
"Non nobis Domine, Domine non nobis, Domine, sed nomini, sed nomini tuo da gloriam."
AMEN
"Nicht uns, Herr, Herr nicht uns, Herr, sondern dem Namen, deinem Namen gib Ruhm."
AMEN
"Non nobis Domine, Domine non nobis, Domine, sed nomini, sed nomini tuo da gloriam."
AMEN
"Nicht uns, Herr, Herr nicht uns, Herr, sondern dem Namen, deinem Namen gib Ruhm."
AMEN
Die Geschichte des sagenumwobenen Templerordens. Ein Orden von Krieger und Gnostikern, die das geheime magische Wissens des Ostens nach Europa brachten. Kaum eine Geheimgesellschaft davor oder danach hat der Nachwelt so viele Anlässe für die wildesten Spekulationen gegeben. Verschaffen Sie sich einen überblick über einen der mächtigsten Orden aller Zeiten.
Baudoin II., König von Jerusalem empfängt 1118 neun fromme und gottesfürchtige französische Ritter. Ihre Absicht: Die Gründung einer Gemeinschaft. Sie soll Pilger zum Heiligen Grab vor Dieben, Wegelagerern und Mördern schützen und öffentliche Landwege überwachen.
Jerusalem ist der Ort, in dem Anhänger dreier Religionen aufeinandertreffen. Für die Juden ist Jerusalem der Ort, wo Salomons Tempel gestanden hat. Die Mohammedaner verehren hier den Felsblock auf dem Berg Morija als Heiligtum. Denn von hier aus wurde Mohammed in den Himmel Allahs erhoben. Und für die Christen ist es die Stätte, wo Christus gewandelt und gelitten hatte. Zudem, ein frommer Christ hat das Grab von Christus einmal im Leben aufzusuchen.
Die Kreuzzüge kommen gelegen, um von der miserablen europäischen Situation widerstreitender Königshäuser und Adelsgeschlechter abzulenken. Versucht wird, aus der Not eine Tugend zu machen. Baudoin II. kommt den Rittern mehr als entgegen. Er weist ihnen ein Haus in einem Flügel seines Palastes als Wohnung zu. Einst stand an derselben Stelle der Tempel Salomos auf dem Masjid-el-Aksa.
Die neun Ritter bitten den Patriarchen von Jerusalem, ihre Aufgaben offiziell anzuerkennen. Es ist ihr Wunsch, künftig ein mönchisches Leben zu führen und als Streiter Christi betrachtet zu werden. Der Entschluß wird gebilligt. So legen sie vor ihm die drei Gelübde ab:
der Keuschheit,
des Gehorsams,
des Verzichtes auf persönlichen Besitz.
Und etwas Erstaunliches geschieht: den neun Mönchsrittern wird das Grundstück abgetreten, das ihren Palastflügel umgab. Das gesamte Templum Salomonis steht ihnen nunmehr allein zur Verfügung. Ab jetzt nennen sie sich "Arme Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel". Durch Guillaume de Tyr ist überliefert, daß sie neun Jahre lang allein bleiben. Niemand wird in ihren Kreis aufgenommen, mit einer Ausnahme. Hugo, Graf von Champagne, einer der größten Lehnsherren Frankreichs stößt 1125 zu den neun Rittern hinzu. Er wird, als sich der Orden konstituiert, dessen erster Großmeister.
Bis zum Jahre 1128 bleiben sie Laien. Mindestens sechs der Ritter kehren in diesem Jahr nach Frankreich zurück. Sie ersuchen nun, zehn Jahre nach Gründung ihrer Ritterschaft, um die Anerkennung als Orden mönchischer Konstitution. Sie werden vom Papst Honorius auf dem Konzil von Troyes anerkannt und mit Privilegien ausgestattet, die den Boden für ihren zukünftigen Einfluß bereiten.
Sie unterstehen einzig und allein dem Papst. Sie werden somit unabhängig von der Weltgeistlichkeit, den Bischöfen und Erzbischöfen.
Es ist ihnen möglich, durch eigene Geistliche die Sakramente auszuüben.
Vom Zehnten sind sie befreit. Darüber hinaus dürfen sie in ihrem Einflußbereich selbst den Zehnten eintreiben, wie auch die gesamte Kriegsbeute behalten.
Die Ordensregeln entwarf der heilige Abt Bernhard von Clairvaux, die damals markanteste Persönlichkeit geistigen Standes im Abendland. Wem oder welcher Sache war er verpflichtet? Die heute vorliegenden Dokumente beweisen den Einfluß des heiligen Bernhard - geistiges Haupt des Zisterzienserordens. Sie legen nahe, daß die neun Ritter von ihm gesandt waren.
Louis Charpentier führt in "Die Geheimnisse der Kathedrale von Chartres" eine Schwurformel der Tempelritter an. Sie scheint den Eid der ersten Ritter wiederzugeben:
"Ich schwöre, meine Rede, meine Kräfte und mein Leben in die Verteidigung des Bekenntnisses des in den Mysterien des Glaubens gegenwärtigen Gottes zu heiligen. Ich gelobe dem Großmeister des Ordens Unterwerfung und Gehorsam. Wenn die Sarazenen in christliches Land einfallen, werde ich übers Meer fahren, um meine Brüder zu befreien. die Hilfe meines Arms soll der Kirche und den Königen gehören im Kampf gegen die Heidenfürsten. Sind meiner Feinde nicht mehr als drei, so werde ich sie bekämpfen und niemals feige die Flucht ergreifen. ohne Beistand werde ich sie bekämpfen, wenn sie Ungläubige sind."
In einer Handschrift des Priors einer portugiesischen Provinz heißt es:
"Ich..., Ritter des Ordens vom Tempel...gelobe...Unterwerfung unter den Großmeister des Ordens, den Statuten gemäß, die uns vorgeschrieben sind von unserem Vater, dem heiligen Bernhard, ...und daß ich den Ordensbrüdern, vor allen Dingen den Ordensbrüdern von Ciiteaux und ihren äbten..., keine Hilfe versagen werde."
Folgende Aussage findet sich in einer Verteidigungsschrift eines gefangen gehaltenen Templers:
"Heilige Maria, Mutter Gottes, verteidige Deinen Orden, der von deinem heiligen und teuren Bekenner, dem seeligen Bernhard gegründet worden ist..."
Ihm, Bernhard, also galt das Gelübde des Gehorsams, noch bevor es zur offiziellen Stiftung kam. Von ihm ging der Auftrag aus, der wohl mehr besagte als: bewacht die Straßen der pilgernden Christen.
Seit Jahrhunderten werden die Templer mit einem geheimnisvollen Auftrag in Beziehung gesetzt. Was spricht dafür?
Und dieser Auftrag lautet:
Findet die Bundeslade mit den Tafeln des Gesetzes.
Die in der Bundeslade überlieferten Weisheiten des Orients sollten aufgefunden, geborgen und fruchtbar gemacht werden. Errichtet erneut den Salomonischen Tempel!
Der Tempelritter Jacques de Montfaucon bestätigt, daß die Bilder der alten Sprache nicht im äußerlichem Sinne zu verstehen sind. Der Tempel in seinem edlen Maß und seiner vollkommenen Harmonie wurde seit je als Abbild der göttlich-geistigen Weltordnung betrachtet. Seit Salomons Tempel zerstört wurde, streben Menschen danach, ihn wieder aufzubauen. (587 v. Chr. ließ Nebukadnezar ihn in Brand setzen)
"An diesem göttlichen Tempel auf Erden baut man, wenn man danach strebt, das Zusammenleben der Menschen in Familie, Orden und Gesellschaften, in den einzelnen Völkern und im Zusammenwirken der Völker über die Erde hin nach Maß, Zahl und Gewicht, das heißt nach Gesetz, Folge und Ordnung zu gestalten; man stellt den Tempel wieder her, wenn die Menschen ihre Arbeit an der Erde in übereinstimmung verrichten mit den göttlich-schaffenden Kräften, die in der Natur walten und sie lebendig erhalten."
Im Exodus 31, 18 heißt es: Und da der Herr ausgeredet hatte mit Moses auf dem Berge Sinai, gab er ihm zwei Tafeln des Zeugnisses; die waren steinern und beschrieben mit den Fingern Gottes". Diese Tafeln gelten als Inhalt der Bundeslade. Die Tafeln des Gesetzes sind die Tafeln des Logos, des Wortes, der Vernunft, des Verhältnisses, der Zahl. Salomo sagt von Gott, daß er alles mit Maß, Zahl und Gewicht geordnet hat. Moses überlieferte diese Einweisung in semitischer Sprache mittels einer Schrift, die mit der Kabbala enträtselt werden kann. Es scheint, daß das Hohe Lied Salomos einen Kommentar zu den Gesetzestafeln darstellt. Der heilige Bernhard von Clairvaux hat dieser Schrift einhundertundzwanzig seiner Predigten gewidmet. Ein Zufall? Im Buch der Könige (1. Könige 8) findet sich innerhalb der kanonischen Schriften die letzte Erwähnung der Lade:
"Da sprach Salomon: Der Herr hat geredet, er wolle im Dunkeln wohnen. So habe ich nun ein Haus gebaut, dir zur Wohnung, einen Sitz, daß du ewiglich da wohnest".
Helfen die Quumranrollen weiter?
Darin gibt es folgenden Hinweis: In den 2000 Pferde umfassenden Räumen unter Salomons Tempel wurde ein Schatz vergraben. Haben die Tempelritter dort Jahr für Jahr gegraben und die Bundeslade an einer dieser Stellen ausfindig gemacht?
Vor wenigen Jahren wurde die Hypothese untermauert, daß sich die Lade heute in äthiopien befindet. Sie kann aber nur von einer einzigen Person einmal im Jahr in Augenschein genommen werden. Und diese Person ist an das Schweigen darüber gebunden. Ob die Bundeslade mit den Tafeln, dem Aaronstab und dem Mannamaß von den Tempelrittern gefunden wurde, bleibt ungeklärt. Sicher ist jedoch, daß die Rückkehr der Tempelritter im Jahre 1128 mit dem Beginn des gotischen Kathedralenbaus korrespondiert.
Barg der grünende Aaronstab ein ganz bestimmtes heiliges Maß? Soweit sich Insider äußern, hängen die Tafeln des Gesetzes und das Ringen der Templer um den Heiligen Gral zusammen. Sie formulieren einen wichtigen Teil ihres Geheimnisses wie folgt:
"Drei Tafeln haben den Gral getragen: eine runde Tafel, eine quadratische Tafel und eine rechteckige Tafel. Alle drei haben denselben Flächeninhalt; ihre Zahl ist 21..."
Wenn man die Zahl 21 als 2:1 liest
sie auf die geometrische Figur des Rechteckes mit den Seitenverhältnissen 2 : 1 bezieht, kommt man zur Diagonale Wurzel aus 5.
Wird diese Diagonale um die Breite 1 des Rechtecks verlängert,
teilt man diese neue Strecke durch 2, so erhält man eine Strecke, deren Zahlenwert auf 1 bezogen den Goldenen Schnitt ergibt. Die Zahl des Goldenen Schnittes bezeichnet genau ein Verhältnis, dessen Teile immer auf das Ganze bezogen bleiben.
Der Tisch des Abendmahles, die mystische Tafel der Christen, ist rechteckig. Daher hat der Chor einer christlichen Kirche einen rechteckigen Grundriß.Auch die Grundrisse ägyptischer und griechischer Tempel basieren auf dem Prinzip der rechteckigen Tafel. Der Hagia Sophia von Konstantinopel liegt die quadratische Tafel zugrunde, ebenso dem Allerheiligsten des Salomonischen Tempels. Die Rundkirchen der Tempelritter jedoch wurden über der runden Tafel errichtet. Mathematisch und baugeometrisch interessant ist folgendes: Durch mathematische Operationen, ausgehend vom Goldenen Schnitt ( 1,618...) stößt man auf p = 3,1416... Damit wiederum können die Kreismaße ermittelt werden, sofern der Durchmesser bekannt ist. Das heißt, daß die rechteckige Tafel mit dem Seitenverhältnis 2 :1 den Schlüssel zur Verwandlung in eine Kreisfläche enthält. Die runde Tafel kann also von der rechteckigen Tafel abgeleitet werden.
Nach dem Fall von Jerusalem und der Templer-Hochburg Akkon im Jahre 1291 ziehen sie sich nach Zypern zurück. Sie errichten hier ihren Hauptsitz und verwalten ihre Komtureien in Europa. Durch eine jahrelange Schule von Ordensregeln, Ordenshierarchie und Geheimkonventen gehen die Brüder. Die Besten übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben in den jeweiligen Provinzen. Konkret sorgten sie dafür, daß:
Auch die Städte blühten durch das Wirken der Templer auf. Die mit solidem Steinbett versehenen Straßen ermöglichten ein schnelles Versickern des Wassers. Das ermutigte die Kaufleute zur Mobilität. Hinderliche Zollschranken und Brückengelder wurden ganz abgeschafft oder sehr erträglich für Kaufleute gestaltet. Die Tempelritter beschützten die Straßen. Händlern nahmen große Umwege in Kauf, um sicher und unter Nutzung der zahlreichen Scheunen und preiswerten Raststätten zu reisen.
Es gibt Hinweise, daß den Templern der Kontakt mit einem jenseits des großen Meeres (Mexiko?) gelegenen Volkes gelungen ist. Von dort bezogen sie Gold, vor allem aber Silber. Die Einfuhr von Silber und Gold gab dem Handel der Templer eine sichere Grundlage. Sie erlaubte einen Geldverkehr mit Wechseln und schriftlichen Zahlungsanweisungen im Landesinnern und vor allem in fremden Ländern.
