen Riesen, bis auf Bergelmir und seine Frau, die entkamen mit einem Floß und gründeten die Riesenrasse. Nun schleppten Odin, Vé und Vili Ymir in das Ginnungagap und machten aus seinem Blut das Meer und die anderen Gewässer, aus seinem Fleisch die Erde, aus seinen Knochen und Zähnen machten sie die Steine, aus seinen Haaren machten sie Bäume und aus seiner Schädeldecke machten sie den Himmel und platzierten unter jeder Ecke einen Zwerg mit den Namen: Nordri, Austri, Sudri und Westri.
Ymirs Gehirn warfen sie an den Himmel und es entstanden Wolken. Aus Funken aus Muspelheim machten sie die Sterne und bestimmten für jeden einen Weg. Aus den Augenbrauen Ymirs machten sie eine Burg namens Midgard. Eines Tages laufen Odin, Vé und Vili am Strand entlang und sehen zwei Baumstämme aus denen sie zwei Menschen schnitzten. Odin gab ihnen Atem, Leben und Geist, Vili Verstand, Gefühle und Bewegung und von Vé erhielten sie Aussehen, Gesicht, Gehör und die Sprache. Sie nannten den Mann Ask und die Frau Embla und sie gaben ihnen Midgard zur Wohnung, damit sie dort das Geschlecht der Menschen begründeten.
Sehr oft wurden bei den Wikingern weibliche Säuglinge kurz nach der Geburt getötet. Das hatte einerseits den Zweck, dass die Frauen bald wieder schwanger werden konnten, damit einen erhofften Knaben zu gebären, andererseits erhöhte sich der "Marktwert" der jungen Frauen dadurch erheblich und sicherte ihnen eine gute Heirat zu. Für ihre kriegerischen Raubzüge waren die Wikinger besonders auf männlichen Nachwuchs angewiesen.
Auf ihren Raubzügen nahmen sie Gefangene jeden Alters und Geschlechts mit nach Hause und hielten sie als Sklaven. Mit diesen wurde auch regelrechter Handel betrieben bis in den vorderen Orient. Dort waren besonders blonde Kinder und Frauen begehrt. Das Vikinge Center in Ribe zeigt Charakteristisches aus der Wikingerzeit.
Régis Boyer: Die Piraten des Nordens. Leben und Sterben als Wikinger. Klett-Cotta, Stuttgart 1997, ISBN 3-608-91744-6
Régis Boyer: Die Wikinger. Klett-Cotta, Stuttgart 1995, ISBN 3-608-93191-0
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Walhall ist am Ende der Mythenentwicklung eine prächtige Halle mit 540 Toren (durch die je 800 Einherjer nebeneinander einziehen können). Sie ist in Odins Burg (Gladsheim) in Asgard im Reiche der Asen gelegen. Das Dach der Halle soll aus Schilden, die auf Speeren als Sparren ruhen, bestehen, wobei es auch Quellen gibt, die dem widersprechen.
Tagsüber messen sich dort die Einherjer im Zweikampf. Abends vergnügen sich die Kämpfer bei Bier und Met, welches ihnen die Walküren reichen. Den Walküren kommt aber auch die Aufgabe zu, die tapfersten der auf dem Schlachtfeld gefallenen Kämpfer auszusuchen und nach Walhall zu bringen.
In der himmlischen Königshalle wohnen Odin und seine Gemahlin Frigg. Odin thront mächtig und erhaben auf seinem Hochsitz Hlidskialf und erfreut sich edler Waffenspiele. An der Giebelwand hängt ein mächtiges Hirschgeweih und erinnert die Recken an vergangene irdische Jagdfreuden.
Das Sparrengerüst Walhalls wird von Speeren gebildet, Brünnen zieren die Bänke, und erleuchtet wird die Halle durch den Glanz der Schwerter. über dem westlichen Tor hängt ein Wolf, darüber schwebt ein Adler - die Tiere, die den Schlachtengott auf die Walstatt begleiten.
Der Koch Walhalls, Andhrimnir (Rußgesicht) hat ein schwarzes Gesicht, da er tagelang in den Kessel schaut, in dem der Eber Sæhrímnir jeden Abend aufs neue zubereitet wird. Saehrimnir wird jeden Tag wieder lebendig und erneut verzehrt. Odin jedoch isst nie vom Fleisch des Ebers, sondern gibt seinen Anteil grundsätzlich seinen Wölfen. Er selber begnügt sich mit dem Met.
Die früheste Erwähnung von Walhall findet sich in Bragis Schildgedicht unter der Bezeichnung Swölnirs (Odins) Saal[1]. Die vorangegangene Wiederbelebung der gefallenen Krieger durch Hild zu erneutem Kampf (Vers 230) hat mit Walhall nichts zu tun, sondern gehört zum Topos altertümlicher Totenbeschwörung. Dass die toten Helden nach Walhall kommen, ist erst im 9. Jahrhundert anzunehmen. So fordert Odin im Eirikslied Sigmund und Sitfjötli in Walhall auf, sich zur Begrüßung von Erik Blutaxt, der um 954 in einer Schlacht fiel, von ihren Plätzen zu erheben. Aber die Ost- und Westgoten glaubten, dass sich alle Toten unter der Erde oder in einem Berg aufhielten. Regional hat sich in Island und Schweden der Glaube, dass man in einen Berg hineinstirbt, noch sehr lange gehalten. Dass man sich in einigen Gegenden den Toten auch allein in seinem Grabhügel hausend vorstellte, ist ebenfalls verbürgt.
Im Sögubrot af Fornkonungum und bei Saxo Grammaticus wird der Vater von Harald Kampfzahn, der Recke Haldan, der mit seiner Frau Gurid keine Kinder bekommt, aufgefordert, den toten Verwandten bei der Hel Totenopfer darzubringen. Von ihm und seinen Verwandten wird also nicht berichtet, dass sie nach Walhall kämen. Erst sein Sohn Harald wird als Odinsgeweihter nach Walhall gelangen. Aber auch hier ist eine Besonderheit zu beobachten: Nach Saxo zieht der erschlagene Harald Kampfzahn an der Spitze der Toten des Schlachtfeldes in eine unter der Erde liegende Halle ein, wo er „angenehme Sitze“ erhalten soll.
Im Sögubrot dagegen wird der tote König aufgefordert, nach seiner Wahl nach Walhall zu „reiten oder zu fahren“. Wo Walhall liegt und wie es dort aussieht, das lässt Sögubrot offen. Saxos Darstellung gibt wohl die ältere Auffassung wieder. Denn auch für die Goten lag der Ort der Toten im „????“ (Unterwelt), von Wulfila mit „halja“ (Halle) übersetzt, mit dem die Vorstellung eines umgebenden grünen Gefildes verbunden war. Saxo schreibt von dem odinsgeweihten Hading: Unter Führung einer alten Frau stieg er in die neblige Tiefe, „bis sie endlich die sonnigen Gefilde betraten, welche die von der Frau gebrachten Gräser hervorbrachten“. Nachdem beide einen von Waffen starrenden Fluss überschritten hatten, sahen sie Krieger, die miteinander Waffenspiele trieben. Eine hohe, unübersteigbare Mauer veranlasste Hading schließlich wieder zur Umkehr und zum Aufstieg zu den Lebenden.
Eine entsprechende Schilderung vom Ort der Toten enthält auch der alte Baldrmythos: Der Gott Hermod ritt neun Nächte lang durch dunkle, tiefe Täler nach Norden, bis er an die Gjöll-Brücke kam, die von der Wächterin Modgund bewacht wurde und durch das Helgatter versperrt war. Hermod ritt über die Brücke, setzte über das Gatter und gelangte schließlich in eine Halle, auf deren Hochsitz sein Bruder Baldr saß. Auch hier, wenn auch auf Baldr zugeschnitten, ergibt sich als Ort für den (vornehmen) Toten die unterirdische Halle mit dem Hochsitz, die weit im Norden tief unter der Erde liegt. Die Götter wohnten ursprünglich also nicht mit den Toten zusammen.
Erst im 10. Jahrhundert wird davon berichtet, dass Odin zusammen mit den Einheriern in einer hochgelegenen Halle sitzt. Die Vorstellung, dass die Götter allein auf hohen Burgen bzw. Höfen wohnen, ist wohl der am frühesten geschichtlich fassbare Glaube der Nordgermanen. So berichtet die altertümliche Guta saga, dass die Menschen auf Gotland „an Haine und Grabhügel, Heiligtümer und Stabeinhegungen und an die heidnischen Götter (glaubten)“. In dieser Saga wird auch eine Thorsburg (Thors borg) auf Gotland erwähnt, ein wuchtiges, hochragendes Kalksteinplateau mit Steinwall aus der Völkerwanderungszeit. Aber auch der alte Thjazi-Mythos, wie er im 9. Jahrhundert im Norden bekannt war, der Mythos vom Burgenbau der Riesen für die Asen sowie die Mythen von der Landnahme der Asen in Südrussland und Schweden, die Saxo Grammaticus und Snorri überliefern, bezeugen dieselbe Vorstellung.