Das war von immenser Bedeutung. Erst durch die in allen Großstädten Europas errichteten Wechselstuben konnte der riskante Transport und Tausch von Ware gegen Ware wegfallen. Nach Jacques de Montfaucon bewirkte diese neue Art des Handelsverkehrs einen enormen Vertrauenszuwachs in das Bankgeschäft der Templer. Ihnen wurde sogar der Staatsschatz des französischen Königshauses zur Aufbewahrung übergeben. Als Jacques de Molay 1298 Großmeister der Templer wird, ist das Ansehen seines Ordens gewaltig. Ob Handel, Kunst, Architektur, Diplomatie, Finanzen: Vieles ist den Templern durch ihr ebenso umsichtiges wie gewissenhaftes Engagament gelungen. Längst sind sie ein sehr realer Machtfaktor geworden.
Lediglich der Papst hatte gegenüber diesem überall in Europa fest etablierten und ungemein erfolgreichen und innovativen Orden Weisungsbefugnis. Wer gegen die Templer vorzugehen ersann, würde auch den Papst herausfordern. Dieser Jemand war Philipp IV., der Schöne, König von Frankreich seit 1285. Philipp war zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt seiner Machtentfaltung. Ihm war es gelungen, Papst Bonifatius VIII. zu Fall zu bringen. Jener Papst hatte feierlich erklärt, daß er auch in der irdischen Weltordnung über Kaiser und Königen stünde. Für Bonifatius VIII., den Philipp "Seine zu große überheblichkeit" nannte, hatten die Tempelritter Partei ergriffen. Sie hielten die Trennung der weltlichen von der geistlichen Gewalt für richtig.
Ihr politisches Credo hieß: keine erbliche, sondern eine gewählte Monarchie, solle die Geschicke des Staates bestimmen. In der Ausübung ihrer Amtspflichten solle diese durch templerische Prinzipien kontrolliert und ausbalanciert werden. Sie, die Ritter, sahen sich als Wiedererrichter des Salomonischen Tempels. Sie waren die schöpferische Wirkkraft Gottes auf Erden. Durch die Einsicht in dessen Weisheit auserwählt, sahen sie sich als Zünglein an der Waage. Als vermittelnde Macht zwischen den Gewalten des Glaubens und des Wissens, Papst und Kaiser.
Die Misere in Europa entstand durch sich eifersüchtig beneidende und bekämpfende Herrschaftsbereiche. So mag der Traum der Templer eine Art Völkerbund gewesen sein Jeder Fürst Europas hingegen trachtete danach, sich mit Philipp gut zu stellen. Nichts war gewisser, als daß sein Einfluß bei der Papstwahl entscheidend sein würde. Der Erzbischof von Bordeaux der neue Papst. Er wurde 1305 nicht nur in Billigung, sondern unter Einfluß des französischen Königs als Clemens V. eingesetzt.
Er wußte, daß er nach Ermessen Philipps dessen Werkzeug sein würde. Philipp mag an der Verwirklichung eines starken, autonomen französischen Staates -koste es, was es wolle - gelegen haben. Dafür hätte er die innere Zielsetzung des Templerordens verfälschen, den Orden in sein dynastisches Interesse zwingen müssen. Seine wiederholten Versuche, sich selbst oder mindestens seinen Sohn zum Großmeister der Templer ernennen zu lassen, schlugen fehl. Womöglich waren sie der Versuch, das universell ausgerichtete politische Ziel des Ordens zu unterlaufen. Er konnte es nicht kennen, ahnte es aber.
Jaques de Molay war die Aufgabe zugewiesen, die Vision der Tempelritter nicht zu verraten. Auch nicht einem sich immer mächtiger gebärdenden französischen König. Im Jahre 1306 wird Molay von Papst Clemens nach Frankreich eingeladen. Er soll mit ihm und Großmeistern anderer Orden einen neuen Kreuzzug zur Befreiung des heiligen Grabes besprechen.
Aber die Verhandlungen ziehen sich hin. Im Oktober 1307 wird Molay von königlichen Offizieren gefangengenommen und wegen Ketzerei angeklagt. In der gleichen Nacht ergeht gegen alle Tempelritter Frankreichs der Haftbefehl. Die jahrhundertealte unantastbare Integrität des Ordens, seine Unabhängigkeit von jeglicher weltlicher Macht war gebrochen. Für Jacques de Molay hieß das sieben Jahre lang Einkerkerung, Verhör, Erniedrigung, Folterung bis zu seinem Opfertod. Philipp hatte in Bezug auf die Anklagepunkte ganze Arbeit geleistet. Was wurde dem Orden angelastet?
Zwischen 1311 und 1312 findet das Konzil zu Vienne statt. Der Templerorden wird durch päpstliche Verfügung aufgelöst - ohne für schuldig befunden zu sein.
Mitte März 1314 werden die Anführer des Templerordens zu lebenslanger Haft verurteilt. Jaques de Molay - Großmeister des Ordens und Geoffroy de Charnay - Präzeptor der Normandie protestieren gegen den Richterspruch. Sie leugnen Geständnisse, die sie zuvor im mehrjährigen Prozeß unter Folterqualen abgelegt hatten. Eilig werden sie auf der Seine-Insel Ile des Javiaux verbrannt.
Der französische König sieht der Verbrennung vom Palastfenster aus zu. Er zieht sich zurück, als der Geruch des verbrannten Fleisches sich über die Seine hinaus zu ihm hin ausbreitet. Kurze Zeit später wird ihm zugetragen, was Jacques de Molay in seiner Todesstunde prophezeite:
Der König und der Papst werden binnen Jahresfrist vor den göttlichen Richterstuhl treten.
So geschieht es auch. Noch innerhalb des Jahres stirbt sowohl Philipp, wie auch der Papst. Der Orden jedoch, dessen offizielle Geschichte damit beendet ist, wird weiter wirken. Seine Spuren reichen bis in die heutige Zeit.
Templerorden
Der Templerorden war der erste der geistlichen Ritterorden die in der Folge der Kreuzzüge entstanden. Sie vereinen die Ideale des Adels ( Ritter ) mit denen der ( Johanniter -) Mönche . Bis zu diesem Zeitpunkt schlossen diese beiden Stände einander aus. Der Name Templer rührt von da her dass die erste Burg des Ordens auf dem Tempelberg stand.
Die Ereignisse der frühen Jahre des Templerordens sind historisch nicht letztgültig festzustellen. Die wichtigste diesbezügliche Quelle ist Wilhelm von Tyros Bischof von Tyros. Er ist der wichtigste Chronist für die Anfangszeit des Ordens ist aber kein unmittelbarer Zeitgenosse da er erst um 1130 geboren wurde. Weitere Schilderungen stammen von Jakob von Vitry (Bischof von Akkon im 13. Jahrhundert ).
Bezüglich bestimmter Zahlenangaben muss davon ausgegangen werden dass diese nicht in jedem Fall korrekt sind da die Templer sich vermutlich die griechische Zahlenmystik zu eigen machten nach der die Zahl Neun für Vollkommenheit stand und manche Berichte diesbezüglich verfälscht sein dürften.
Zusätzliche Schwierigkeiten der Datierung liegen zum Beispiel im Stil der Urkunden:
Das Konzil von Troyes ist zeitgenössisch für Januar 1128 verbrieft. Allerdings wurden damals in Südfrankreich die Urkunden im sogenannten Stil Mariä Verkündigung datiert in dem der Jahresbeginn am 25. März begangen wird so dass der urkundliche 13. Januar 1128 wahrscheinlich der 13. Januar 1129 nach unserer Schreibweise war. Diese Deutung ist wie fast alles in der frühen Ordensgeschichte nicht unumstritten.
Urkundlich erwähnt wird der Orden zum ersten Mal im Januar 1128 (oder 1129 siehe oben.) im Rahmen des Konzils von Troyes. Dort wird vom 9. Gründungsjahr gesprochen was mit der oben genannten Einschränkung auf eine Gründung im Jahre 1118 oder 1119 schließen lässt.
Zu dieser Zeit war Jerusalem ein Anziehungspunkt für viele Pilger und Abenteurer aus Europa. Kurz nach dem ersten Kreuzzug stand der Seeweg offen. Die Straßen von der Küste ins Landesinnere waren jedoch sehr unsicher die Pilger zogen in den bergigen Regionen der Strecke von Jaffa an der Küste über Ramehleh nach Jerusalem Räuber an und der Großteil des Kreuzritterheeres war nach Europa zurückgekehrt.
In diesem Umfeld wurde der Orden aller Wahrscheinlichkeit nach von Hugo von Payens in Jerusalem gegründet. Dieser legte mit acht (auch hier gilt obige Einschränkung) anderen französischen Rittern (einer von ihnen Gottfried von Saint-Omer) vor dem Patriarchen von Jerusalem ein Ordensgelübde ab. Neben den "klassischen" Gelübden auf Armut Keuschheit und Gehorsam verpflichten sich die Ritter jedoch zudem den Schutz der Pilger sicherzustellen. Als Gründungsmitglieder gelten neben Hugo von Payens Gottfried von Saint-Omer Andreas von Montbard (ein Onkel Bernhard von Clairvaux') Gundomar Gudfried Roland Payen von Montdidier Gottfried Bisol und Archibald von Saint Amand.
Die frühe Ordensbezeichnung ist Paupere Militie Christi (Arme Miliz Christi).
Seit 1118 war Balduin II. König von Jerusalem. Dieser wies ihnen 1119 Gebäude seines ehemaligen Palastes zu (er selbst zog in einen neugebauten Palast beim Davidsturm) der auf dem Gelände des alten Tempels Salomons erbaut gewesen sein soll. Der Orden nannte sich daraufhin Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis (Arme Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem) woraus sich dann die heute üblichen Namensgebungen Templer Tempelritter Tempelherren bzw. eben Templerorden ableiten.
Im Jahre 1125 erlebte der Orden den ersten Aufschwung durch den Beitritt des Grafen Hugo von Champagne der ein Freund des Abtes Bernhard von Clairvaux war. Bernhard war einer der wichtigsten Kleriker seiner Zeit. Nach anfänglicher Skepsis setzte er sich ab 1129 wortgewaltig für die Unterstützung des Templerordens und des zweiten Kreuzzuges ein.
1127 reiste Hugo von Payens in Begleitung von fünf anderen der als Gründungsmitglieder bekannten Templer nach Europa zurück um für den Orden Mitglieder zu werben. Außerdem hatte die neue Idee der Vereinigung des Kriegers und des Mönches Zweifel ausgelöst die die Templer den geistlichen Größen der Christenheit vorlegen wollten. In Jerusalem dürfte zu dieser Zeit bereits eine ganze Reihe an Ordensmitgliedern vorhanden gewesen sein denn bereits 1129 ist der Sitz der Templer die Aqsa-Moschee zur Festung ausgebaut – was von nur vier in Jerusalem zurückgebliebenen Mitgliedern schwerlich hätte bewältigt werden können.
Ab 1127 sind zunehmend Schenkungen von Landbesitz an den Orden zu verzeichnen insbesondere in Frankreich doch auch in England Spanien Portugal und Italien. Man führt einen nicht geringen Teil der Schenkungen auf den Einfluss von Bernhard von Clairvaux zurück der auch Abt des Klosters von Cluny war. Cluny war zu dieser Zeit die größte klerikale Anlage der abendländischen Welt und dessen geistiges Zentrum.
Im Januar 1128 oder 1129 fand in Troyes ein Konzil statt. Anwesend waren laut der Präambel zur Ordensregel Kardinal Matthias von Albano einige Bischöfe die äbte Hugo von Mâcon von Pontigny Bernhard von Clairvaux Etienne Harding von Cîteaux sowie weitere Kleriker und Laien. Von den Templern: Hugo von Payens Andreas von Montbard und möglicherweise weitere Ordensmitglieder. Die Ordensregeln wurden schriftlich festgelegt. Sie waren augustinisch geprägt doch waren auch zisterziensische Einflüsse vorhanden was für manche darauf hindeutet dass Bernhard bei der Festlegung der Regeln beteiligt war.
Es folgte ein weiterer Aufschwung in den Spenden an den Orden und neuen Beitritten.
Am 29. März 1139 wurde die Organisation der Templer durch die Bulle "Omne datum optimum" durch Innozenz II. erneut bestätigt und der Orden direkt dem Papst unterstellt. Dadurch war er für weltliche Herrscher nahezu unantastbar. So war er nicht nur von der Steuer befreit sondern durfte selbst Steuern erheben. Außerdem durfte er Geld gegen Zinsen verleihen was normalen Christen verboten war. Die Templer begannen sich langsam immer mehr auf dieses Geschäft zu konzentrieren was letztlich auch einen Teil ihres Verhängnisses ausmachte.
Der erste Kriegseinsatz bei der Belagerung von Damaskus 1129 endete im Fiasko: zahlreiche wenn nicht die meisten Templer fielen im Kampf. Die Reihen wurden jedoch wieder aufgefüllt und bis zum Ende Outremers im Jahre 1291 nahmen die Templer an den meisten wenn auch nicht an allen militärischen Aktionen teil. Wie die anderen Orden blieben die Templer vom Königreich Jerusalem unabhängig und wurden zu einer eigenständigen politischen Kraft.
Nach dem Fall Akkons am 18. Mai 1291 der christlichen Hauptstadt Outremers wurde der dortige Tempel noch 10 Tage verteidigt und brach dann von den Truppen des Sultans unterminiert und einem Sturmangriff ausgesetzt über den Verteidigern zusammen. Die zwei letzte Burgen auf dem Festland die Festungen Tortosa und Athlit wurden im August kampflos geräumt. Eine wasserlose Insel vor Tortosa Ruad blieb bis 1303 im Templerbesitz.
Die Templer beschäftigten sich aber nicht nur mit dem Kriegshandwerk. Die Einkünfte der europäischen Komtureien mussten nach Outremer den lateinischen Staaten im heiligen Land transportiert werden. Diese Transporte begründeten die Finanzaktivitäten des Tempels. Zunächst dienten die Tempelhäuser im Osten nur als Tresore und Schatzkammern des Landes aber schon 1135 sind erste Verleihgeschäfte verbürgt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts machten die Templer Geldanleihen zu einer regulären geschäftlichen Betätigung. Ihr finanzieller Ruf war dabei so gut das auch Muslime ihre Dienste in Anspruch nahmen. Die Templer erfanden eine eigene Art der Kreditbriefe sowie fortschrittliche Techniken der Buchführung.
Etwa 15.000 Ordensmitglieder verwalteten um die 9.000 über ganz Europa verstreute Besitzungen (von denen aber nur ein geringer Teil eigenständige Komtureien waren). Zu den bekanntesten zählt die Siedlung Tempelhove heute bekannt als Tempelhof in Berlin deren letztes Fragment der Friedhof im Alten Park trotz Zerstörung der ursprünglichen Dorfkirche Tempelhofs im 2. Weltkrieg noch erhalten ist und die beiden "Hauptquartiere" in Paris und London die jeweils "Temple" heißen. Heute gibt es noch eine Burg des alten Templerordens in Europa alle anderen wurden zerstört.
Die interne Ordensorganisation orientierte sich an den Ständen des Mittelalters. Obwohl ursprünglich jeder freie Mann Mitglied werden konnte bildete sich bald eine Hierarchie heraus wer was im Orden werden konnte. Es gab vier Arten von Ordensmitgliedern:
In den Besitzungen des Morgenlandes und Spaniens waren Kaplane und kämpfende Brüder zahlreich in den Komtureien des Abendlandes eher selten.
Zusätzlich konnte man dem Orden in anderen Formen an- oder zugehören.
Dies konnten auch Frauen sein.
An der Spitze der Macht stand der demokratisch gewählte Großmeister (siehe: Liste der Großmeister des Templerordens ) ihm folgte der
Großkomtur der die Aufsicht über den Ordensschatz die Aufsicht über die Verteidigung und die über die Hochmeister hatte. Dann der
Großmarshall der die Aufsicht über die Waffen und das Kriegswesen hatte. Des Weiteren der
Großspitter dessen Aufgabenbereich die Ordensspitäler waren.
Der Großtappir war für die Kleider zuständig.
Und der Tressler fürs Finanzwesen.
Ebenso wie die Gründung kam auch das Ende des Templerordens in mehreren Schritten. Die Gründe waren vielfältig:
Zum Einen bildeten sich zwischen 1100 und 1300 zunehmend Staaten als nationale Gebilde. Wo man zuvor erst Christ und dann beispielsweise Franzose war kehrte sich dies allmählich um. Die Könige betrachteten die päpstlichen Orden daher zunehmend misstrauisch. Die beiden anderen großen Orden verstanden es sich eigene Staaten zu sichern ( Malta und Preußen ) die Templer jedoch nicht.
Außerdem empfahlen nach dem Fall Outremers mehrere Gelehrte in vertraulichen Berichten einen neuen Kreuzzug. Einen Teil des Geldes solle sich der König besorgen indem er die Templer ausmerze und ihre Güter beschlagnehme. Da König Philipp IV. (Philipp der Schöne) von Frankreich hoch verschuldet war unter anderem auch bei den Templern beherzigte er diesen Rat ohne jedoch an einen Kreuzzug zu denken. Allerdings war ein derart offensichtliches Vorgehen auch dem König unmöglich: Die Rechtsgelehrten betonten ausdrücklich die eingezogenen Güter müssten der christlichen Sache im heiligen Land zugute kommen.
1305 wurden die Mitglieder des Ordens schließlich der Ketzerei (so soll man bei der Aufnahme in den Orden angeblich dreimal auf das Kreuz spucken und auch die Auferstehung Christi leugnen) und Homosexualität angeklagt (auf vielen zeitgenössischen Abbildungen werden 2 Ritter hintereinandersitzend auf einem Pferd gezeigt). Der Papst war zu dieser Zeit vom französischen König abhängig daher standen die Chancen des Ordens schlecht. Philipp IV. machte die Sache zur Staatsaffäre. Geschickt setzte er Klemens V. unter Druck und drohte mit einem Ketzerprozess gegen dessen Mentor Bonifatius VIII. der bis 1303 Papst gewesen war.
Am 13. Oktober 1307 (einem Freitag dem 13ten! ) wurden alle Tempelritter (und eine große Zahl dienender Brüder) in Frankreich verhaftet. Die Verhaftungswelle war eine völlige überraschung für die Templer. Die königliche Seite brüstete sich damit dass nur 12 Ritter entkommen seien darunter nur ein einziger Würdenträger. In Paris wurden 138 Personen festgenommen. Eine päpstliche Kommission zählte 1309 noch 546 Inhaftierte in Paris wohin die Festgenommenen gebracht worden waren. Die Untersuchung zog sich über Jahre hin. Unter der Folter gestand der Großmeister Jacques de Molay zunächst widerrief dann aber.
Am 22. März 1312 löste Papst Klemens V. auf dem Konzil von Vienne unter dem Druck von König Philipp IV. den Orden auf. Am 18. März 1314 wurde der letzte Großmeister des Templerordens Jacques de Molay zusammen mit Geoffroy de Charnay in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die Güter der Templer sollten abzüglich der Verfahrenskosten den Johannitern übergeben werden. Die Monarchen Europas stellten jedoch erstaunlich hohe Verfahrenskosten fest.
Die Templer waren damals sowohl für die Kirche als auch für den Staat eine große Konkurrenz. Daher ist es nicht verwunderlich dass nach der Zerschlagung des Ordens durch ein Zusammenspiel von König und Papst beide ein vehementes Interesse daran hatten die Errungenschaften und die Erinnerung an die Templer weitgehendst zu tilgen.
Obwohl nach offiziellen Quellen (fast) alle Templer in Frankreich verhaftet wurden wurden tatsächlich nur ganz wenige Todesurteile vollstreckt und diese wenigen nur in Frankreich. So wurde zum Beispiel in Avignon dem damaligen Papstsitz kein einziges Todesurteil exekutiert. Außerhalb Frankreichs oder besser gesagt des unmittelbaren Machtbereiches von König Philipp IV. wurden die Templer nur zum Teil verfolgt teilweise sogar gänzlich in Ruhe gelassen.
Allerdings war durch den Wegfall der geistigen und wirtschaftlichen Führungselite und der Ordenszentrale in Paris die Macht der Templer gebrochen. Ihre Aktivitäten waren nur mehr lokaler oder regionaler Natur. In Zypern und anderswo blieben die Würdenträger bis zum Tode in Haft aber in Spanien wurden zahlreiche Templer auch freigesprochen. Es ist heute allgemein anerkannt so auch vom Papst dass die Anklage gegen die Templer als Ganzes der Grundlage entbehrte wenn auch einige sich schuldig gemacht haben mögen.
1319 gründete König Dinis I. in Portugal den Orden der Christusritter ( Christusorden ). Die Güter und Statuten des Templerordens in Portugal wurden auf den neugestifteten Orden der Christi" übertragen der auch die päpstliche Bestätigung erhielt. Viele der vor Philipp IV. geflohenen Templer fanden darin Aufnahme. Portugal hatte sich nicht an der Verfolgung des Templerordens beteiligt weil dies gegen seine Interessen war.
Im weiteren galt der Templerorden nur noch als Fußnote der Geschichte. Erst mit Beginn der Neuzeit ab dem 18. Jahrhundert interessierte man sich wieder zunehmend für die Tempelritter. Im Zuge dieser Templer-Renaissance formierten sich in den letzten dreihundert Jahren einige Gruppen die sich Templer nennen oder einen Bezug zum historischen Templerorden behaupten. Diese heute existierenden Templer haben die unterschiedlichsten Orientierungen von strikt katholisch über ökumenisch bis konfessionslos von antifreimaurerisch bis hochgradfreimaurerisch von streng esoterisch bis rein gesellschaftlich unterhaltend (Veranstaltung von Ritterspielen und Turnieren).
"Ritterschlag" bei einem neuzeitlichen Templerorden".
Die Kreuzesform ist jedoch die des Malteserkreuzes.
Kreuz des Templerordens
Zwei der daraus hervorgegangenen internationalen Organisationen beanspruchen eine ununterbrochene Linie von Großmeistern und Regenten von Jacques de Molay bis heute. Das Dokument das die Kontinuität der französischen Templer belegen soll die Charta Transmissionis trägt das Datum 1324 und regelt im Wesentlichen die Nachfolge im Untergrund. Unter Historikern gilt sie jedoch als Fälschung aus dem 18. Jahrhundert. Eine weitere Kontinuitätslinie schottischer Templer ist ähnlich suspekt und resultiert vermutlich aus dem Bedürfnis schottischer Freimaurer nach historischem Hintergrund.
Im Zusammenhang mit den Templern entstanden auch zahlreiche Legenden um das Wirken die Geheimnisse und die Schätze des Ordens. Tatsächlich gibt es kaum Belege für diese Behauptungen die strenger wissenschaftlicher Prüfung standhalten würden. Die Geschichte der Templerlegenden ist im Gegensatz zu der der Templer selbst jedenfalls noch nicht geschrieben. So wird den Templern unter anderem zugeschrieben:
Die Einführung der Gotik in die europäische Architektur und der Bau der gotischen Kathedralen die Anfänge der Freimaurer die Entdeckung Nordamerikas (angeblich verließ die Templerflotte mit dem weithin sichtbaren Tatzenkreuz auf den weißen Segeln nach dem Ende des Ordens ihren Heimathafen La Rochelle am Atlantik und ward seither nie wieder gesehen) der Unterhalt von Kolonien in Südamerika (inkl. Silberförderung) die Bewahrung des heiligen Grals das Auffinden der Bundeslade die Meisterung der Alchemie durch den heiligen Gral dadurch die Umwandlung des in Südamerika gewonnenen Silbers in Gold sowie das Anzetteln der französischen Revolution .
Erkennungszeichen des Ordens war in der Gründungsphase zunächst nur ein weißer Mantel über weißem Habit. Später wurde dieser Mantel mit einem roten Kreuz über der linken Schulter versehen. Dies war zu Beginn ein gleichschenkeliges das später zu einem Tatzenkreuz weiter entwickelt wurde. Gelegentlich wurden in der Geschichte des Ordens auch Krückenkreuze verwendet.
Am 13. Juli 1099 fiel Jerusalem, nach Jahrhunderten unter moslemischer Herrschaft, wieder an die Christen, womit der erste Kreuzzug ein voller Erfolg war. Die Stadt zu erobern war eine Sache, sie anschließend zu halten eine ganz andere. Die meisten Kreuzritter wollten schnell wieder nach Hause, nur ein winziger Teil des Heeres war in der Absicht aufgebrochen, sich niederzulassen. Die Erfolge in Palästina lockten jedes Jahr viele Abenteurer aus Europa an, die bewaffnete Pilgerfahrten unternahmen. Da nun die Häfen wieder in christlicher Hand waren, konnten die Kreuzfahrer sich bequem ins Heilige Land einschiffen, der anstrengende Landweg blieb ihnen erspart. Aber ungefährlich war die Reise auch so nicht, da der große Pilgerstrom reihenweise Räuber anzog. Besonders der bergige Teil der Hauptstrecke von Jaffa über Ramleh nach Jerusalem wurde bald arg von Räubern heimgesucht, so dass sich kaum noch jemand ohne schwerbewaffnete Eskorte auf den Weg machte. Es gab aber auch keinen sichereren Weg. Die Sicherheit war das A und O, denn ohne sie blieben bald die Pilger aus, die dringend gebraucht wurden, um die eroberten Gebiete zu besiedeln. Zudem waren erst viele Christen in der Lage, ein ausreichend großes Heer Bewaffneter zu stellen, das vor Angriffen schützen konnte.
1115 gab es nur wenige Christen im Heiligen Land und König Balduin I. von Jerusalem wusste sich kaum zu helfen. Hugo von Payens, ein Edelmann aus der Champagne, beschloss Abhilfe zu schaffen und einen militärischen Bund zu gründen, der die Pilgerwege schützen sollte. über die Gründung ist kaum etwas bekannt. 1118 legten einige Ritter vor dem Patriarchen von Jerusalem ein Gelübde ab, womit sie sich verpflichteten nach den Regeln des Heiligen Benedikt zu leben - in Armut, Keuschheit und Gehorsam. Zusätzlich schworen sie die Straßen zu schützen. Das Armutsgelübde galt für die einzelnen Ritter, nicht für den Orden.
Die Templer erwarben innerhalb weniger Jahre einen großen Reichtum, da neue Mitglieder dem Orden ihr Vermögen überschrieben. Zusätzlich gab es Schenkungen. König Balduin II. von Jerusalem zog in einen neugebauten Palast beim Davidsturm und schenkte dem Orden seinen alten. Hier zogen die Templer ein, und da der Palast eventuell auf dem früheren Tempel Salomons erbaut worden war, wurden die Ritter bald "Brüder (bzw. Ritter) des Tempels" oder einfach "Templer" genannt. Offiziell hießen sie "Die Armen Soldaten Christi". Das genaue Gründungsjahr des Ordens liegt irgendwo zwischen 1118 - 1120, aber richtig bedeutend wurde er erst, nachdem Hugo von der Champagne 1126 eingetreten war, denn nun nahmen Schenkungen und Anzahl der Mitglieder rapide zu. Die Außenwelt nahm Notiz von den Templern.
Hugo von Payens, wurde um 1080 in der Champagne geboren. Er war Ritter, Herr von Monigny- Lagesse und besaß außerdem Land im Gebiet von Tonnerre, war verheiratet und hatte aus dieser Ehe einen Sohn (sein Sohn Theobald wurde 1139 Abt vom Kloster Sainte- Colombe in Troyes und nahm am zweiten Kreuzzug [1147- 49] teil). Hugo hatte am ersten Kreuzzug (1096- 99) teilgenommen und war 1100 heimgekehrt. Er pilgerte 1104 und 1114 nach Jerusalem, ließ sich schließlich im Heiligen Land nieder. Zu diesem Zeitpunkt spukten ihm wohl schon die ersten Ideen für seine "Armen Soldaten Christi" im Kopf herum. 1127 reiste er mit fünf Brüdern nach Europa, auf Werbetour. Balduin der II. finanzierte die Reise und schickte auch Empfehlungsschreiben mit. Und tatsächlich fanden sie großen Zuspruch.