Verfolgt man diese Vorstellung von der Wohnung der Götter weiter, kann festgestellt werden, dass auch in der Edda nur von einer Burg bzw. eines hochgelegenen Hofes als Sitzes der Götter die Rede ist. Die Wohnungen der Götter, vor allem Odins Halle, werden aber jetzt dichterisch ausgeschmückt: Schilde sind die Schindeln, Schäfte bilden die Sparren, Odin überblickt von seinem Hochsitz Hliðskjálf aus die Welt, von deren Geschehen ihm seine beiden Raben erzählen; die Asen versammeln sich in Odins Halle, deren Bänke von den Walküren für die Ankommenden geschmückt werden — ohne dass gesagt wird, dass Walhall im Himmel liege. Im Gegenteil: Die Schilderungen von Walhall deuten auf die alte Burgvorstellung bzw. eine Hofhalle. Dies gilt für die Völuspá, das Grímnismál, das Þrymskviða und das Vafþrúðnismál in gleicher Weise.
Auch das Preislied auf König Hakon (Hákonarmál) aus der Mitte des 10. Jahrhunderts enthält keine Stelle, welche im Sinne einer himmlischen Walhall verstanden werden könnte, wenn es dort heißt, dass die Schar der Götter durch Håkon und sein großes Heer (der Gefallenen) nun wachse. So reiten in diesem Preislied die toten Krieger „zum grünen Götterheime“, was nur beweist, wie stark der alte Glaube an die Götter und ihre Burg bzw. Hofhalle noch im 10. Jahrhundert lebendig ist! Erst später muss der Gedanke einer himmlischen Walhall entstanden sein, so dass der Isländer Snorri Sturluson (um 1200) in seiner Edda (Snorra Edda) die erzählten alten Mythen mit entsprechenden Zusätzen versah.
Aber mit Ausnahme dieser späten Entwicklung wird nirgends in der Welt des Nordens von einer himmlischen Wohnung der Götter berichtet. Saxo Grammaticus gibt für Dänemark keine Kunde, ebenso wenig das „Ynglingatal“ aus der Mitte des 9. Jahrhunderts, in welchem die königlichen Toten zu „Lokis Maid“ (= Hel) gesandt werden, ganz abgesehen von der schon geschilderten Vorstellung in Schweden und Island, dass die Toten „in den Berg hineinsterben“ oder in Grabhügeln hausen. Allem Anschein nach ist also die Vorstellung einer himmlischen Walhall nur eine späte, noch nicht im 10. Jahrhundert zu beobachtende regionale Ausformung und skaldische Stilisierung des ursprünglich im Norden verbreiteten Glaubens, dass die Asen auf Burgen bzw. Höfen mit weiter Sicht wohnen.
Schwer zu sagen ist allerdings, wann der Glaube entstand, dass Odin tapfere Krieger zu sich in seine Halle rufe. Nach Snorris Sagenbericht hat der sterbende Odin sich mit der Spitze seines Speers zeichnen lassen und alle Männer für sein eigen erklärt, die in Waffen stürben. Er sagte, er „fahre nach Goðheima (Götterheim) und werde dort seine Freunde bewillkommnen“. Ferner sagte er, „jeder solle mit so reichem Besitz nach Walhall kommen, als auf seinem Scheiterhaufen bei ihm gewesen sei. Dort solle er auch die Schätze besitzen, die er in der Erde vergraben habe“. Der Glaube, dass Odin die toten Krieger des Schlachtfeldes in seine (Burg-, bzw. Hof-)Walhall rufe, dürfte erst im Ausklang der Völkerwanderung und mehr oder weniger auf die nun entstehende Kriegerkaste beschränkt entstanden sein, die allerdings am königlichen Hofe die überlieferung beherrschte.
Diese Walhall Odins zieht jetzt — als Halle der Gefallenen — Vorstellungen an sich, die ursprünglich mit ihrem unterirdischen Totenort verbunden waren: Ein schwerterstarrender Fluss umgibt nun auch Walhall, über den eine Brücke führt, die vom Walgatter gesperrt ist. Dieser im Zeitalter mächtiger Heerkönige mit ihren Großgefolgschaften langsam sich bildende Glaube an eine Kriegerwalhall in Odins Burg bzw. Hof kann jedoch nicht überall im Norden in gleicher Stärke verbreitet gewesen sein. Dies beweist schon das altschwedische Ynglingatal aus der Mitte des 9. Jahrhunderts, das nur Hel als Totenort für Krieger und Könige kennt. Auch der Däne Saxo Grammaticus spricht nur von unterirdischen Totenorten — solchen für Krieger mit angenehmen grünen Gefilden und für Neidinge in schlangentriefenden, im Norden liegenden Höhlen.
Eine landschaftliche Umschreibung der Entstehung und Verbreitung des neuen Glaubens an eine über der Erde liegende Kriegerwalhall erscheint indessen heute noch nicht möglich. Dagegen kann der Glaube an eine himmlische Walhall der Götter und Helden nur als späte regionale Ausformung des germanischen Heldenglaubens angesehen werden, die im 10. Jahrhundert noch nicht zu beobachten ist. Keine der kontinentalen und angelsächsischen Quellen lässt auch nur andeutungsweise erkennen, dass die Wikinger einem heldenhaften Tod mit Aussicht auf den Einzug in Walhall gelassen ins Auge sahen. Vielmehr mieden sie die erkannte Gefahr und retteten sich ohne weiteres durch Flucht oder Loskauf.
Auf dem goldbedeckten Dach weidet die Ziege Heidrun. Sie spendet den Kriegern jenen köstlichen Trank in unversiegbarer Fülle, der ihnen das heldische Wesen bewahrt. Die Ziege ernährt sich vom Baum des Lebens, der Weltesche. Niemand weiß, wie weit die Wurzeln der Weltesche (Yggdrasil) münden. Eisen und Feuer können der Esche von jeher nichts anrichten. Die Krone ist sehr hoch und von weichem Nebel umwoben. Der Tau, der entsteht, befeuchtet die Täler. Zu den Füßen dieses gewaltigen Baumes sprießt der muntere Quell der Norne Urd. In den Zweigen der Esche wohnt, spielt und terrorisiert das Eichhörnchen Ratatöskr.
Rings um die heiligen Hallen liegen die Wohnhäuser und Anwesen der restlichen Götter: Thors Thrúdheim mit seinem Haus Bilskirnir, Baldurs Haus trägt den Namen Breidablik.
Der einzige Krieger, der es der Sage nach je geschafft hat, nach seinem Tod Walhall noch einmal zu verlassen, war der strahlende Held Helgi. Als Helgi in seinem Totenhügel begraben liegt, holt Odin ihn aus seinem irdischen Sein und zeichnet ihn mit einer Gunst wie nie zuvor aus.
Doch auf der Erde sieht die Magd der von Helgi geliebten Sigrun den stark blutend verwundeten Helgi an seinem Grabhügel vorbeireiten. Er sagt zu ihr, dass er nach dem Wunsch ihrer Herrin am nächsten Tag erneut zu seinem Grabhügel zurückkehren wird. Er sendet die Magd mit der Kunde zu ihrer Herrin.
Am nächsten Tag geht Sigrun zu der Grabkammer ihres Geliebten, und die Magd hat recht behalten. Sie fällt ihrem Geliebten voller Freude um den Hals, und das einstige Pärchen verbringt eine letzte innige Liebesnacht, bevor im Morgengrauen, noch ehe der erste Hahnenschrei in Asgard ertönt, der Geliebte wieder nach Walhall zurückkehrt.
Im Zeitraum von 800 bis 1050 n.Chr. hielten die nordischen Völker ihren dramatischen Einzug in die europäische Arena. Sie stürmten vorwärts, die festgefügten Gemeinschaften terrorisierend, die zwar an Krieg gewöhnt waren, nicht aber an die überraschungstaktik der Wikinger. Der Kontakt zwischen Skandinavien und dem übrigen Europa war jedoch nichts Neues. Archäologische Funde zeigen, daß Handel und kultureller Einfluß mehrere Jahrtausende zurückverfolgt werden können. Trotzdem war das nordische Gebiet ein abseits gelegener Winkel mit geringem politischen und wirtschaftlichen Wert für das übrige Europa.
Von Arne Emil Christensen
Das Bild änderte sich kurz vor 800. Im Jahre 793 wurde das Kloster Lindisfarne an der Ostküste Englands von fremden Seefahrern geplündert, und gleichzeitig finden wir die ersten Aufzeichnungen über überfälle andernorts in Europa. Chroniken und Berichte über die nächsten 200 Jahre strotzen von Schreckenstaten der Wikinger. Kleinere und größere Gruppen von Schiffen griffen sämtliche Küsten Europas an. Die Wikinger segelten die Flüsse Frankreichs und Spaniens hinauf, eroberten den größten Teil Irlands und weite Gebiete von England und besetzten Gebiete entlang den Flüssen in Russland und an der Ostseeküste. Es wird von Beutezügen im Mittelmeerraum berichtet, die weit nach Osten bis zum Kaspischen Meer vordrangen. Von Kiew kommende Nordleute waren sogar so tollkühn, einen Angriff auf Konstantinopel, die Hauptstadt des Oströmischen Reiches, zu versuchen.
Mit der Zeit wurden die reinen Beutezüge durch Kolonisation ersetzt. Ortsnamen erzählen von einer großen Wikingerbevölkerung in Nordengland, mit York als Zentrum. Ein großes Gebiet weiter südlich in England bekam den Namen Danelaw. In Frankreich erhielt ein Wikingerhäuptling vom französischen König die Normandie als Lehen, um andere Wikinger fernzuhalten. Die Inseln nördlich von Schottland bekamen eine gemischte keltisch-altnordische Bevölkerung,und auf Island und Grönland entstanden blühende Gemeinschaften.
Der letzte Vorstoß nach Westen war der misslungene Versuch, in Nordamerika Siedlungen zu gründen. Um das Jahr 1000 entdeckten Leute aus Island oder Grönland Land weiter westlich, und die Sagas erzählen von mehreren Fahrten, wo Menschen versuchten, in dem neuen Land Wurzeln zu schlagen. Die Kolonisatoren gerieten in Konflikt mit entweder Indianern oder Eskimos und gaben auf.
Versuche, die Länder zu lokalisieren, in denen sich Nordleute niederließen, führen je nachdem, wie die Isländischen Sagas ausgelegt wurden von Labrador bis Manhattan. In den 1960er Jahren fanden Anne-Stine und Helge Ingstad Siedlungsreste an der Nordküste Neufundlands. Die Ausgrabungen zeigten, dass es sich um überreste von Häusern desselben Typs handelte wie die auf Island und Grönland. Es wurden auch altnordische Gegenstände gefunden, die man um das Jahr 1000 datiert hat. Ob dies die Spuren nach den Fahrten sind, von denen die Sagas berichten, oder von anderen Fahrten, über die es keine schriftlichen Quellen gibt, läßt sich unmöglich mit Sicherheit sagen. Die Funde sind auf jeden Fall der sichere Beweis dafür, dass nordische Seefahrer wie in den Sagas nachzulesen um das Jahr 1000 wirklich zum nordamerikanischen Kontinent gesegelt waren.
Welche Ursachen hatte die gewaltige Expansion im Laufe von nur wenigen Generationen? Stabile Staatsgründungen wie das Fränkische Reich und die angelsächsischen Königtümer in England hatten den Angreifern offensichtlich wenig entgegenzusetzen. Das Bild, das uns die schriftlichen Quellen vermitteln, ist vermutlich davon gefärbt; die Wikinger werden als schreckliche Räuber und Banditen dargestellt. Sicherlich waren sie das, aber sie müssen außerdem noch andere Eigenschaften gehabt haben. Einige ihrer Führer müssen höchst fähige Organisatoren gewesen sein. Zwar konnte mit Hilfe einer wirkungsvollen militärischen Taktik ein Krieg gewonnen werden; außerdem aber gründeten die Wikinger in eroberten Gebieten Königtümer. Einige wie zum Beispiel in Dublin und York überlebten die Wikingerzeit nicht; Island aber ist noch immer eine blühende Nation. Das Wikingerkönigtum in Kiew wurde zur Basis des Russischen Reiches, und die Spuren des hervorragenden Organisationstalents der Wikingerhäuptlinge sind noch heute deutlich sichtbar auf der Isle of Man und in der Normandie. In Dänemark hat man vom Ende der Wikingerzeit die überreste von Verteidigungsanlagen gefunden, die als Sammelplatz für große Armeen dienten. Die Burgen sind kreisrund und in Quadranten aufgeteilt, mit quadratischen Gebäuden in jedem der vier Abschnitte. Die Burgen sind mit einer Präzision angelegt, die den ausgeprägten Sinn der Führer für Systematik und Ordnung bezeugt. Am Hof des dänischen Königs muss es gründliche Kenntnisse über Landvermessung und Geometrie gegeben haben.
Außer den westeuropäischen Schilderungen haben wir schriftliche Quellen von anderen Zeitgenossen der Wikinger von reisenden Arabern und aus Byzanz. Kurzgefasste Inschriften sind uns in der Heimat der Wikinger ebenfalls hinterlassen worden in Holz und Stein geritzte Runen. Die Geschichten der Sagas aus dem 12. und 13. Jahrhundert haben uns ebenfalls viel über die Wikingerzeit zu erzählen, obwohl sie viele Generationen nach der Zeit geschrieben wurden, die sie schildern.
Die Wikinger kamen aus dem Gebiet, das heute Dänemark, Schweden und Norwegen ist. Es war eine sich selbst versorgende bäuerliche Gesellschaft, wo Ackerbau und Viehzucht durch Jagd, Fischfang, Eisengewinnung und den Abbau von besonderen Gesteinsarten zur Herstellung von Wetzsteinen und Kochgerät ergänzt wurden. Obwohl es den Bauern gelang, das meiste selbst herzustellen, wurden gewisse Produkte gehandelt zum Beispiel das für Mensch und Tier wichtige Salz. Das Salz ist eine Alltagsware, die wahrscheinlich nicht über weitere Strecken als notwendig herangeschafft wurde, während Luxusartikel aus dem südlicheren Europa importiert wurden. Eisen, Wetzsteine und Kochgerät aus Speckstein waren Exportartikel und wesentliche Ursache für das Aufblühen des Handels in der Wikingerzeit. Selbst in der Periode, als Wikingerüberfälle an der Tagesordnung waren, wurde zwischen Westeuropa und dem Heimatland der Wikinger Handel getrieben. Einen der wenigen Berichte, die wir über die Verhältnisse in Norwegen in der Wikingerzeit haben, verdanken wir dem nordnorwegischen Häuptling Ottar. Er besuchte König Alfred von Wessex als friedlicher Kaufmann, während Alfred gleichzeitig mit anderen Wikingerhäuptlingen regelrecht Krieg führte.
Eine Theorie schlägt als Ursachen für die Expansion in der Wikingerzeit überbevölkerung und Ressourcenknappheit im Heimatland vor. Das archäologische Material bezeugt, dass parallel zur Expansion ins Ausland in dünn besiedelten Waldgebieten neue Höfe entstanden. Somit ist überbevölkerung sicherlich ein mitwirkender Faktor. Eisengewinnung ist möglicherweise ein weiterer. Genügend Eisen, um für alle, die sich auf Kriegszug begaben, Waffen schmieden zu können, war für die Wikinger gleichbedeutend mit taktischer überlegenheit.
Die taktischen Vorteile der Wikingerschiffe
Der Schiffbau im Norden ist vermutlich ein zusätzliches wesentliches Element der taktischen überlegenheit der Wikinger. Ein bekannter schwedischer Archäologe hat geschrieben, die Wikingerschiffe seien die einzigen wirklich seegängigen Landungsfahrzeuge, die je von Invasionstruppen verwendet worden seien. Selbst in dieser übertriebenen Formulierung steckt viel von dem Geheimnis der militärischen überlegenheit der Wikinger. Zahlreiche uns vorliegende Berichte über Wikingerangriffe scheinen diese These zu untermauern. Das überraschungsmoment spielte eine große Rolle. Ein rascher Angriff vom Meer her mit Schiffen, die ohne Hafen auskamen und sich deshalb dort der Küste nähern konnten, wo man sie am wenigsten erwartete , und ein ebenso rascher Rückzug, bevor es zur Gegenoffensive kommen konnte; das war die Taktik.
Zwischen dänischen, schwedischen und norwegischen Wikingern bildeten sich Interessensphären heraus und zwar obwohl Gruppen aus allen drei Nationen häufig gemeinsam teilnahmen, wenn berühmte Häuptlinge die Segel setzten. Die Schweden zogen meistens ostwärts und hatten die Kontrolle über die Wasserstraßen im Inneren Russlands und damit über die Handelswege nach Osten. Große Mengen arabischer Silbermünzen in schwedischen Funden erzählen von einem lebhaften Handel. Die Dänen zogen nach Süden nach Friesland, Frankreich und Südengland, während die Norweger sich nach Westen und Nordwesten begaben nach Nordengland, Schottland und Irland sowie zu den Orkneys, Shetlands und Färöern.