Hugos Idee vom "Mönchrittertum" war absolut neu, erstmals sprach man davon, Kriegerhandwerk und Mönchtum zu vereinen. Bemerkenswert vor allem, weil in dieser Zeit der religiöse Stand höchstes Ansehen genoss, das Rittertum dagegen als Plage galt, notwendig, aber unangenehm. Die Zeit des Rittertums begann am Ende des 1. Jh. Bis ins 11. Jh. stellte der Adel die gepanzerten Berufssoldaten zu Pferd, erst später fanden sich in ihren Reihen immer mehr Nichtadlige, die Ministerialen. Die Ministerialen waren Dienstmänner des Königs, aus den unteren Schichten, die sich ausschließlich durch Leistung hocharbeiteten. Die Könige setzten sie seit dem 11. Jh. bevorzugt in wichtige Positionen, um dem Adel zu begegnen, dessen Einfluss zu begrenzen. Es war die Chance für einen Bauernsohn, Karriere zu machen. Intelligenz und Einsatz brachten Erfolg. Der Adel betrachtete die Sache natürlich anders, denn plötzlich waren Bürgerliche gleichberechtigt oder sogar höhergestellt.
Die beiden Gruppen unterschieden sich aber nicht nur in der Art, wie sie ihre Posten erlangt hatten - die einen durch Geburt und die anderen durch harte Arbeit-, nein sie unterschieden sich auch in ihrer Auffassung von Treue. Der Adel kämpfte erst für sich selbst und dann für den König, die Ministerialen waren dagegen ihrem Herrn gegenüber absolut loyal. Die Ritter, die eigentlich die Ordnung erhalten sollten, brachten Unruhe. Sie gehorchten nicht immer, raubten und plünderten, wenn es sich ergab. Konnte der König ihre Untaten nicht verhindern, versuchte es die Kirche. Bereits im 10. Jh. wurde der Gottesfrieden ausgerufen und im 11. Jh. noch erweitert. Dieser untersagte den Rittern die Gewalt - an Ostern, in der Fastenzeit und an Sonntagen. Wie bereits erwähnt, waren die Ritter aber ein notwendiges übel, denn sie sorgten für den Schutz des Landes, was sie im 11. Jh. auch zu einer neuen Kraft im Staat machte. Man mochte über sie schimpfen und zetern, aber sie wurden gebraucht. Es war nur eben nicht leicht, sie zu kontrollieren.
Am 13. Januar 1129 fand das Konzil von Troyens in der Nähe von Payens statt. Hier sollten die offiziellen Statuten der Templer verabschiedet werden. Anwesend waren Erzbischöfe, äbte, Adlige und sogar ein päpstlicher Legat, sowie einige Gründungsmitglieder der Templer. Zweiundsiebzig Artikel legten das Zusammenleben im Orden fest (Vorbild waren die strengen Zisterzienserregeln). Die Novizen mussten ein Gelübde ablegen, bezüglich Armut, Keuschheit und Gehorsam. Ihr Motto war "ora et labora" - lebe und arbeite. Beten, Gottesdienstbesuche, militärische Aktivitäten, alles war genauestens geregelt. Ein weißer Habit und ein darüber getragener weißer Mantel sollten den Ritter kennzeichnen. Weiß stand für die Reinheit der Seele. Die Haare sollten kurz geschoren getragen werden, Bärte waren aber erlaubt (das rote Tatzenkreuz der Templer kam erst 1147 unter Eugen III. auf). Der Waffendienst war praktisch orientiert, aber auch geprägt vom ritterlichen Ehrenkodex.
Templer mussten gegen Ungläubige kämpfen, auch wenn sie zahlenmäßig unterlegen waren, gegen Christen durften sie erst kämpfen, wenn sie dreifach provoziert worden waren. Der Pilgerschutz war nicht der Hauptpunkt der Statuten - wie man vielleicht meinen sollte - aber er war auch nicht die primäre Obliegenheit des Ordens, das war die Verteidigung des Heiligen Landes. Das Konzil von Troyes war eigentlich nur eines von mehreren, aber trotzdem das wichtigste, denn hier wurde erstmals der "Mönchritter" anerkannt, und somit die damalige Dreiteilung der Gesellschaft - in Geistliche, Adel und Bauern- umgeworfen.
Der Templerorden bekam jetzt stetig Nachwuchs, aus allen Teilen der Welt reisten Rekruten an. 1129 zogen die Templer dann zum ersten Mal als echte Soldaten in den Kampf - Belagerung von Damaskus. Sie wurden geschlagen und mussten enorme Verluste verbuchen, ihr Selbstvertrauen und der Glaube an die göttliche Berufung waren am Boden. Im gleichen Jahr kam das "Lob der neuen Miliz" raus. Laut diesem sollte der bewaffnete Kampf, genauso wie das Mönchsleben, zum Heil führen. Die Templer und das Papsttum schlossen eine Allianz und von nun an dienten die Ritter dem Heiligen Stuhl, wofür sie viele Privilegien von den Päpsten erhielten. Das erste Mal wurde 1139 eine Aktion der Templer offiziell von einem Papst gutgeheißen.
Innozenz II. lobte die Tugend der Ritter, gewährte ihnen weitgehende Rechte, von denen das wichtigste zweifellos die Garantie auf die Unabhängigkeit des Ordens war, die einzige Ausnahme war der Papst, nur ihm brauchten die Templer Rechenschaft abzulegen. Sie waren aber nun keiner weltlichen Macht mehr unterstellt, niemand durfte den Lehnseid von ihnen fordern, sie waren völlig autonom. Der Orden bekam seine eigenen Kirchen, konnte seine Seelsorger frei wählen (die nur noch dem Großmeister unterstellt waren, keinem Bischof mehr), brauchte keinen Kirchenzehnten zu zahlen, wogegen er ihn aber von der Bevölkerung erheben konnte und der Papst bürgte persönlich für die Sicherheit von Mitgliedern und Besitz. Was sie im Kampf erbeuteten durften sie komplett behalten. Es waren wirklich einzigartige Vergünstigungen, gegen die Fürsten und Bischöfe Sturm liefen, gingen sie doch größtenteils zu ihren Lasten. So mancher Papst musste diese Rechte nochmals bestätigen.
Die Templer selbst hatten eine strenge Rangfolge, Auf- und Abstieg gab es nicht. Typisch für die mittelalterliche Ordnung, in der jeder seine Rolle mit der Geburt bekam und sie bis zum Lebensende spielen sollte. Bei den Templern gab es die Dreiteilung in Kämpfende, Betende und Arbeitende. Die Kämpfenden setzten sich aus Rittern zusammen, die aber auch Mönche waren. Dieser Stand teilte sich in die Ritter und die dienenden Brüder. Beide Gruppen ritten zu Pferd in die Schlacht, dienende Brüder waren aber Ritter zweiter Klasse, weniger gepanzert und leichter bewaffnet, und meistens weniger geübt mit den Waffen. Sie standen daher auch in der Schlacht hinter der ersten Front. Zu welcher Kategorie man gehörte, ergab sich aus Besitz und Herkunft. Der Ritter durfte den weißen Umhang tragen, der dienende Bruder musste sich mit dem schwarzen zufrieden geben. Nur Adlige bekamen in der Regel Waffenunterricht in ihrer Jugend und konnten eine ausreichend große Mitgift mitbringen, um als Ritter aufgenommen zu werden (zu einem Ritter gehörten damals drei Pferde, schon die ein kleines Vermögen wert). Auf einen Ritter kamen ca. zehn dienende Brüder. Im Heiligen Land waren damals um die dreihundert Tempelritter stationiert (wohl nie mehr als 500), rechnet man die Dienenden dazu waren kaum jemals mehr als 5500 Mann da. Die Ritter fühlten sich als Elite und ließen das auch ihr Umfeld wissen. Schon bald sprach man nicht nur von ihren Heldentaten und ihrer Tapferkeit, sondern auch von ihrem Stolz und ihrer Arroganz.
Viele Abenteurer zogen Ruf und Ausstattung der Templer an, aber die meisten wollten kein Gelübde ablegen - sie konnten Brüder auf Zeit werden. Für einen bestimmten Zeitrahmen verpflichteten sie sich den militärischen und religiösen Pflichten und konnten anschließend den Orden wieder verlassen. Weiter gab es die "Turkopolen", reine Kämpfer, die gegen Sold operierten. Sie waren Ergänzungstruppen, die ihren Namen durch ihre Bewaffnung - mit Pfeil und Bogen, leicht gepanzert und schnell = nach Türkenart- erhalten hatten. Am religiösen Leben nahmen sie nicht teil. Nur die Kaplane zählten bei den Templern zum betenden Stand. Sie waren nur wenige, ausschließlich betend und nie kämpfend, hielten die Gottesdienste und nahmen die Beichte ab. Die Betenden und Kämpfenden genossen höchstes Ansehen, wogegen die Masse der Arbeiter nur schuften durfte. Lohnarbeiter, Leibeigene und Fronpflichtige bewirtschafteten die Ländereien der Templer.
Und es gab auch Sklaven. Im Heiligen Land wurden gefangene Sarazenen für einen Großteil der Arbeit eingesetzt. Sie waren auch der Grund für einen Streit zwischen Papst und Großmeister 1237, da sich der Orden weigerte, die Sklaven, die darum baten, zu taufen. Der Knackpunkt war, dass Christen nicht als Sklaven gehalten werden durften, für die Moslems war es ein Weg in die Freiheit. Aber der Orden setzte sich gegen den Papst durch, die Sklaven blieben wo sie waren. Erwähnt werden müssen auch noch die Donats und die Confrater/ Confrates. Beides bot die Möglichkeit sich dem Orden anzuschließen, ohne tatsächlich einzutreten. Erstere verschenkten sich selbst und einen Geldbetrag an den Orden, wurden dadurch keine Mitglieder, sicherten sich aber das Recht, die Gelübde abzulegen, wenn sie es wollten. Die Confrates (man konnte auch als Frau Confrater werden !) wollten überhaupt nicht in den Orden eintreten, sie waren "Freunde" des Ordens, die ihn unterstützten und dafür mit ihrem Titel angeben durften.
Der Orden wollte Rekruten, die höchsten moralischen Ansprüchen genügten, konnten aber nicht wählerisch sein, da jeder Mann gebraucht wurde. So wurde den Rekruten der Einstieg leicht gemacht, waren sie dann erst mal drinnen, mussten sie sich tadellos benehmen. War man Vollmitglied, sorgte schon die strenge Disziplin dafür, dass jeder spurte. Alles war genauestens geregelt, selbst der normale Alltag hatte seine militärische Strenge. Es war alles ausdrücklich verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt war. So durfte sich beispielsweise niemand ohne Erlaubnis waschen. Bei größeren Regelverstößen drohte der Rausschmiss. In den Niederlassungen urteilte das Kapitel über Verfehlungen, waren die Templer unterwegs, übernahm die Kontrollfunktion die Gemeinschaft, denn auch außerhalb sollten sie möglichst nach den Regeln leben. Jeder war erst Bruder auf Probe, vor dem Eintritt wurden die Ordensregeln verlesen. über die Aufnahme entschied immer das Kapitel. Nur wenn man männlich, über 18 Jahre, nicht verlobt, verheiratet, verschuldet, exkommuniziert oder Mitglied eines anderen Ordens war, konnte man Templer werden. Körperliche Tüchtigkeit war eine weitere Voraussetzung und die übereinstimmung mit der katholischen Kirche.
Die Ritter hatten sich vorrangig um ihre Pferde zu kümmern, denn von ihrem Zustand hing in der Schlacht ihr Leben ab. Gleiches galt für das restliche Material, wie Rüstung, Waffen und Sattel. Aber die Ritter mussten nicht nur für den perfekten Zustand ihrer Utensilien sorgen, sie mussten vor allem ständig üben. Im 11. Jh. war der Angriff mit der Lanze allgemein üblich, und diese konnte eine gewaltige Wucht haben, wenn der Ritter mit ihr umgehen konnte. Das Zusammenspiel von Mensch, Pferd und Waffe musste perfekt sein, um den Gegner aus dem Sattel zu stoßen. Da die Ritter in ihren schweren Rüstungen auf dem Boden wie Enten auf dem Trockenen agierten, war es umso bedeutender, denn sie wurden unten leichte Beute für die Unberittenen. Die Turniere boten die Möglichkeit des Kräftemessens unter recht realistischen Bedingungen. Aber auch auf der Jagd konnte man seine Geschicklichkeit beweisen. Der Adel machte das eine wie das andere, den Templern aber war beides verboten.
Sie zogen im Heiligen Land von einer Niederlassung zur anderen und hielten sich dadurch in Form, denn unterwegs konnten sie jederzeit auf Räuber oder auch Löwen stoßen, an denen sie sich erproben konnten. Und praktisch daran war, das sie so die Wege sicherten. Damals hing der Sieg vorrangig von den Reitern ab, sie konnten eine Schlacht entscheiden. Aber die Templer wollten nicht nur einfach siegen, sie wollten es mit Stil tun. Eine ihrer Regeln gab ihnen vor, die ritterliche Tätigkeit so elegant wie möglich zu verrichten. Auch im Kampf galt das Gehorsamsgelübde, der festgelegte Platz in der Schlachtordnung durfte auf keinen Fall verlassen werden. Disziplin war das Zauberwort. Die Truppenbewegungen wurden in strengen Reihen unternommen, immer abwehrbereit. Das Standesbewusstsein (Arroganz) des Ritters sorgte für gewöhnlich in der Schlacht dafür, dass sie schlecht mit den Bogenschützen und dem Fußvolk zusammenarbeiteten. Es kam einfach keine Einheit zustande. Dieses Problem hatten die Templer gelöst, bei ihnen scherte man nicht aus, man gehorchte.
Die Templer gab es aber nicht nur in Palästina, es gab auch eine Niederlassung auf der Iberischen Halbinsel. Diese war eher durch Zufall entstanden, durch den Reconquista, den Kampf zur Vertreibung der Moslems. Obwohl es nur eine Nebenstelle war, die zudem immer nur als zweitrangig galt, fand der Großteil der Aktionen der Templer bis zum Beginn des zweiten Kreuzzuges (1147) in Spanien und Portugal statt (der Großteil dessen, was hier erwirtschaftet wurde floss aber weiterhin nach Palästina). Die Templer hier blieben weitgehend sich selbst überlassen, sie mussten sich selbst finanzieren und eigene Soldaten anwerben. So dienten dem Orden hier auch meist Spanier und Portugiesen - Einheimische kämpften für ihr eigenes Land, finanziert durch eigene Mittel. Hier war nicht viel von dem geplanten internationalen und gesamtchristlichen Gedanken zu spüren. Als der König von Portugal den Templern 1169 ein Drittel des Landes südlich des Tejo versprach, wenn sie fortan ihre Kräfte ausschließlich für Portugal einsetzten, nahm der Meister an und somit löste sich die Nebenstelle vom Rest des Ordens.
1250 forderte der Papst die Templer und die Johanniter erneut zum Kampf gegen die Mauren in Spanien auf, ein Kampf, den sie vernachlässigt hatten. Zwischen den Templern und dem König von Aragon brodelte es, als sie sich 1292 weigerten, seinen Angriffskrieg gegen das christliche Navarra zu unterstützen. Er befahl sie ins Heer, drohte bei Nichterscheinen mit Bestrafung. Er wollte keinen Staat im Staat dulden, womit er nicht alleine stand.Seit dem 13. Jh. hatte der Nationalstaat immer mehr Befürworter, die Macht fing an sich zu verlagern, von vielen kleinen Großen hin zu einem Monarchen, der die Macht im Land hatte. Den Templern sollte der Streit schließlich auch zum Verhängnis werden. Nur Portugal bildete die Ausnahme, denn hier gab der Orden 1169 seine Unabhängigkeit auf und unterstellte sich freiwillig dem König.
Bis zum zweiten Kreuzzug (1147) kümmerten sich die Templer hauptsächlich um den Pilgerschutz. Sie beherbergten die Reisenden auch. Die ersten Jahre dienten der Etablierung. Bedeutend waren die Jahre unter dem Großmeister Gerhard von Ridefort (1185- 91), dem es durch geschickte Manipulationen gelang, seinen Kandidaten Guido von Lusignan, auf den Thron von Jerusalem zu setzen, nachdem Balduin V. plötzlich gestorben war. Gerhard von Ridefort stammte aus Flandern, war ca. 1170 als fahrender Ritter ins Heilige Land gekommen. Nach kurzer Zeit wurde er Marschall des Königreichs Jerusalems. Durch eine schwere Krankheit kam er zu den Templern, hier erholte er sich und trat nach seiner Genesung dem Orden bei. Seine Karriere verlief steil nach oben. Bereits 1183 wurde er Seneschall und 1185 Großmeister. Aber er war nicht nur geschickt und intelligent, sondern auch arrogant und ein echter Haudegen - manche nannten ihn sogar hinter vorgehaltener Hand verrückt.
1185 wurde ein Waffenstillstand geschlossen und Syrer und Christen hielten sich an ihn, bis 1187 Rainald von Châtillon - Herr über Transjordanien -eine große Karawane der Moslems angriff. Saladin, der inzwischen über Syrien und ägypten herrschte, verlangte Wiedergutmachung. Rainald weigerte sich und schon rief Saladin zum Heiligen Krieg gegen die Christen auf. Die Moslems brachten das größte, bis dahin dagewesene, Heer auf und belagerten Tiberias. Jerusalem war geschockt und schnellstens wurde eine Armee auf die Beine gestellt. Aus jeder Stadt und jeder Festung wurden alle entbehrlichen Kämpfer herbeigeholt. Das christliche Heer (auch nicht gerade wenige) sammelte sich einen Tagesmarsch von Tiberias entfernt, an den Quellen von Saffuriya. Hier war Wasser, ein unbedingtes Muss für die Versorgung von Mensch und Tier, besonders bei der herrschenden Sommerhitze. Die Anführer beschlossen hier abzuwarten und bis zur Nacht blieben sie ihrem Vorhaben treu, doch dann ließen sie sich von Gerhard von Ridefort überreden und am 3. Juli brach das Heer gen Tiberias auf. Sie gerieten schon bald unter Beschuss.
Saladin ließ seine Bogenschützen Unmengen von Pfeilen abschießen, wich der direkten Schlacht aber immer wieder aus. Die Christen mussten in der Hitze langsam weiterziehen und als alle kurz vor dem Verdursten standen und viele bereits verdurstet waren, griffen Saladins Truppen an. Aber wieder nicht direkt, sie zündeten die Sträucher um ihre Gegner an, worauf die Fußsoldaten flohen und die Reiter schutzlos zurückließen. Die Hälfte der Christen starb an diesem Tag, die andere Hälfte wurde von Saladin gefangengenommen. über 200 Templer, die er so in seine Gewalt bekam, ließ er sofort hinrichten, nur Gerhard von Ridefort wurde verschont. Ein kluger Zug Saladins, denn der Großmeister war ihm noch sehr nützlich. Das Königreich Jerusalem war schutzlos und Saladin konnte es ohne Probleme und fast vollständig einnehmen. Gerhard wurde mehrmals gezwungen, die Besatzungen von Städten und Burgen, zur Kapitulation zu überreden - die Templerburgen konnten sich den Anweisungen ihres Großmeisters nicht widersetzen, man denke an das Gehorsamsgelübde. Kampflos gingen so drei Burgen in Saladins Hände über. Als Saladin mit seinen Eroberungen durch war, ließ er den Großmeister im Dezember 1187 frei. Nach dieser Katastrophe war es, als gäbe es den Templerorden gar nicht mehr. Die meisten Ritter waren tot, Jerusalem verloren und die überlebenden verschanzten sich in den Burgen, die übrig geblieben waren. Außer ein paar unbedeutenden Festungen war dem Orden nichts geblieben, dahin waren Stolz und Arroganz.
Im Oktober 1187 war also Jerusalem, nach zwei Wochen Belagerung, an die Moslems zurückgefallen. Den Christen blieben im Heiligen Land nur die Städte Antiochia, Tripolis und Tyrus, dazu vier Burgen. Tyrus, das fast uneinnehmbar war, wurde zum Mittelpunkt des Widerstandes. Das änderte sich erst, als Akkon zurückgewonnen werden konnte. Gerhard von Ridefort, der Unglücksbringer, starb beim Angriff auf Akkon im Oktober 1190. Im Juli des drauffolgenden Jahres fiel die Stadt und wurde zur neuen Hauptstadt. Die Templer zogen mit, und wagten in ihrer neuen Zentrale einen neuen Anfang. Ihre erste Tat war die Wahl eines neuen Großmeisters, nachdem das Amt ein Jahr unbesetzt geblieben war. Die Christen im Heiligen Land hatten wirklich Glück, Saladin beging einige Fehler, z.B. zerstörte er den christlichen Staat nicht ganz, und der Verlust Jerusalems begeisterte die Menschen in Europa für einen neuen Kreuzzug.
Die Templer erhielten Spenden in Mengen und Massen an Rekruten meldeten sich in den Komtureien. So kam es denn auch schließlich zum dritten Kreuzzug (1189- 92). Diesmal wurde die Sache aber anders angepackt, denn es war ein richtiger Feldzug und keine Pilgerfahrt mehr. Kaiser Friedrich Barbarossa nahm 1188 das Kreuz und im Mai 1189 zogen 50000 Deutsche auf dem Landweg gen Heiliges Land. Was ankam war ein Fünftel dessen, was die Reise angetreten hatte - 10000 Krieger erreichten das Ziel. Barbarossa war in Ostanatolien verunglückt, der Rest des Heeres auf und davon. Franzosen und Engländer hatten den Seeweg gewählt, weswegen sie nicht nur vollständig und ausgeruht eintrafen, sondern auch noch Belagerungsgeräte mitbrachten. Sie stürzten sich gleich auf Akkon und die Stadt fiel schnell. Jerusalem lag wieder zum Greifen nah. Templer, Johanniter und auch die Großen des Reiches rieten aber von der Einnahme ab, denn da blieb immer noch das Problem die Stadt zu halten, wenn man sie denn erobert hatte - das Heer wollte wieder in die Heimat zurück. So wurde diese Eroberung verworfen und am Ende des Kreuzzuges hielten die Christen das Land zwischen Akkon und Jaffa, Jerusalem blieb weiterhin moslemisch. Saladin garantierte aber allen Pilgern freien Zugang zu den heiligen Stätten.
König Guido von Lusignan dankte 1192 ab und neuer König über das Kreuzfahrerreich wurde Heinrich von der Champagne. Er war nicht sonderlich geeignet. Statt zu regieren, worauf er wenig Lust hatte, verwüstete er das Reich. Die Templer und die Johanniter waren so die einzigen, die noch Macht ausüben konnten und es auch taten. Die Templer hatten sich wieder aufgerappelt und mischten sich in die Politik ein, wenn sie auch nicht viel erreichen konnten. Aber wiedereinmal kam ihnen das Glück zu Hilfe. 1193 starb Saladin und sein Reich zerfiel. Statt gegen die Christen zu agieren, kämpften die Moslems gegeneinander. Aber auch die Natur gebot dem Krieg Einhalt, denn zu Beginn des 13. Jh. herrschten Erdbeben und Hungersnöte im Heiligen Land. So brach eine friedliche Zeit an, die die Templer nutzten, um neue Festungen zu bauen und alte zu verstärken. Sie herrschten jetzt total souverän über ihre Ländereien, verhandelten mit verschiedenen Fürsten und schlossen Friedensverträge statt gegen die Moslems zu kämpfen - eine neue Taktik hielt Einzug, die ausgesprochen vernünftig war, schon allein wegen ihrer schwachen Position. Papst Innozenz III. verurteilte ihre Handlungsweise aber aufs Schärfste, erklärte sofort jeden Kampf gegen die "Ungläubigen" zum Heiligen Krieg.
Der vierte Kreuzzug folgte, aber nicht viele erhörten den Ruf. Magere 30000 Mann brachen 1202 auf, per Schiff nach ägypten. Venedig stellte die Schiffe zur Verfügung, unter der Bedingung, dass die Kreuzfahrer die christliche Stadt Zara für sie zurückeroberten. Und so geschah es. Danach belagerte das Heer Byzanz und nachdem sie auch dort Erfolg hatten, nahmen sie das ganze byzantinische Reich ein und teilten die riesige Beute unter sich auf, worauf sie den Kreuzzug für beendet erklärten. Es war schon ein merkwürdiger Kreuzzug, denn statt nach Jerusalem zu ziehen und die Ungläubigen zu bekämpfen, brachte man Christen um. Auf den vierten Kreuzzug folgte unweigerlich der fünfte. Als der deutsche Kaiser Friedrich II. zu diesem aufbrach, durften die Templer nicht teilnehmen, da Papst Gregor IX. mit ihnen im Streit lag. So gehorchten Templer, Johanniter und der Patriarch von Jerusalem und boykottierten den Kreuzzug. Trotzdem gewann Friedrich Jerusalem zurück, und dazu noch andere bedeutende Landstriche - fast ohne Kampf. Friedrich verhandelte und schloss 1229, nach nur einigen kleinen Kabbeleien, einen Friedensvertrag. So ging Jerusalem wieder an die Christenheit, nach über 40 Jahren in moslemischer Hand. Davon ausgeschlossen waren aber der Tempelplatz mit der El- Aqsa- Moschee und dem Felsendom - das Gebiet, auf dem das Stammhaus der Templer stand.
Die Templer blieben dem Papsttum weiter treu, obwohl es sie schwer getroffen hatte, nicht am fünften Kreuzzug teilnehmen zu dürfen. Innozenz und Gregor hatten den Orden in eine schwere Krise getrieben, denn die Kreuzzugidee war eine der Grundlagen der Templer, ebenso wie die Treue zum Papst. 1228 zeigte der Orden schon Auflösungserschienungen, hielt sich aber immer noch. Richtig hoffnungslos erschien die Lage dann aber nach dem Verlust des Heiligen Landes 1291. Europa wollte nicht mehr um Jerusalem kämpfen, der Geldfluss versiegte. Demoralisiert, geschwächt und der Mittel beraubt, zog der Orden nach Zypern. Man beschloss weiterhin gegen die Moslems zu kämpfen und nach zwei Jahren in der Versenkung traten die Templer nach außen hin wieder in Erscheinung. Jakob von Molay wurde zum neuen (und auch letzten) Großmeister gewählt. Er kündigte Reformen an, war aber nicht der Mann, der neue Ideen und Visionen verwirklichen konnte. Er war zwar mutig und einsatzwillig, zeigte aber nur durchschnittliche Führungsbegabung und konnte den Orden nicht in die neue Zeit führen.