Die Schiffe waren nicht nur für Eroberungen und Handel unerlässlich, sie waren auch Voraussetzung für eine erfolgreiche Kolonisation, wenn ganze Familien mit all ihrer Habe und ihren Haustieren an Bord Kurs auf neues Land nahmen, wo sie sich niederlassen würden. Die gefahrvollen Fahrten über den Nordatlantik zu den Orkneys, Shetlands und Färöern sowie nach Island und Grönland bezeugen, dass die Schiffbauer der Wikingerzeit nicht nur schnelle Schiffe für überfälle im Nordseeraum bauen konnten, sondern auch äußerst seetüchtige Schiffe. Die Kolonisation begann, wenn Seefahrer neues Land entdeckten, oder wenn Männer von ihren Handels- und Beutezügen heimkehrten und die Nachricht von den weit besseren Verhältnissen verbreiteten, die im Ausland herrschten.
In einigen Gegenden scheinen die Wikinger die ursprünglichen Einwohner vertrieben zu haben. In anderen, wie etwa in Nordengland, scheint das Hauptunternehmen der Nordleute Viehzucht gewesen zu sein, und sie nutzten Land, für das die ursprünglich dort ansässigen Getreidebauern nur wenig Verwendung gehabt hatten.
Diejenigen, die nach Island und Grönland fuhren, fanden jungfräulichen Boden vor. Abgesehen von einigen wenigen irischen Mönchen auf Island "die die Insel aber schon bald verließen, weil sie keine Heiden zu Nachbarn haben wollten" scheinen Island und die Teile Grönlands, die von den Wikingern kolonisiert wurden, bei der Ankunft der Nordleute unbewohnt gewesen zu sein.
Zeitgenössische Aufzeichnungen über die Wikinger stammen größtenteils von Quellen in Westeuropa, die mit den Eindringlingen bittere Erfahrungen gemacht hatten. Es besteht daher kein Zweifel, dass es die schlechtesten Seiten der Wikinger sind, die uns hier präsentiert werden. Archäologische Ausgrabungen sowohl im Heimatland der Wikinger als auch an den Orten, an denen sie sich niedergelassen hatten, geben dem Bild wesentlich mehr Nuancen.Wir haben Funde von Siedlungen, Gehöften und Marktplätzen, wo verlegte oder beschädigte Gegenstände von einem einfachen täglichen Leben erzählen. Es gibt Spuren nach der Eisengewinnung in Gebirgsgegenden, wo Erz in den Sümpfen und genügend Wald die Grundlage für eine blühende Industrie legten. Steinbrüche, aus denen Speckstein für Töpfe oder auch besonders guter Wetzstein geholt wurde, wurden ebenfalls gefunden und analysiert. In einigen günstigen Fällen haben wir in Gegenden, wo später nichts mehr angebaut wurde, altes Ackerland gefunden. Hier können wir die zu Haufen zusammengetragenen Steine sehen, die einst sorgfältig vom Acker aufgelesen worden sind; und bei vorsichtiger Ausgrabung können sogar Furchen zum
Vorschein kommen, die der Pflug des Wikingerbauern gezogen hat.
Im Verlauf der Wikingerzeit veränderte sich die Gesellschaft. Führende Häuptlingsfamilien vermehrten ihren Landbesitz und ihre Macht und schufen damit die Voraussetzung für die Gründung von Staaten. Die ersten Städte entstehen, und von Staraja Ladoga und Kiew in Russland bis York und Dublin auf den britischen Inseln können wir uns eine Vorstellung vom Alltagsleben der Stadtbewohner machen. Marktplätze und Städte beruhten auf Handel und Handwerk, und obwohl die Stadt-Wikinger vermutlich Vieh besaßen und Landwirtschaft und Fischerei betrieben, um ihren eigenen häuslichen Bedarf zu decken, waren die Städte sicherlich auf Versorgung aus den umliegenden Regionen angewiesen. In Südnorwegen liegt der Marktplatz in Kaupang bei Larvik.Er wird in Ottars Bericht an König Alfred erwähnt. Kaupang war und blieb Marktplatz, während Birka am Mälarsee in Schweden und Hedeby an der deutsch-dänischen Grenze durchaus als Städte bezeichnet werden können. Diese beiden wurden gegen Ende der Wikingerzeit von den Einwohnern verlassen, während Ribe in Südjütland wie natürlich York und Dublin noch heute blüht. In diesen Städten finden wir gut regulierte Gebiete mit deutlich festgelegten Grundstücksgrenzen, Straßen und die Stadt umgebenden Befestigungen. Es ist offenkundig, dass einige Städte geplant waren. Viele wurden wohl auf Geheiß des Königs angelegt, wo er selbst oder die Männer seines Vertrauens über Stadtplanung und Grundstücksverteilung bestimmten. Wir können sehen, dass der Müllentsorgung nicht die gleiche Aufmerksamkeit gewidmet wurde wie der Städteplanung. Wir finden dicke Schichten Abfall. Damals müssen Dreck und Gestank höchst unangenehm gewesen sein; heute finden wir Spuren des Alltagslebens von Handwerksabfällen bis hin zu Läusen und Flöhen. So können wir uns ein Bild davon machen, wie die Menschen damals gelebt haben. Wir finden Dinge, die von weither gekommen sein müssen wie etwa arabische
Silbermünzen und Reste von Seidenstoffen aus Byzanz neben den Erzeugnissen einheimischer Schmiede, Schuhmacher und Kammmacher.
Am Ende der Wikingerzeit wurde das Christentum in den nordischen Ländern allgemein akzeptiert. Es war an die Stelle eines heidnischen Götterglaubens mit all seinen Göttern und Göttinnen getreten, von denen jeder die Macht in einem bestimmten Teilbereich des menschlichen Daseins hatte. Odin, alt und weise, war der Häuptling der Götter. Thor war der Gott der Krieger, während Freya für die Fruchtbarkeit des Bodens und des Viehs sorgte. Loki war der Zauberei kundig, war aber so unzuverlässig, daß die Götter ihm nur wenig vertrauten. Die Götter hatten gefährliche Gegner, die Riesen (Jötun), die die dunklen und düsteren Seiten des Daseins repräsentierten.
Am besten kennen wir die heidnischen Götter aus Schilderungen aus der frühen christlichen Zeit, wobei der neue Glaube diese Beschreibungen möglicherweise gefärbt hat. In Namen von Gehöften wie Thorshov, Frøyshov und Onsaker erkennen wir Namen heidnischer Götter wieder. Namen mit der Nachsilbe "hov" besagen, dass auf dem Gehöft ein heidnischer Tempel gestanden haben muss.
Die Götter hatten menschliche Züge und lebten wie die griechischen Götter des Olymps ein raues Leben. Sie bekämpften einander, aßen und tranken. Sterbliche, die im Kampf fielen, gingen direkt an den Tisch der Götter, um mit ihnen zu schmausen, und den Bestattungssitten nach zu urteilen benötigten die Toten im Jenseits die gleiche Ausrüstung wie auf Erden. In der Wikingerzeit wurden die Toten entweder eingeäschert oder aber unverbrannt bestattet. Grabbeigaben waren jedoch in beiden Fällen Sitte. Die Menge der Beigaben spiegelte sowohl Unterschiede in den Bestattungssitten als auch Statusunterschiede in der Gesellschaft wider. In Norwegen gab es besonders reiche Bestattungstraditionen. Daher stellen die Gräber eine überaus fruchtbare Quelle für unsere Kenntnisse über das Alltagsleben der Wikinger dar. Die zahllosen Gegenstände, die zum Gebrauch im Leben nach dem Tod mitgegeben wurden, vermitteln uns einen genauen und detaillierten Einblick in die Welt der Wikinger, obwohl natürlich vieles im Lauf der Zeit zerstört worden ist, so dass von der ursprünglichen Ausstattung eines Wikingergrabs meistens nur Reste übrig sind.
Die Grabfunde ergänzen unser Material von den ausgegrabenen Wohnsiedlungen. Hier in Städten und auf Höfen liegen verlegte und beschädigte Gegenstände, überreste von Häusern, Essens- und Handwerksabfälle, und in den Gräbern finden wir die schönsten und wertvollsten Gegenstände aus der persönlichen Habe des Toten. In den Gesetzestexten gibt es Andeutungen darüber, dass das, was wir heute Produktionsmittel nennen Land und Vieh der Familie gehörte. Grabbeigaben bestanden ausschließlich aus persönlichem Eigentum.