Jakob von Moley machte sich von Zypern aus auf nach Europa, um zum Kreuzzug aufzurufen, aber ohne Erfolg. Die Zeit war vorbei, man hatte das Heilige Land aufgegeben. So waren die Templer auf sich selbst gestellt, und sie brauchten schon bis 1300, um überhaupt wieder soweit zu sein, an großen Kämpfen teilnehmen zu können. Zusammen mit Johannitern und einigen Kreuzfahrern griffen sie Alexandria, das Nildelta und die Küste bei Tortosa von der See her an. Eigentlich waren es nur Raubzüge, die dazu noch alle scheiterten. Nur die Mini- Insel Ruad konnten sie erobern, und die hatte nicht mal eine eigene Wasserversorgung. Trotzdem wollten sie sie zum neuen Stützpunkt machen. Als die Marmelucken Ruad 1302 angriffen, war es für sie überhaupt kein Problem, Insel und Festung einzunehmen. Die Templer wurden nach ägypten gebracht, nicht mehr wie früher üblich hingerichtet - man sah die Templer nicht mehr als Gefahr an. Für die Templer war es das Aus, denn an diesem Tag fand ihr letzter richtiger Kampf statt.
Die Besitzungen in Zypern hatten die Brüder noch, wurden aber hier nur geduldet. Sie versuchten wieder Macht zu gewinnen und unterstützten offen den Aufstand Amalarichs gegen Heinrich, König von Zypern, um ihn sich für später zu verpflichten. Aber ihr Plan ging nicht auf. Da stand der Orden nun. Ein Umzug nach Europa war auch nicht so leicht, denn das Verhältnis zu den Königshäusern von Spanien, Frankreich und England war gespannt. Die Monarchen wollten den Einfluss und den Reichtum des Ordens nicht so gerne im eigenen Land haben, konnte sich doch schnell wieder ein Staat im Staate bilden, der keinen königlichen Befehlen gehorchen würde. Ab 1305 kamen Gerüchte über die Templer in Umlauf, die von Ketzerei, Sodomie und Götzenkult berichteten. Esquieu von Floryan, ein vom Orden ausgeschlossener Ritter, trat als Zeuge auf. Zunächst versuchte er sein "Wissen" bei Jakob II. loszuwerden, der aber nichts davon hören wollte, denn der Orden hatte ihn kräftig gegen die Mauren unterstützt und auf diesen Dienst wollte er auch zukünftig nicht verzichten. Offene Ohren fand Esquieu dagegen 1306 in Frankreich. Berater König Phillips wurden zur Erkundung ausgeschickt, Spione in den Orden eingeschleust und am 13. Oktober 1307 verhaftete die königliche Polizei alle Templer in Frankreich - nicht viel mehr als eine Handvoll konnte entkommen - wegen Ketzerei. Eine recht vermessene Aktion Phillips, denn schließlich unterstanden die Templer nur dem Papst und keiner weltlichen Macht, und außerdem hatte Phillip 1303 selbst einen Schutzbrief, der die persönliche Sicherheit des Ordens verbürgte, ausgestellt.
Die Anschuldigungen waren suspekt und es hätte auch kein Prozess stattgefunden, hätte Phillip nicht darauf gedrängt. über seine Gründe kann man nur spekulieren, wohl Macht- und Geldgier, eventuell auch Hass. Phillip legalisierte die Verhaftung nachträglich, indem er Papst Clemens V. um Erlaubnis bat. Dieser zögerte, bis Jakob von Molay ihn bat, ein Verfahren zuzulassen. Reinen Gewissens wollte er die Behauptungen wiederlegen, der Welt die Unschuld der Templer beweisen. Phillip machte sich auf die Suche nach Verbündeten. Er rief Könige auf, sich auf seine Seite zu stellen, aber viele konnten sich dazu nicht entschließen, taten es letztlich nur widerwillig und auf Befehl des Papstes. Neun Monate dauerte es, bis die päpstliche Bulle europaweit griff und viele Templer konnten in dieser Zeit entkommen, viele saßen aber auch in Gefängnissen und alle Güter des Ordens waren konfisziert. Die Untersuchungen zogen sich hin und obwohl sie ab August 1308 offiziell der Kirche unterstanden, zog Phillip im Hintergrund die Fäden. Er rang dem schwachen Papst Zugeständnis um Zugeständnis ab, bis alle Ausschüsse mit Phillips Anhängern besetzt waren. Clemens konnte den Templern nur noch helfen, indem er versuchte Zeit zu schinden. über das Urteil gab es bald keinen Zweifel mehr, unter Folter brachen die Templer zusammen und gaben schließlich zu, was immer ihre Ankläger wollten. Am 26. Mai 1311 erklärte der Papst die Untersuchungen für abgeschlossen, am 16. Oktober trat das Konzil von Vienne zusammen, wo das Schicksal der Templer entschieden werden sollte.
Phillip drohte dem Papst, mit seinem Heer nach Vienne zu kommen, worauf dieser die Auflösung des Ordens am 22. März erklärte. über die Liquidation beriet die Kirche noch bis Mai 1312, vor allem ging es um die Aufteilung der Güter. Allen Besitz der Templer außerhalb der Iberischen Halbinsel erhielten die Johanniter. Für Spanien und Portugal fand sich erst 1317 eine Lösung. Der neue Christusorden trat das Erbe in Portugal an, vereinigt wurden die Güter der Templer und Johanniter in Spanien. Clemens gab nach dem Konzil von Vienne eine Bulle aus, die angab, wie mit den Rittern zu verfahren war. Die, die unschuldig waren oder gestanden, bekamen eine Pension und durften in ein Kloster ihrer Wahl eintreten (das Mönchsgelübde galt weiter !). Wer leugnete oder ein Geständnis widerrief, sollte strengstens als Ketzer bestraft werden. über die vier höchsten Würdenträger des Ordens wollte der Papst selbst urteilen und so wurden sie am 18. März 1314 zu lebenslanger Haft verurteilt. Bei der Verkündung erhoben sich Jakob von Molay und Gottfried von Charney und stellten klar, dass der Orden und seine Statuten heilig und sie nur durch die Folter geständig gewesen wären. Noch am selben Tag starben sie den Ketzertod auf dem Scheiterhaufen.
Angeblich verfluchte Jakob, schon auf dem Scheiterhaufen stehend, seine Widersacher. Er prophezeite ihnen, dass sie sich noch im selben Jahr vor Gott zu verantworten hätten. Clemens starb einen Monat später, an der Ruhr, Phillip im Dezember, einigen anderen Hauptbeteiligten erging es ebenso.
Dit der Auflösung und dem Tod des letzten Großmeisters war alles vorbei, soweit es die offizielle Seite betraf. Das Volk vergaß die Templer allerdings nicht, viele glaubten, dass der Orden weiterbestünde, ganz im Geheimen
wohin waren die entkommenen Brüder gegangen?
Immer wieder regte sich so die Phantasie der Menschen und der Mythos lebte weiter.
Es ist vielleicht der berühmteste Mythos des Abendlandes: die Legende vom „Heiligen Gral“, die alles andere als einheitlich ist. Dabei geht es um den Glauben an einen rätselhaften, symbolischen Gegenstand und dessen magische Wirkung, der, irgendwo versteckt, von Rittern gehütet werden soll. Es soll entweder der Kelch des letzten Abendmahls Christi, eine Goldschale, ein Gefäss mit dem aufgefangenen Blut des sterbenden Christus oder ein Stein sein.Hinter dem Gral waren schon viele her: die Katharer, die Tempelritter, die Freimaurer, die Nazis, Indiana Jones und nun auch Dan Brown. In seinem Megaseller „Sakrileg“ mündet die Jagd nach dem Mörder in die Suche nach dem Gral.
Der heilige Gral?Die Herkunft des Wortes „Gral“ ist umstritten. Möglicherweise stammt es vom altfranzösischen „graal“ (Gefäss). Im Gralsmythos laufen verschiedene Traditionen zusammen. Es handelt sich um eine Mischung aus keltischen, christlichen und orientalischen Sagen. Der sagenhafte Kelch kam zuerst beim letzten Abendmahl zum Einsatz und danach bei der Kreuzigung Jesu. Uneinigkeit gibt es schon bei den überlieferungen zur Person, die das Blut Christi aufgefangen haben soll. Am häufigsten ist die Rede von Joseph von Arimathäa, der das Gefäss später nach Glastonbury in Südengland gebracht haben soll.Auch Maria Magdalena oder Nikodemus werden gelegentlich genannt.
Die ersten Gralsdichtungen wurden im 12. und 13. Jahrhundert verfasst, doch basieren sie vermutlich auf älteren mündlichen Traditionen. Die Autoren der Dichtungen waren häufig Zisterzienser- und Benediktinermönche, und viele der Erzählungen haben einen deutlichen Bezug zu den legendären Tempelrittern, die damals ihren Aufstieg erlebten. Eine der frühesten Fassungen stammt von Chrétien de Troyes aus dem Jahr 1190 und trägt den Titel „Le Conte du Graal“, in dem erstmals der archtypische „Narr“ der Gralsgeschichten vorkommt, Perceval (Parsifal). Dieser sieht den vermeintlichen Gral in Form einer Goldschale im Schloss des Fischerkönigs samt einer zerbrochenen Lanze.
Die Dichtung Chrétiens ist unvollendet geblieben. Um 1200 entstand Robert de Borons „Roman de l’estoire dou Graal“. Hierbei wandelt sich der Gral zum Kelch des letzten Abendmahls. Wolfram von Eschenbach bearbeitete das Werk von Chrétien und schrieb um 1205 quasi den „Klassiker“, das deutsche Versepos „Parzifal“. Bei ihm wird der Gral zu einem Gesundheit und ewige Jugend verleihenden Stein oder steinernen Gefäss namens „lapis exillis“, das von Gralsrittern bewacht wird, die Eschenbach als „Templeisen“ benennt, eine christliche und höfische, dem Templerorden ähnliche Ritterschaft.
Der Gral wird zum Teil auch als eine verschollene Blut-Reliquie begriffen, die in ihrer Umstrittenheit mit dem Turiner Grabtuch, dem Eucharistie-Wunder von Lanciano oder dem Blutwunder von San Gennaro in Neapel vergleichbar ist. Auch nach österreich führt eine Spur: jene Achatschale, die zum Hausschatz der Habsburger gehörte und jetzt in der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien steht, wurde lange für den Heiligen Gral gehalten.
Die mythische Gralsvorstellung des Mittelalters setzte sich mehr oder weniger ungebrochen bis in die Moderne fort, und seit einigen Jahrzehnten boomen Gralsgeschichten wieder genau so wie Sachbücher mit unterschiedlichen Interpretationen des Grals. Das Verständnis des Grals als Metapher für die Abstammungslinie Christi ist ein relativ modernes, auch wenn es häufig als „altes Wissen“ verkauft wird. Diese Theorie ist verflochten mit der Idee einer angeblichen Heirat von Jesus mit Maria Magdalena und deren angeblichem gemeinsamen Kind (siehe „Sakrileg“, und schon früher „Der Heilige Gral und seine Erben“ von Michael Baigent und Richard Leigh, die Dan Brown erfolglos wegen Plagiats einklagten).
König ArtusEng in Verbindung mit dem Heiligen Gral wird immer wieder die Sage um den legendären König Artus gebracht, der von Schloss Camelot aus Britannien regierte. Mit seinem Zauberschwert „Excalibur“, das er vom Magier Merlin erhielt, siegte er in zahlreichen Kämpfen. Der Legende nach war der edle Artus, einem frühen Ideal des Humanismus verpflichtet, mit Guinevere verheiratet, die einen grossen runden Tisch als Mitgift brachte. An diesem wurde die berühmte „Tafelrunde“ ins Leben gerufen, mit den Rittern Gawein, Gareth, Geraint, Kay und anderen, zu denen schliesslich aus Frankreich Lancelot du Lac stiess, der bekannteste aller Ritter der Tafelrunde. In jenen verliebte sich Guinevere schicksalshaft.
Jene Ritter zogen aus, um den Heiligen Gral zu finden, den Kelch mit dem Blut Christ. Lancelot fand ihn, durfte ihn aber nicht sehen wegen seines Ehebruchs mit Guinevere. Seinem Sohn, dem untadeligen Galahad, wurde der Anblick des Heiligen Grals in all seiner Pracht gewährt. Kurz nachdem er den höchsten Triumph eines Ritters erreicht hatte, starb Galahad. Der Gral blieb seither verschwunden.
Im Zuge des Esoterikbooms der vergangenen zwanzig Jahre spielte der Gral auch in Hollywood häufig eine Hauptrolle als Supercup. Etwa in den Filmen „Excalibur“ (1981), „Die Nebel von Avalon“ (2001), „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (1989), „König der Fischer“ (1991), und nicht zu vergessen die Parodie von Monty Python, „Die Ritter der Kokosnuss“ (1975). „The Da Vinci Code“ dürfte wohl auch nicht der letzte Film zu dem Thema bleiben.
Der Heilige Gral und die geheime Botschaft der Namen
In den Gralsdichtungen verraten die Namen der handelnden Personen, dass im Gralsmythos Reste einer heidnischen Fruchtbarkeitsreligion enthalten sind.
Was ist der Gral?Der Gral ist ein Objekt des Aberglaubens. In der Vorstellungswelt des Mittelalters ist der Gral ein mit der göttlichen Kraft Christi „aufgeladener“ Gegenstand. Der Gral gehört in die Kategorie der Reliquien, und diese sind verwandt mit den heidnischen Talismanen und Fetischen. Der Heilige Gral ist der Kelch, den Christus beim letzten Abendmahl benutzte, oder das Blut des gekreuzigten Christus, oder auch beide zusammen, wenn der Kelch das Blut Christi enthält. Es gibt aber noch andere Ansichten darüber, was der Grals ist (davon weiter unten).