Ein Hinweis auf die Gewalttätigkeit der Gesellschaft ist die Tatsache, dass fast alle Männergräber Waffen enthalten. Ein gut ausgerüsteter Krieger musste ein Schwert haben, einen Holzschild mit einem Eisenbuckel in der Mitte zum Schutz der Hand, Speer, Axt und einen Bogen mit bis zu 24 Pfeilen. Helm und Brünne, mit denen Wikinger auf modernen Bildern häufig dargestellt werden, gibt es nur äußerst selten unter den archäologischen Funden. Helme mit Hörnern, die auf den Bildern so oft zur "Ausrüstung eines Wikingers" gehören, sind unter den echten Gegenständen aus der Wikingerzeit noch nie vorgekommen.
Selbst mit Waffen reichlich ausgestattete Gräber gewähren uns einen Einblick in friedlichere Tätigkeiten: Sichel, Sense und Hacke liegen Seite an Seite mit den Waffen; der Schmied hat seinen Hammer sowie Amboss, Zange und Feile bei sich. Dem Küstenbauern, der häufig in seinem Boot beigesetzt wurde, hat man sein Fischfanggerät mitgegeben. In den Frauengräbern finden wir persönlichen Schmuck, Küchengerät und Werkzeug zur Herstellung von Textilien. Auch Frauen wurden häufig in einem Schiff bestattet. Gegenstände aus Holz, Textil und Leder sind nur selten erhalten geblieben, so dass unsere Kenntnisse große Lücken aufweisen. In einigen wenigen Gräbern hat das Erdreich mehr bewahrt als sonst üblich. Entlang dem Oslofjord liegt direkt unter der Grasnarbe Tonerde, die so dicht ist, dass weder Luft noch Wasser durchdringen können. Einige Gräber sind nach tausend Jahren noch gut erhalten, und hier finden wir die ganze Palette von Gegenständen, die dem Verstorbenen einst mitgegeben wurden. Die Schätze der enormen Wikingerschiffgräber von Oseberg, Tune und Gokstad ausgestellt im Wikingerschiff-Museum auf Bygdøy in Oslo sind ein Paradebeispiel dafür, was unter günstigen Umständen an Material für die Nachzeit erhalten bleiben kann. Wir wissen nicht, wer die Toten sind, aber der Pracht nach zu urteilen müssen sie Standespersonen gewesen sein. Vielleicht waren sie sogar Mitglieder der königlichen Familie, unter der Norwegen später eine geeinte Nation wurde.
Die Gräber von Oseberg, Gokstad und Tune hat man kürzlich anhand einer Analyse der Jahresringe im Eichenholz datieren können. Das Osebergschiff wurde um etwa 815-820 n.Chr. gebaut, und die Beisetzung kann aufs Jahr genau datiert werden, nämlich 834. Die Schiffe von Gokstad und Tune wurden in den 890er Jahren gebaut und unmittelbar nach 900 in die Erde versenkt. In diesen drei Gräbern dienten große Schiffe als Grabraum. Vom Tuneschiff ist nur der Boden erhalten, und Plünderer haben fast alle Ausstattung geraubt. An dem, was übrig ist, können wir dennoch erkennen, daß das Schiff ursprünglich von der gleichen guten Qualität war wie die beiden anderen. Das Tuneschiff ist etwa 20 m lang gewesen; das Osebergschiff ist ungefähr 22m lang und das Gokstadschiff etwa 24m.
Zur Beisetzung wurde das Schiff an Land gezogen und in eine in die Erde gegrabene Grube hinuntergelassen. Hinter den Mast wurde eine Grabkammer gebaut, und hier wurde der Tote in seinen besten Kleidern in ein Bett gelegt. Reichliche Vorräte wurden an Bord gebracht, Pferde und Hunde wurden geopfert, und dann wurde ein großer Grabhügel über dem Schiff aufgetürmt. Ein Araber traf Ende des 9. Jahrhunderts auf einer Reise nach Russland zufällig eine Gruppe von Wikingern, die im Begriff waren, in der erwähnten Weise einen Häuptling zu bestatten. Ibn Fadlan schrieb nieder, was er sah, und diese Aufzeichnungen sind erhalten geblieben. Das Schiff des toten Häuptlings wurde an Land gezogen, und zahlreiche Kostbarkeiten wurden an Bord gebracht. Nachdem man dem Toten seine besten Kleider angelegt hatte, wurde er an Bord in ein Bett gelegt. Eine Sklavin, die sich entschieden hatte, ihm in den Tod zu folgen, wurde zusammen mit Pferd und Jagdhund geopfert. Das Schiff samt Inhalt wurde verbrannt, und über den überresten wurde ein großer Grabhügel errichtet. Funde von verbrannten Schiffsgräbern haben wir in den norwegischen Ländern sowie in westeuropäischen Wikingergegenden;die großen Gräber im Gebiet des Oslofjords wurden nicht in Brand gesteckt. Im Gokstadschiff wurde ein Mann gefunden, und höchstwahrscheinlich hat es auch im Tuneschiff ein Männergrab gegeben, während im Osebergschiff zwei Frauen bestattet waren. Die Skelette lassen darauf schließen, dass die eine Frau zwischen 50 und 60 Jahre alt war und die andere zwischen 20 und 30 Jahre. Wir werden nie wissen, welche von ihnen die Hauptperson und welche die Begleiterin war.
Sowohl das Oseberg- als auch das Gokstadgrab haben Besuch von Grabschändern gehabt; Schmuck und Luxuswaffen, die es ursprünglich in diesen Gräbern gegeben haben muss, sind verschwunden. Gegenstände aus Holz, Leder und Textil, an denen die Grabschänder nicht interessiert waren, sind demgegenüber bis in unsere Tage erhalten. An anderen Orten haben wir überreste von ähnlichen Schiffsgräbern, und es scheint Brauch gewesen zu sein, geopferte Hunde und Pferde mitzugeben sowie feine Waffen, ein gut Teil Schiffsausrüstung wie etwa Ruder und Landungsplanken, außerdem Schöpfkellen und Kochtöpfe für die Schiffsbesatzung, Landzelte und häufig importierte schöne Bronzegefäße, die ursprünglich sicher Essen und Trinken für den Toten enthalten haben.
Im Oseberggrab gab es keine Spuren von Waffen, was verständlich ist, da es sich um ein Frauengrab handelt. Alle übrige Ausstattung war jedoch vorhanden. Außerdem wurden der toten Hauptperson Gegenstände mitgegeben, die ihre Würde als Verwalterin und Hausfrau auf einem großen Hof symbolisieren. Es ist anzunehmen, dass die Frauen die Verantwortung für den landwirtschaftlichen Betrieb hatten, während die Männer auf Wikingerzug waren. Die Hausfrau auf Oseberg war sicher wie viele andere ihrer Mitschwestern eine sehr bestimmte und höchst geachtete Dame, ob sie nun gemeinsam mit anderen Frauen am Spinnrad oder Webstuhl saß oder die Aufsicht über die Landarbeit oder die Herstellung von Milch, Käse und Butter hatte. Außer dem Schiff wurden ihr ein Wagen und drei Schlitten mitgegeben. Ob sie ihre Reise ins Totenreich zu Land oder zu Wasser antrat Hauptsache war, dass es standesgemäß geschah. Genug Pferde waren geopfert worden, um sowohl vor die Schlitten als auch den Wagen gespannt zu werden.
Ein Zelt und Kochutensilien, Werkzeuge zur Herstellung von Textilien, Truhen und Schreine, Tröge, Milcheimer und Kellen, Tranchiermesser und Bratpfanne, Spaten und Hacken, Sättel, Hundeketten und vieles andere wurde in dem Grab gefunden. Proviant auf der Reise ins Totenreich waren zwei geschlachtete Ochsen; ein Roggenbrotteig war in einem großen Backtrog angesetzt, und in einem schön verzierten Eimer lagen Wildäpfel für den Nachtisch.
Viele Holzgegenstände sind mit reichen Schnitzereien verziert. Der Hof scheint viele Künstler beschäftigt zu haben. Sogar einfache Gebrauchsgegenstände wie etwa die Deichseln der Schlitten sind mit schönen Schnitzereien übersät. Die wesentlichsten Kenntnisse über die Kunst der Wikingerzeit vermitteln uns außer dem Osebergfund Schmuckstücke kleineren Formats aus Metall. Die Motivwahl ist die gleiche wie die für Holzschnitzereien. Die Künstler interessierten sich hauptsächlich für Tierfiguren. Es handelt sich um Fabeltiere, die sich winden und sich zu einem dichten, wirren Muster verflechten. Die Technik ist hochentwickelt; das heißt, die Holzschneider der Oseberg-Königin haben Holzschneideeisen und Schnitzmesser genauso sicher geschwungen wie ihr Schwert.
Auch dem Mann im Gokstadschiff hat ein begabter Holzschnitzer zur Verfügung gestanden, obgleich dieser Fund nicht so reich an geschnitzten Gegenständen ist wie der Osebergfund. Das Osebergschiff hat einen niedrigen Freibord und ist nicht so seetüchtig wie die Schiffe Gokstad und Tune. Nordseereisen werden ihm wohl trotzdem gelungen sein, und es mag ein typisches Schiff für die Wikingerangriffe um 800 n. Chr. gewesen sein. Eine Kopie des Osebergschiffes stellt unter Beweis, daß es zwar schnell segeln konnte, daß es aber nur schwer zu beherrschen war. Sowohl Oseberg- als auch Gokstad- und Tuneschiff waren höchstwahrscheinlich private Reiseschiffe von Standespersonen und eigentlich keine Langschiffe zur Beförderung von Kriegern. Das Gokstadschiff war sehr seetüchtig und besser als das Osebergschiff. Das haben Kopien bewiesen, die über den Atlantik gesegelt sind. Dank der Form seines Rumpfes ist das Schiff sowohl unter Segeln als auch mit 32 Männern an den Rudern ein schnelles Schiff gewesen. Selbst bei vollzähliger Mannschaft ragt das Schiff nur etwa einen Meter tief ins Wasser. Somit eignete es sich gut für rasche Angriffe auf fremde Küsten. Möglicherweise haben die Erfahrungen, die die Wikinger im frühen 9. Jahrhundert auf ihren zahlreichen Seereisen gesammelt hatten, eine rapide Weiterentwicklung des Schiffskörpers bewirkt. Wenn das stimmt, könnte der Unterschied zwischen dem Osebergschiff und dem Gokstadschiff das Ergebnis der Erfahrungen aus drei Generationen Nordsee-Schifffahrt und stundenlanger Diskussionen zwischen Schiffbauern sein, die Verbesserungen anstrebten.
Die Technik der Schiffbauer wird Klinkerbauweise genannt. Die für die Wikingerzüge gebauten Schiffe waren das Ergebnis von mehr als 1000 Jahren Entwicklung auf nordischem Boden. Die Schiffbauer wollten leichte, elastische Schiffe bauen, die sich Wind und Wellen anpassen und im Einklang mit den Elementen arbeiten würden, statt sich gegen sie zu stemmen. So wurde der Rumpf der Wikingerschiffe auf einem soliden Kiel gebaut, der zusammen mit sanft geschwungenen Steven das Rückgrat des Rumpfes bildet. Planke auf Planke wurde an Kiel und Steven angepasst und mit Hilfe von Eisennägeln aneinander befestigt. Diese Schale ist es, die dem Rumpf seine Geschmeidigkeit und Stärke verleiht. Nachdem der Schiffbauer der Schale die gewünschte Form gegeben hatte, wurden Spanten aus natürlich gebogenem Holz angepasst, was zusätzliche Stärke und Widerstandskraft bedeutete. Um die Flexibilität zu erhöhen, wurden Bordplanken und Spanten zusammengezurrt. Querbalken in Höhe der Wasserlinie sorgten für eine Versteifung Querschiffs, und besonders solide Holzstämme stützten den Mast. Auf Fahrt segelten die Schiffe mit einem viereckigen Rahsegel am Mast mittschiffs. Bei Windstille oder bei nicht allzu starkem Gegenwind konnte die Mannschaft rudern.
Im Laufe der Wikingerzeit wurden mehrere Schiffstypen entwickelt. In der späten Wikingerzeit gab es Kriegsschiffe, gebaut für Geschwindigkeit und eine große Mannschaft sowie Handelsschiffe, bei denen die Geschwindigkeit eine geringere Rolle spielte und deren Rumpf geräumiger war, um mehr Last aufnehmen zu können. Die Handelsschiffe hatten keine so große Mannschaft und waren eher zum Segeln als zum Rudern geeignet.
Um das Jahr 1000 ebben die Wikingerzüge ab. Die Wikinger waren Christen geworden, und der Religionswechsel hatte sicherlich eine dämpfende Wirkung auf ihren Drang zu plündern. Dänemark, Schweden und Norwegen waren selbständige Monarchien geworden. Das Dasein war selbst in christlichen Königreichen nicht immer von Frieden geprägt; ob Krieg geführt werden sollte oder nicht, hing von den wechselnden Bündnissen der Könige ab. So konnte ein Land zwar einen Krieg beginnen; die Zeit der privaten Kämpfe und auch die der Kolonisierung war jedoch vorbei. Die in der Wikingerzeit geknüpften Handelsbeziehungen blieben bestehen; die nordischen Länder waren jetzt allerdings Teil eines geeinten christlichen Europas.
Der Autor des Artikels, Prof. Dr. phil. Arne Emil Christensen, ist am Universitätsmuseum für nationale Altertümer in Oslo tätig. Seine Spezialgebiete sind die Geschichte des Schiffbaus sowie das Handwerk in der Eisenzeit und der Wikingerzeit.
Herausgegeben von Nytt fra Norge für das Kgl. Norwegische Außenministerium. Für den Inhalt des Beitrags ist ausschließlich der Autor verantwortlich. Nachdruck gestattet. Gedruckt im März 1996.
Wikingersturm in Europa
Wikingersturm in Europa
Es ist die Zeit Karls des Großen (747-814).
In Europa gibt es drei Reiche. Im spanischen Raum ist es das muslimische Emirat von Cordoba, in Griechenland und in der Türkei das Byzantinische Reich (Ost-Rom) und in der Mitte, im heutigen Frankreich, Deutschland und Italien das Fränkische Reich Karls des Großen. Im Norden, also in Skandinavien, lebten die Wikinger.
Der erste Wikingersturm über Europa
Die Wikinger besiedelten vor allem das Küstengebiet in Skandinavien und vermieden es, tief in die Wälder zu ziehen.
Noch zu Lebzeiten Karls griffen einige Wikinger aus dem heutigen südschwedischen Gebiet und auch von Norwegen aus, das große fränkische Reich an. Zuerst aber fielen sie über das in viele kleine Königshäuser zerstrittene England her. Sie hatten es auf die reichen Schätze abgesehen.
Im Morgengrauen des 8. Juni 794 überfielen sie über den Seeweg das Kloster auf der Insel Lindisfarne im Nordwesten Englands und verwüsteten das Kloster samt Umgebung. Sie machte reiche Beute und zogen genauso schnell von dannen, wie sie gekommen waren.
Dass sich so leichte Beute machen lässt, hatte sich bei den Wikingern rumgesprochen. Es folgte ein Raubzug nach dem andern. Bewaffnet mit äxten, Speeren und die reicheren Wikinger sogar mit Breitschwertern, konnten sie der christlichen Welt Angst und Bange machen. Sie griffen das Fränkische Reich von allen Seiten an. 845 zerstörten sie Hamburg und erobern Paris. Immer wieder plünderten sie die reichen Städte.
Im Jahre 866 setzte dann ein dänisches Heer nach England über. Aber diesmal ging es um mehr. Die Wikinger suchten neues Siedlungsland. Diesmal wurde das Land nicht einfach nur überfallen, sondern auch besetzt. Der Angelsachse Alfred der Große und König von Wessex konnte die Dänen aber noch einmal abwehren.
Auch die norwegischen Wikinger waren in der Eroberung der Länder fleißig und besetzten 874 Irland um es zu besiedeln. Zusammen mit den Dänen besiedelten sie die Westküste Englands, im sogenannten Danelag. Hier bildete sich das sogenannte "Große Heer".
Die Normannen in Frankreich
Als Karl der Große starb, zerbrach auch das riesige Frankenreich. Ideal für die Angriffe der Wikinger. Bereits 834 griffen sie die Handelstadt Dorestad an der Rheinmündung an und 845 wie schon oben erwähnt die gerade gegründete Stadt Hamburg an der Elbe. Wenig später eroberten sie Paris und verlangten ein recht üppiges Lösegeld für die Stadt. Doch sie zogen aber immer wieder ab.
Im Jahre 885 machte sich dann "Das Große Heer" von England aus auf, Frankreich entgültig zu besetzen. Mit 30.000 Dänen griffen sie die mit 200 Mann schwach geschützte Stadt Paris an. Aber Paris konnte gehalten werden. Nach 8 Monaten Belagerung der Stadt gaben die Wikinger auf. Für Paris natürlich ein grandioser Sieg.
Doch dem "Großen Heer" der Wikinger sollte es noch schlechter ergehen. Nicht die Feinde, sondern Hunger und Krankheiten rafften es schließlich 891 dahin.
Immer mehr besiedelten vereinzelte Wikinger die Küsten Frankreichs. 911 n.Chr. überschrieb der Frankenkönig Karl der Einfältige (Woher der wohl seinen Namen hat?) dem Wikingerhäuptling Rollo Ländereien in der heutigen Normandie, die seither den Namen ihrer neuen Herren hat, den Normannen (Nordmännern). Karl dachte sich, die würden die Franken vor Angriffen der Wikinger aus England schützen.