Eine durch Dan Brown’s Roman „Sakrileg“ viel beachtete Deutung besagt, daß der Gral das Blut Christ in dem Sinne ist, dass unter „Blut“ die Blutverwandtschaft, also die Abstammung von Jesus gemeint sei. Der eigentliche Gral sei also das königliche Blut, das in den Adern der Nachfahren des Königs der Juden fließe. Damit greift Dan Brown die These von Baigent, Leigh und Lincoln (in „Der Heilige Gral und seine Erben“) auf, dass der Heilige Gral (San Gral) das „sang real“, das königliche Blut Christi sei, das sich über seine Kinder, die er mit Maria Magdalena hatte, bis zur fränkischen Dynastie der Merowinger weitervererbt hätte. Die Merowinger haben aber meines Wissens nie den Anspruch erhoben, von Jesus (und damit von Gott selbst) abzustammen. Das Buch von Baigent, Leigh und Lincoln ist Unterhaltungsliteratur, bestenfalls Geschichtsspekulation. Allerdings muß man ihnen in einem Punkt recht geben: Warum sollte Jesus keinen Freundin oder Frau gehabt haben ? Vom katholischen Zölibat wusste man zu seiner Zeit nichts, und Jesus war kein katholischer Priester, sondern ein frommer Jude, dem es sehr wohl anstand, verheiratet zu sein.
Eine weitere Version des Gralsglaubens besagt, daß es sich um einen Meteor oder um einen Edelstein handelt, den „Stein der Weisen“.
Für die mittelalterlichen Gralsgläubigen von besonderem Interesse waren die Wunder- und Heilkräfte des Grals. Man glaubte, dass er Krankheiten heilen,sowie Macht, Reichtum Wissen und sogar das ewige Leben schenken könne. Interessant war für die Gläubigen die Frage: Wer besitzt den Gral und wer ist befugt und in der Lage, die Kräfte des Grals anzuwenden ? Und schließlich: Wie könnte man an diese im Gral wirksame göttliche Kraft herankommen und sie zum eigenen Vorteil nutzen ? Da lag es nahe, auf die Suche nach dem Gral zu gehen, also eine „quest“ zu unternehmen, wie sie in Romanen und Ritterepen http://www.koinae.de/gralsliteratur.htm beschrieben wird. Diese Dichtungen handeln von Parzival und von den Rittern der Tafelrunde des Königs Arthur. Die meisten dieser Werke entstanden in Frankreich und England in der Zeit zwischen 1170 und 1240. Im deutschen Sprachraum griff Wolfram von Eschenbach das Thema auf (in seinem „Parzival“). Nicht zu vergessen ist auch die Oper von Wagner „Parsifal“.
Die Gralsgeschichten sind zur Zeit der Kreuzzüge und der christlichen Wiedereroberung des maurischen Spanien entstanden. Die Gralsburg ist (nach Michael Hesemann) das am Rande der spanischen Pyrenäen gelegene burgartige Kloster San Juan de Pena.
Natürlich gibt es mehrere Kelche und Schalen, von denen behauptet wird, das von Jesus und seinen Jüngern beim Heiligen Abendmahl benutzte Trinkgefäß zu sein. Nach Michael Hesemann („Die Entdeckung des Heiligen Grals“) ist der in der Kathedrale von Valencia (Spanien) aufbewahrte „Santo Caliz“ der wirkliche und richtige Abendmahlskelch. Es handelt sich dabei um einen Achatbecher von schlichter Eleganz, der von einem mittelalterlichen Goldschmied auf einem mit zwei Henkeln versehenen Untersatz befestigt wurde. In diesen Untersatz ist als Standfuß eine Achatschale eingearbeitet, die angeblich beim Letzten Abendmahl zum Servieren von Fischen benutzt wurde.
Die Ritterdichtungen geben unterschiedliche Auskunft darüber, was der Gral eigentlich ist. Bei Wolfram von Eschenbach ist der Gral ein Stein, der vom Himmel fiel („lapis exilis“, d.h. „lapis ex coelis – Stein vom Himmel“), also ein Meteorstein - ähnlich wie der in der Ostseite der Kaaba von Mekka eingemauerte schwarze Stein. Ein Stein also, der mit der Kraft des Himmels aufgeladen ist, der Stein der Weisen, der Wissen und Macht verleiht und der aus Blei Gold machen kann.
Für andere ist der Gral eine Schale, in welcher das Blut des gekreuzigten Christus aufgefangen wurde, nachdem der römische Soldat Longinus seine Lanze (die Heilige Lanze) in die Seite Christi stieß, um zu überprüfen, ob der Gekreuzigte schon tot sei. Oder der Gral ist der Kelch, aus dem Christus und seine Jünger beim letzten Abendmahl tranken. Jesus reichte den Kelch mit den Worten: „Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird“. Der eigentliche Gral wäre demnach das Blut Christi.
Am plausibelsten ist, daß „Gral“ oder „Graal“ einfach nur Kelch, Krug oder Schale bedeutet. Jedenfalls hatte das Wort um 1200 in Spanien und Südfrankreich diese Bedeutung. Das Wort Gral ist verwandt mit „crater“, dem lateinischen Wort für Krug oder Becher. Die Römer übernahmen das Wort von den Griechen. Ein „Krater“ war bei den Griechen ein Mischkrug, der zum Mischen von Wasser und Wein zu benutzt wurde, denn nur Barbaren tranken den Wein unverdünnt. Auch Jesus schüttete auf der Hochzeit von Kanaan, (die übrigens seine eigene war), den Wein in die halbvollen Wasserkrüge und machte so daraus nach griechischem Brauch eine für kultivierte Menschen trinkbare Mischung.
Der Gral fällt in die Kategorie der Talismane und FetischeDer Gral ist eine Reliquie, und er gehört wie alle Reliquien in die Kategorie der Fetische und Talismane, und damit in das Reich des Glaubens und des Aberglaubens. Der Gral wird als ein Gefäß der göttlichen, segensbringenden Kraft betrachtet. Alle Gralsmythen gehen von der Vorstellung aus, dass es eine übernatürliche Kraft gibt, die in einem Gegenstand, oder an einem Ort oder in einem Menschen besonders konzentriert sein kann. Gegenstände, die mit dieser Kraft aufgeladen sind, nennt man Talismane oder Fetische. Die erste und wichtigste Geschäftsgrundlage jeder Religion und Magie ist der Glaube an die Existenz einer übernatürlichen Kraft.
Das Blut Christi als Kraftstoff – der Tiger im GralWenn Jesus Christus der Sohn Gottes ist, dann muß seine Person in ganz besonderem Maß mit der göttlichen Kraft aufgeladen sein – so die religiöse Logik. Und dann muß auch das Blut Jesu in ganz besonderem Maße die göttliche Kraft enthalten. Und wenn in Sakrament des Heiligen Abendmahls aus dem Wein im Messkelch das Blut Christi wird, dann kann der gläubige Christ mit dem Blut Christi die göttliche Kraft trinken und erlangt damit letztlich das ewige Leben. Dieser magische Prozess der Transsubstantiation (Umwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi) wurde auf dem Konzil im Lateranpalast zu Rom von 1215 zum Dogma erklärt – just zu der Zeit, als die Gralsromane entstanden. Dies zeigt, dass man durch die Kreuzzüge mit heidnischer Magie in Berührung gekommen war und dass diese bis in die Kreise der Kardinale und Bischöfe Eindruck machte. Sie konnten sich dabei auf den Apostel Paulus berufen, welcher der hellenistischen Gnosis nahe stand. Paulus machte aus dem Passahmahl, das Jesus in einem Haus seiner essenischen Freunde feierte, eine griechisch-heidnisches Mysterienmahl.
Der Gralsmythos ist schient ein christlicher zu sein, weil er an das Heilige Abendmahl anknüpft und davon ausgeht, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Trotzdem ist der Gralsmythos ein heidnischer Mythos, denn es geht dabei nicht um Christus, sondern um den mit göttlicher Kraft aufgeladenen Fetisch aller Fetische.
Dies ist also die religiöse Vorstellung, die hinter den Gralsmythen steht: Der Gral ist das Gefäß der Kraft Gottes. Quasi ein unerschöpflicher Kraftstoffbehälter. Wenn man so will: der Gral ist der größte und mächtigste Talisman überhaupt. Wer den Gral besitzt, kann Wunder aller Art vollbringen, erlangt das ewige Leben, göttliche Weisheit und göttliche Energie, unermessliche Macht und Reichtum. Er wird niemals krank und ist unverwundbar bzw. alle Wunden und Krankheiten werden innerhalb weniger Minuten wieder geheilt. Aber schon in den Gralsdichtungen wird dieser Wunschtraum stark eingeschränkt, denn nur der würdige und auserwählte Mensch kann die Kraft des Grals nutzbar machen – und zwar bevorzugt für andere, nicht so sehr für sich selbst.
Der Gralsmythos ist das Destillat aus den ReligionenDer Wunsch, über die göttliche Kraft zu verfügen, zumindest aber für die eigenen Wünsche und Bedürfnisse dienstbar zu machen, ist die Triebfeder für alle religiösen, magischen und abergläubischen Bemühungen. Insofern ist der Gralsmythos die Quintessenz jeder Religion und Magie. Wenn man alle Religionen einer großen Destillation unterziehen würde – heraus käme der Glaube an die göttliche Kraft. Die göttliche Kraft, enthalten im Heiligen Gral, ist das, was übrig bleibt, wenn man sich alle Götter, Halbgötter, Heroen, Heiligen, Dämonen und Geister wegdenkt: ein anonymes, unpersönliches Konzentrat an schöpferischer und zerstörerischer Energie. Die Chinesen nannten dies Kraft „Chi“ oder „Gi“ und die ägypter sagten „Ka“ dazu.
Die Gralshüter und der GralskönigIn jeder Religion gibt es die Priester, Magier, Propheten und Gurus, die behaupten, einen besonderen Zugang zur göttlichen Kraft zu haben und die diese Kraft quasi zu verwalten (am liebsten als Monopol) und an das gemeine Volk weiterzugeben. Als Beweis für diese Behauptung dient das Wunder.
In den Gralsmythen ist der Mensch mit dem Zugriff auf den Gral der Gralskönig, und seine Getreuen sind die Gralshüter. Der Gral ist nicht für jeden erreichbar. Wer in die Gralsburg eingelassen wird und sich am Ende dem Gral nähern darf, das entscheiden die Gralshüter. Und nur einer kann die Kraft des Grals nutzen: der Gralskönig. Er muß auserwählt sein und besondere Eigenschaften haben – die er gegebenenfalls in einer Prüfung unter Beweis zu stellen hat. Paradoxerweise kann der alte und kranke Gralskönig Amfortas die Kraft des Grals nicht nutzen, um sich selbst zu heilen, und er kann auch nicht mehr die Kraft des Grals für die Erhaltung der Bewohner der Gralsburg aktivieren. Im fehlt eine Eigenschaft, die der junge Parzival hat. Welche das ist, verraten uns die Namen der handelnden Personen.
Der Gralsmythos – ein heidnischer Mythos von Fruchtbarkeit und LebenskraftDer Gralsmythos ist kein christlicher Mythos. Hier irrte Franz von Liszt, als er Wagners Parsifal als „zu christlich“ bezeichnete. Wolfram von Eschenbach berichtet in dem Vorwort zu seinem Parzival: Kyot de Provence fand die Vorlage für seinen „Ur-Perceval“ in Toledo, und zwar in einem in arabisch geschriebenen Buch; dessen Autor war der „Heide Flegetanis“, ein Naturforscher, Arzt, Magier, Astrologe und „betete ein Kalb als seinen Gott an“, war also ein Anhänger eines Fruchtbarkeitskultes.
Toledo war eine Metropole der Mozaraber („Fast-Araber“). Nachdem der größte Teil der iberischen Halbinsel wieder in der Hand der Christen war, blieben viele Mauren und Juden in Spanien und bewahrten ihre Kultur weiter. Unter den Mauren waren viele Schwarzafrikaner, die zu 90 % an Allah, aber zu 100 % an Magie glaubten. Es gelangten nicht nur die Werke der großen arabischen Philosophen, Mathematiker und Naturwissenschaftler nach Westeuropa, sondern auch die afrikanische und orientalische Magie, wo sie sich mit den keltischen Traditionen verbanden. Wie stark das Heidnische faszinierte, könnten wir an dem etwa um 1050 beginnenden Baustiel der Romanik erkennen, deren Portale und Säulenkapitelle von Bestien und Dämonen nur so wimmeln.
Die Gralsburg „Munsalväsche“ ist nicht der „Mont de salvage“ (Berg des Heils), sondern der „Mont des sauvages“ (der Berg der Heiden). Die Gralsburg liegt nicht irgendwo im Reich von König Arthur, sondern man kann sie diesseits oder jenseits der Pyrenäen vermuten. Für Hesemann ist die Klosterburg San Juan de Pena in Aragon die Gralsburg, und nicht die Katharerburg Monstsegur.
Parzival wächst als Heide auf, er ist unverbildet vom Christentum. Er macht sich auf die Suche nach dem Gral, der göttlichen Kraft. Er findet sie nicht in einem Kloster oder bei einem christlichen Heiligen, sondern auf der Gralsburg. Dort regiert Amfortas, ein Onkel von Parzival. Ein weiterer Onkel hat den Namen Trevrizent („Très froisant“, „sehr schauerlich“). Parzivals Halbbruder heißt Firefiz („Sohn des Feuers“). Dessen Mutter ist die schwarzhäutige Belekane (=Kanebele, also die „Kannibalin“). Parzivals Cousine ist Sigune („die Zigeunerin“). Besonders christlich klingt das nicht. König Arthur stammt aus dem Hause Pendragon („gefiederter“ oder „geflügelter Drache“). Der „alte Drache“ ist in der Bibel der Teufel, der als Luzifer aus dem Himmel auf die Erde geworfen wird. Arthurs Vorfahren leiteten also ihre Herkunft vom Teufel ab (einem zum Teufel erklärten Fruchtbarkeitsgott,dargestellt als Mischung zwischen Mensch und Bock.
Die Namen erzählen die wahre Geschichte. Es geht nicht um die Erlösung durch Christus und das Evangelium, sondern um die Kraft, die eher eine teuflische als eine himmlische zu schein scheint. Und so entdecken wir, hellhörig geworden, dass Parzival zwei Söhne hat, Kordeix und Loherangrin (Lohengrin). Kardeix hat „dieu dans le coeur“, aber in „Logeangerien“ wohnt kein Engel („Loge ange rien“), sondern ein Teufel, zumindest aber ein Teufelsanbeter und Dämonenbeschwörer. Seine Utensilien hat er in dem Zimmer, das seine Frau nicht betreten darf.