Wilhelm, ein Abkömmling Rollos, dem Wikinger, und wie einst dieser auch Herzog der Normandie, griff im Jahre 1066 die Angelsachsen im Süden Englands, einem noch nicht von den Wikingern besetzten Gebiet, an. Er wird in die Geschichte Englands als Wilhelm der Eroberer eingehen. Es gab noch ein Weilchen Streit zwischen Angelsachsen und Normannen, aber daraus wird dann 150 Jahre später unter König Richard I (Löwenherz) von England ein Volk werden.
In den 150 Jahren zwischen Rollo und Wilhelm passierten erstaunliche Dinge. Es wird etwas ruhiger im Westen Europas. Die Wikinger bauen immer mehr Festungsanlagen in Dänemark und auch anderswo. Gleichzeitig wird hier und da versucht, die Wikinger zu vereinen. Und die Christianisierung der Wikinger beginnt. Die grausamen Götter der Wikinger, allen voran Odin und Thor wurden gegen das Kreuz der Christen eingetauscht.
Norwegen wird im Jahre 995 vereint, und Knut der Große gründete gegen 1016 das Großdänische Nordseereich. Die Wikinger werden Könige wie auch schon vor ihnen die Franken und bauen an dem heutigen Norden Europas. Es gibt noch düstere Tage, so wird im Jahre 1050 die alte Stadt Haithabu von den Norwegern unter Knut dem Harten für immer zerstört und dann für Jahrhunderte von der Geschichte vergessen.
Die Normannen aber fuhren weiter in den Süden an der Küste Frankreichs und Spaniens entlang hinein ins Mittelmeer. Auf Sizilien (heute Italien) griffen sie dann 1061 die Araber an und eroberten die Insel. Bereits vorher lieferten sie sich Scharmützel mit dem muslimischen Cordoba im heutigen Spanien.
Dann wurde es ruhig um die Wikinger und sie hörten auf, als solche zu existieren.
Im Westen Europas hatten die Wikinger ordentlich alles durcheinander gewirbelt, sich mit dem Fränkischen Reich Karls des Großen angelegt und später sogar mit den Arabern. Aber auch das Byzantinische Reich bekam Besuch von den Wikingern und im Osten eroberten die sogenannten Rus ein Gebiet, das später Russland heißen wird.
Die Rus und die Waräger
Die Rus und die Waräger
Während die Norweger sich vor allem auf den Norden Englands, Irland und Island spezialisierten, und später sogar Grönland und Amerika erreichten, hatten es die Dänen auf die Küsten des Festlands abgesehen. Sie suchten das heutige Deutschland, Frankreich, Spanien und Sizilien in Italien heim. Und die Dänen&xnbsp; siedelten auch im Westen Englands. Die Dänen wurden später bekannt als "Normannen".
Etwas ruhiger und mit weniger Kriegsgeschrei ging die Besiedlung durch die Schweden im Osten vor sich. Ihre Ausdehnung nach Osten erfolgte nicht mit Kriegs-, sondern mit Handelsschiffen.
Von den slawischen Bewohnern des Ostens wurden sie Rus genannt. Mehrere Wikinger schlossen sich in Genossenschaften, die auch Lage genannt wurden, um gemeinsam Handelsreisen oder andere Unternehmen zu begehen und sich gemeinsam ein Schiff für die Fahrten zu leisten, was die Sache dann etwas billiger für jeden Einzelnen macht.
Jedenfalls im Einflussgebiet im Norden, Novgorod, hatten die Wikinger bereits im 9. Jahrhundert einen Handelsposten mit den Namen Holmgàrd.
Was erstaunlich war, der Sage nach riefen die slawischen Stämme selbst die Rus dazu auf, die Herrschaft über das Gebiet zu übernehmen, weil diese in Staatgeschäften begabter und erfahrener seien. Wahrscheinlich konnten die Slawen sich nicht auf einen König aus ihren eigenen Reihen einigen.
Wie es aber genau vor sich ging, ob die Wikinger nicht auch im Osten plündernd durch die Gegend zogen, und die Schwäche der zerstrittenen Slawischen Stämme ausnutzen, ist unbekannt.
Die Wikinger fuhren im Jahre 860 den Fluss Don runter und dann über die Wolga in das Kaspische Meer. Dann standen sie vor den Toren des Byzantischen Reiches, dessen Hauptstadt Konstaninopel war.
Zwei Gefährten des Rurik (Hrodrekr), der ab 862 als König das Land der Rus in Novgorod regierte, gründeten im Süden den Posten Kiew.
Im Jahre 882 wurde die Reiche Kiew und Novgorod von Ruriks Nachfolger Helgi (Oleg) vereint, wobei er die beiden Herrscher Kiews töten ließ. Aus dem Land der Rus holte er sich Schweden, die er zu einem Bund vereinte, die Wargärer (nordisch "væringjar", was Eidgenossen meint). Sie bildeten eine Garde aus gleichzeitig Handelsleuten und Kriegern.
Im Jahre 911 griff Helgi mit seinen Wargärern Konstaniopel an. Plündernd fuhren die Wikinger von Kiew aus durch das Kaspische Meer. 944 kommt es zum Friedensvertrag zwischen Byzanz und Kiew. Die Wargärer werden zu Söldnern des Byzantischen Reiches und bildeten das Kernstück der Armee.
Kiew und Novgorod dehnten sich weiter aus. Nach dem Tode Igors, dem Nachfolger von Helgi, übernahm dessen Frau Olga im Jahr 954 die Regierungsgeschäfte für ihren Sohn, der noch etwas zu jung dazu war.
Olga besuchte den Byzantischen Kaiser,um sich dessen Religion genauer anzusehen, fand die Orthodoxe Kirche aber nicht so dolle. Zwar holte sie Missionare ins Land, aber dann einigte sie sich mit dem deutschen Kaiser Otto I, katholische Geistliche nach Kiew kommen zu lassen. Das Rittertum des Westens ersetzte dann auch im Osten den Kriegerglauben der Wikinger an Odin und Thor.
Kiew-Novgorod wurde dann vor allem durch Heirat immer größer. Die unmittelbare Nähe zu Byzanz sorgte dann auch dafür, dass der kulturelle Einfluss aus Byzanz stärker wurde. Im Jahre 990 lässt sich der Großfürst Wladimir I, der beide Reiche 980 vereinte, im orthodoxen Glauben taufen und heiratete Anna, die Schwester des byzantischen Kaisers Basileios II.
Die Geschichte ging natürlich weiter. Aus Kiew-Novgorod wurde dann, nach dessen Zerfall, nach überfällen durch die "Goldene Horden" des Dschingis-Khan, und nach Kriegen gegen Schweden, Mongolen bzw. Tartaren, das russische Zarenreich. In Novgorod wird eine Stadt Namens Moskau gegen 1147 gegründet.
Sie ist heute die Hauptstadt Russlands. Kiew wurde zur Hauptstadt der heutigen Ukraine.
Im Osten Europas kamen die schwedischen Wikinger bis ans Schwarze Meer. Etwas raubeiniger ging es im Westen mit den dänischen und norwegischen Wikingern zu.
Die Normannen in Frankreich
Die Normannen in Frankreich
Als Karl der Große starb, zerbrach auch das riesige Frankenreich.
Ideal für die Angriffe der Wikinger. Bereits 834 griffen sie die Handelstadt Dorestad an der Rheinmündung an und 845 wie schon oben erwähnt die gerade gegründete Stadt Hamburg an der Elbe. Wenig später eroberten sie Paris und verlangten ein recht üppiges Lösegeld für die Stadt. Doch sie zogen aber immer wieder ab.
Im Jahre 885 machte sich dann "Das Große Heer" von England aus auf, Frankreich entgültig zu besetzen. Mit 30.000 Dänen griffen sie die mit 200 Mann schwach geschützte Stadt Paris an. Aber Paris konnte gehalten werden. Nach 8 Monaten Belagerung der Stadt gaben die Wikinger auf. Für Paris natürlich ein grandioser Sieg.
Doch dem "Großen Heer" der Wikinger sollte es noch schlechter ergehen. Nicht die Feinde, sondern Hunger und Krankheiten rafften es schließlich 891 dahin.
Immer mehr besiedelten vereinzelte Wikinger die Küsten Frankreichs. 911 n.Chr. überschrieb der Frankenkönig Karl der Einfältige (Woher der wohl seinen Namen hat?) dem Wikingerhäuptling Rollo Ländereien in der heutigen Normandie, die seither den Namen ihrer neuen Herren hat, den Normannen (Nordmännern). Karl dachte sich, die würden die Franken vor Angriffen der Wikinger aus England schützen.
Wilhelm, ein Abkömmling Rollos, dem Wikinger, und wie einst dieser auch Herzog der Normandie, griff im Jahre 1066 die Angelsachsen im Süden Englands, einem noch nicht von den Wikingern besetzten Gebiet, an. Er wird in die Geschichte Englands als Wilhelm der Eroberer eingehen. Es gab noch ein Weilchen Streit zwischen Angelsachsen und Normannen, aber daraus wird dann 150 Jahre später unter König Richard I (Löwenherz) von England ein Volk werden.
In den 150 Jahren zwischen Rollo und Wilhelm passierten erstaunliche Dinge. Es wird etwas ruhiger im Westen Europas. Die Wikinger bauen immer mehr Festungsanlagen in Dänemark und auch anderswo. Gleichzeitig wird hier und da versucht, die Wikinger zu vereinen. Und die Christianisierung der Wikinger beginnt. Die grausamen Götter der Wikinger, allen voran Odin und Thor wurden gegen das Kreuz der Christen eingetauscht. Norwegen wird im Jahre 995 vereint, und Knut der Große gründete gegen 1016 das Großdänische Nordseereich.
Die Wikinger werden Könige wie auch schon vor ihnen die Franken und bauen an dem heutigen Norden Europas. Es gibt noch düstere Tage, so wird im Jahre 1050 die alte Stadt Haithabu von den Norwegern unter Knut dem Harten für immer zerstört und dann für Jahrhunderte von der Geschichte vergessen.
Die Normannen aber fuhren weiter in den Süden an der Küste Frankreichs und Spaniens entlang hinein ins Mittelmeer. Auf Sizilien (heute Italien) griffen sie dann 1061 die Araber an und eroberten die Insel. Bereits vorher lieferten sie sich Scharmützel mit dem muslimischen Cordoba im heutigen Spanien.
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Dann wurde es ruhig um die Wikinger und sie hörten auf, als solche zu existieren.
Die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger
Die Entdeckung Amerikas durch die Wikinger
Eine Briefmarke mit einem Wikinger Drachenschiff aus Island.
So soll er ausgesehen haben, der Wehrturm, den die Wikinger in Amerika zum Schutze vor den Indianern gebaut haben.
Wer zuerst kommt, den vergisst die Geschichte!
Kaum zu glauben, Bjarne Herjolfsson sichtete als erster Europäer Amerika (985). Eigentlich wollte er ja nach Grönland, aber ein Sturm brachte ihn an die Küste von Labrador (Kanada).
Bjarne war ein Handelsmann, der eigentlich grad von einer Handelsreise zurückkam. In Grönland (Grünland) angekommen, erzählte er vom Sturm und vor allem von dem Neuen Land.
Leif Eriksson (992) versuchte, mit seinen Leuten dieses Land wiederzufinden. Sie fanden es. An der Küste von Neufundland landete er mit 35 Wikingern und nannte dieses Land Vinland (Weinland). Der Name soll von seinem Bordskameraden aus Deutschland kommen, der dort als erstes wilden Wein fand, den er von seiner Heimat an der Mosel her kannte.
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Erst 1492 landete Christopher Columbus in Amerika. Also, gut 500 lange Jahre nach den Wikingern. Aber, da die Wikinger von den Christen, die sie "paganos" (Heiden) nannten, nicht so ganz ernstgenommen wurden, hatten sie diese kleine Reise, in ihren Geschichtsbücher irgendwie "vergessen" zu erwähnen.
Die Wikinger in Grönland
Doch wer war Leif Eriksson? Wie der Name schon sagte "Eriksson", was in der Sprache der Wikinger soviel bedeutet wie: "Der Sohn des Erik". Nicht irgend eines Eriks, nein. Er war der Sohn von Erik dem Roten. Tja, und der hatte den Namen wohl wegen seiner roten Haare.
Jedenfalls, Erik ist ein Wikinger so wie wir uns den vorstellen. Zuerst flog er im hohen Bogen aus Dänemark, weil er da Streit hatte, flüchtete nach Island, aber da flog er natürlich auch im hohen Bogen raus. Richtig, weil er auch da einen handfesten Streit hatte. Für 3 Jahre verbannten ihn die Isländer.
Mit derartigen Drachen-Schiffen schipperten die Wikinger über den Atlantischen Ozean und natürlich auch durch die Nordmeere Skandinaviens.
Heute werden die Boote der Wikinger von den Fans nachgebaut.
Erik machte sich im Jahre 970&xnbsp;n.Chr. mit den Seinen auf, ein sagenhaftes Land Gunbjörn-Schären irgendwo im Westen zu entdecken. Er kam nach Grönland. Man konnte zu der Zeit da noch siedeln. Für Wikingerverhältnisse war die dortige Kälte offenbar erträglich. Erik kehrte nach Island zurück und konnte ein paar Mannen davon überzeugen, mit ihm nach Grönland zu fahren, wo er dann zu ihrem König wurde.
Doch das Klima schien irgendwann dann doch zu rau zu werden. Jedenfalls Grönland wurde wahrscheinlich um 1350&xnbsp;n.Chr. von den Wikingern verlassen.
Auch Amerika konnte nicht gehalten werden. Die Indianer, von den Wikinger als Skaeklinge (Schwächlinge) belächelt und sagen wir mal auch gepiesackt, waren anscheinend doch etwas stärker als angenommen. Noch gelegentlich wurde Holz für Grünland aus Amerika besorgt.
Auf Grönland stehen noch die Mauern einer alten Kirche, was zeigt, am Ende waren diese Wikinger Christen geworden.
In der Skizze sieht man, dass die Boote sehr flach gebaut wurden. Etwa 10-12 Nordmänner hätten hier Platz.
Die Entdeckung Amerikas vor 1000 Jahren mit solchen Schiffen ist schon eine Leistung. Die Wikinger waren nicht nur gute Navigatoren, sondern such Meister der Schiffsbaukunst. Gerade das machte sie in Europa so stark.
Ihre skandinavische Heimat hatte ja nicht nur die unterschiedlichsten Küstenformen, sondern auch reichlich viele Inseln in den Nordmeeren, die ja irgendwie auch erreicht werden mussten.
Ihr Segel wurde berüchtigt. Wer die Drachenschiffe am Horizont sah, der wusste, das hatte nichts Gutes zu bedeuten.
Am Bug des Bootes, also vorne, und auch manchmal sogar am Heck, also hinten, hatten die Wikinger Bastelarbeiten angebracht, die eine Schlange oder eben einen Drachen darstellten.
Aber, die Wikinger waren ja nicht nur Saufkumpanen und Raufbolde, wie die christliche Geschichtsschreibung gerne über ihre Feinde sagte. Die Wikinger betrieben auch Handel und schließlich gab es ja auch mal friedliche Zeiten. Und sie handelten auch mit den Arabern, während die christliche Welt sich auf die Kreuzzüge vorbereite.
Eine Szene in den Straßen von Haithabu
Ihre Handelsstadt, wenn man denn von Stadt reden darf, war Haithabu, gelegen bei Schleswig im heutigen Schleswig-Holstein an der Schlei (ein Ostsee-Arm in Nord-Deutschland). "Eine große Hafenstadt am äußersten Rand des Weltmeeres" nannte sie um 965&xnbsp;n.Chr. der arabische Kaufmann At-Tartûschi.
Ganz da oben, nördlich von Hamburg, gleich unter Dänemark, lag einst die Stadt der Wikinger - Haithabu
Links über Wikinger
Links über Wikinger
Die Wikinger trugen keine Helme mit Hörnern und nicht alle waren Krieger !
Ein nachgebautes Drachenboot der Wikinger
Deutschsprachige Seiten
Im Schloß-Gottorf in Schleswig wird einiges ausgestellt. Die Webseite selbst hat allerdings nicht viel zu den Wikingern zu bieten. Etwas Schade für eine Museumsseite.
Das Danewerk ist das größte Bauwerk der Wikinger-Kultur. Dieser riesige Grenzwall ging einmal komplett durch das heutige Schleswig-Holstein von der Ost- bis an die Nordsee und sollte die Wikinger und vor allem den Hafen von Haithabu vor Angriffen schützen.
Die Stadt Ribe, alles nachgebaut, so wie damals die Wikinger lebten. Diese Anlage kann man in Dänemark besuchen. Muss man auch, wenn man schon in Dänemark mit dem Auto Urlaub macht. Auf den Webseiten kann man sehen, was es da alles gibt.
Auch hier ein Einblick in das Osloer Schiffsmuseum aber auch andere Sachen der Wikinger, wie etwa einen anständig schweren Runenstein und eine hölzerne Kirche.
So könnte ein Wikinger damals vor einem Runenstein gesessen haben
Eine übersicht der Rekonstruktionen nordischer Schiffe, inklusive der Wikinger-Boote. Du kannst dir hier Skizzen von den Schiffen holen und auch direkt auf die Webseiten der rekonstruierten Schiffe gelangen.