Aufschlußreich sind auch die sexuellen Anspielungen in den Namen, die von den hochmittelalterlichen Lesern und Zuhörern sicher mit Verständnis und Ergötzung zur Kenntnis genommen wurden. Parzivals Frau heißt Conduiramurs („Liebe machen“), die Partnerin von Firefiz ist Repansedejoie („Antwort der Freude“) und Lancelots große Liebe ist Guinevere („guinde vierge“ – sie „windet die Rute nach oben“). Lancelot hat „a lot of lance“ oder “uses his lance a lot”. Schon die Namen Guinevre und Lancelot lassen schon ahnen, daß die beiden ins miteinander ins Bett gehen und König Arthur betrügen werden. Lancelots Sohn heißt Galahead („= gaul ahead“). „Gaul“ heißt in der Sprache Troubadoure die Stange, verwandt mit deutsch „geil“). Parzivals Vater heißt Gauvain, „gaul vain“ („vergebliche Stange“), was darauf hindeutet, dass er bei den adeligen Damen nicht zum Zug kam.
Amfortas versagtEinmal im Jahr muß Amfortas den Gral hervorholen und mit Hilfe von dessen Kraft die Lebensmittelvorräte und letztlich die ganze Burg und ihre Bewohner erneuern. Dies geschieht durch einen rituellen Beischlaf mit einer Jungfrau, ganz im Stil der altorientalischen Fruchtbarkeitskulte. Der Gottkönig erneuert stellvertretend für den Fruchtbarkeitsgott die Welt, indem er den Beischlaf vollzieht. Das ist eine magische Handlung; in Analogie zur Befruchtung einer Frau soll die Natur befruchtet werden. Aber der arme Amfortas kann nicht. Sein Name verrät es: „Amfortas“ ist „infortas“ – ohne (männliche) Kraft. Wie kam es dazu, dass Amfortas ohne sexuelle Kraft ist ? Amfortas hat sich, enttäuscht über die Zurückweisung durch Orgeluse („Orgeilleuse“, die „Stolze“) im Garten der Lüste mit Klingsors Freudenmädchen eingelassen (so erzählt es Wagner’s Oper in Anlehnung an Robert der Borons Gralsgeschichte). Dabei hat er sich eine Geschlechtskrankheit geholt, die ihn am Beischlaf und am Kinderzeugen hindert. Klingsor machte also Amfortas Klinge sor („sor“ ist „wund“).
ähnliches kann man auch aus den alten Gralsepen herauslesen. Da wird der blutende Speer zusammen mit dem Gral hereingetragen. Der Speer ist eindeutig ein Phallussymbol. Ein blutender Speer deutet an, dass Amforts geschlechtskrank war. Das ist ein Thema, das für die Zuhörer der Ritterepen, die auf dem Höhepunkt der Kreuzzüge entstanden, sicher aktuell war. Als Folge der Kreuzzüge breiteten sich Geschlechtskrankheiten aus und der Fortbestand der Adelshäuser war wegen der grassierenden venerischen Infekte gefährdet. Außerdem machte den adeligen Zeitgenossen die Erhöhung der Stellung der adeligen Frauen zu schaffen, die, in Abwesenheit der Kreuzritter selbständig und selbstbewusst geworden, ihre Verehrer oft stolz abwiesen.
Parzival kannAmfortas kann also nicht. Jetzt ist guter Rat teuer. Die Mittel der Hexe Kundri (der Zauberkundigen) versagen. Wer soll die Stelle Amfortas einnehmen und als Gottkönig den rituellen Beischlaf vollziehen und die Kräfte des Grals freisetzen ? Die Antwort: der junge, unverdorbene Parzival. Er ist mit Amfortas verwandt und kann die Linie der Gralskönige erhalten. Der Mythos vom göttlichen Blut ist, zumindest unterschwellig, legitimierende Basis jedes monarchischen Herrschaftsanspruches. Das Zeugen oder Finden eines würdigen Nachfolgers ist der kritische Punkt jeder Monarchie.
Parzivals Speer war dank seiner Enthaltsamkeit gesund geblieben. Er kann das Tal zwischen den Schenkeln der Jungfrau durchbohren („Perceval“ heißt „percer le val“, „das Tal durchbohren“). So kann Parzival einen neuen Gottkönig werden und den Dynastiegründer Titurels (der „Namensgebers“) weiter seine Schattendasein in seiner Gruft führen lassen.
Daß im Gralsmythos die Erinnerung an heidnische Fruchtbarkeitskulte steckt, gibt auch Dan Brown in seinem Roman „Sakrileg“ zu erkennen: Jacques de Saunière vollzieht im engsten Kreis der Prieurie de Sion einen rituellen Beischlaf, der von seiner Nichte als Kind beobachtet wurde.
Könnte eine „Dynastie der Nachkommen Christi“ dem Papst Konkurrenz machen?Der Gral ist die Lebenskraft, die sich immer wieder erneuert. Sie ist entgegen allem Aberglauben, Mythen und Religionen nicht in Personen, Gegenständen oder Orten konzentriert, sondern sie ist überall. Wenn der Kelch des letzten Abendmahl noch existiert (warum nicht ?), so ist es aber nur ein Kelch wie jeder andere, ohne jede Wunderkraft. Wenn des Blut Christi noch als Reliquie existieren würde, so wäre es halt Blut eines Menschen, sonst nichts, wenn auch von wissenschaftlichem und historischem Interesse. Und wenn die Nachkommen Christi noch existieren würden – was soll’s ? Es wären Menschen wie du und ich. In ihnen wäre die göttliche Kraft nicht in einem höheren Maße konzentriert als in jedem anderen Menschen. Könnten diese Nachkommen Christi dem Papst Konkurrenz machen oder gar beanspruchen – aus ihren Reihen das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche zu stellen ? Nein. Mit dem gleichen Recht könnte ein Nachfahre Karls der Großen das Recht erheben, deutscher Bundeskanzler zu werden.
Der Gral ist überallDie göttliche Kraft ist überall. Aber wir können nicht über sie frei verfügen, sondern sie ist eine Kraft, die stärker ist als wir und die von uns unabhängig und unbeeinflussbar durch Magie, Opfer oder Gebet ist. Man kann sie nicht manipulieren, sondern sie nur respektieren und in Einklang mit ihr leben.
Alles, was von unten nach oben strebt, muß haltmachen an der Grenze des Stofflichen, auch wenn ihm das Höchsterreichbare gewährt ist. In den meisten Fällen kann jedoch bei günstigsten Vorbedingungen kaum die Hälfte dieses Weges zurückgelegt werden. Wie weit aber ist dann noch der Weg zur wahren Erkenntnis des Heiligen Grales!
Diese Empfindung der Unerreichbarkeit macht sich bei Forschern zuletzt fühlbar. Das Ergebnis davon ist, daß sie den Gral als eine rein symbolische Bezeichnung eines Begriffes zu nehmen versuchen, um ihm so die Höhe zu geben, deren Notwendigkeit sie für diese Bezeichnung ganz richtig empfinden. Damit gehen sie aber in Wirklichkeit rückwärts, nicht vorwärts. Abwärts anstatt aufwärts. Sie weichen von dem richtigen Wege ab, den die Dichtungen zum Teile schon in sich tragen.
Nur diese lassen die Wahrheit ahnen. Aber auch nur ahnen, weil die hohen Inspirationen und visionären Bilder der Dichter durch den bei der Weitergabe mitarbeitenden Verstand zu stark verirdischt wurden. Sie verliehen der Wiedergabe des geistig Empfangenen das Bild ihrer derzeitigen irdischen Umgebung, um damit den Menschen den Sinn ihrer Dichtung verständlicher zu machen, was ihnen trotzdem nicht gelang, weil sie selbst dem eigentlichen Kerne der Wahrheit nicht nahekommen konnten.
So war dem späteren Forschen und Suchen von vornherein ein unsicherer Grund gegeben; jedem Erfolge damit eine enge Grenze gesetzt. Daß man zuletzt nur noch an eine reine Symbolik denken konnte und die Erlösung durch den Gral in jedes Menschen innerstes Selbst verlegte, ist deshalb nicht erstaunlich.
Die bestehenden Deutungen sind nicht ohne großen ethischen Wert, aber sie können keinen Anspruch darauf machen, eine Erklärung der Dichtungen zu sein,noch viel weniger der Wahrheit des Heiligen Grales nahezukommen. Auch ist unter dem Heiligen Gral nicht das Gefäß gemeint, das der Gottessohn am Ende seiner irdischen Mission bei dem letzten Mahle mit seinen Jüngern benützte, worin dann sein Blut am Kreuze aufgefangen wurde.
Dieses Gefäß ist eine heilige Erinnerung an das hohe Erlöserwerk des Gottessohnes, aber es ist nicht der Heilige Gral, den zu besingen die Dichter der Legenden begnadet wurden. Diese Dichtungen sind von der Menschheit falsch aufgefaßt worden. Es sollten Verheißungen sein aus höchsten Höhen, deren Erfüllungen die Menschen zu erwarten haben!
Hätte man sie als solche aufgefaßt, so wäre sicherlich schon lange auch ein anderer Weg gefunden worden, der die Forschungen noch etwas weiter führen konnte als bisher. So aber mußte in all den Deutungen zuletzt ein toter Punkt eintreten, weil niemals eine volle, lückenlose Lösung zu erreichen war, da der Ausgangspunkt einer jeden Forschung durch die bisherige falsche Auffassung von vornherein auf falschem Boden stand.
Nie wird ein Menschengeist, sei er auch zuletzt in seiner größten Vollendung und Unsterblichkeit, dem Heiligen Gral selbst gegenüberstehen können! Deshalb kann auch nie eine ausgiebige Kunde darüber von dort in das Stoffliche erdenwärts gelangen, es sei denn durch einen Boten, der von dort ausgeschickt wurde. Dem Menschengeiste also wird der Heilige Gral immer und ewig ein Mysterium bleiben müssen.
Der Mensch bleibe bei dem, was er geistig zu erfassen vermag, und suche vor allen Dingen das zu erfüllen und bis zu den edelsten Blüten zu bringen, was in seinen Kräften liegt. Leider aber greift er nur zu gern in seinem Verlangen immer weit darüber hinaus, ohne sein eigentliches Können zu entwickeln, wodurch er eine Nachlässigkeit begeht, die ihn nicht einmal das erreichen läßt, was er vermöchte, während er das Gewünschte sowieso niemals erreichen kann. Er bringt sich damit um das Schönste und das Höchste seines eigentlichen Seins, er erreicht nur ein vollkommenes Versagen der Erfüllung seines Daseinszweckes.
Der Parzival ist eine große Verheißung. Die Mängel und Irrtümer, die die Dichter der Legenden durch ihr allzu irdisches Denken hinzugefügt haben, entstellen das eigentliche Wesen dieser Figur. Parzival ist eins mit dem Menschensohne, dessen Kommen der Gottessohn selbst verkündete.
Ein Gottesgesandter, wird er mit einer Binde vor den geistigen Augen durch die schwersten irdischen Mühsale gehen müssen, äußerlich als Mensch unter Menschen. Nach einer bestimmten Zeit von dieser Binde befreit, muß er seinen Ausgangspunkt und damit sich selbst wiedererkennen, sowie auch seine Mission klar vor sich sehen. Diese Mission wird ebenfalls eine Erlösung der ernsthaft suchenden Menschheit bringen, verbunden mit scharfem Gericht.
Dafür kann aber nicht irgendein Mensch angenommen werden, noch viel weniger will darin das mögliche Erleben zahlreicher oder gar aller Menschen erkannt sein; sondern es wird nur ein ganz Bestimmter, besonders Gesandter sein. In der unverrückbaren Gesetzlichkeit alles göttlichen Willens ist es nicht anders möglich, als daß ein jedes nach dem Entwicklungslaufe in seiner höchsten Vollendung wieder zu dem Ausgangspunkt seines ursprünglichen Wesens zurückkehren kann, niemals aber darüber hinaus.
So auch der Menschengeist. Er hat seinen Ursprung als Geistsamenkorn in dem Geistig-Wesenhaften, wohin er nach seinem Laufe durch die Stofflichkeit bei höchster Vollendung und gewonnener lebendiger Reinheit als bewußter Geist in wesenhafter Form zurückkehren kann.
Kein Geistig-Wesenhafter, sei er auch noch so hoch und rein und strahlend, vermag die Grenze zu dem Göttlichen zu überschreiten. Die Grenze und die Unmöglichkeit des überschreitens liegt auch hier, wie in den Sphären oder Ebenen der stofflichen Schöpfung, einfach in der Natur der Sache, in der Verschiedenheit der Art. Als Oberstes und Höchstes ist Gott selbst in seiner Göttlich-Wesenlosigkeit.
Dann kommt als Nächstes etwas tiefer das Göttlich-Wesenhafte. Beides ist ewig. Diesem schließt sich dann erst tiefer und tiefer gehend das Schöpfungswerk an, in abwärtssteigenden Ebenen oder Sphären dichter und dichter werdend, bis zur endlichen, den Menschen sichtbar werdenden Grobstofflichkeit.
Das Feinstoffliche in der stofflichen Schöpfung ist das von den Menschen genannte Jenseits. Also das Jenseits ihres irdischen, grobstofflichen Sehvermögens. Beides aber gehört zum Schöpfungswerke, ist in seiner Form nicht ewig, sondern der Veränderung zum Zwecke der Erneuerung und Erfrischung unterworfen.
Am höchsten Ausgangspunkte des ewigen Geistig-Wesenhaften nun steht die Gralsburg, geistig sichtbar, greifbar, weil noch von der gleichen geistig-wesenhaften Art. Diese Gralsburg birgt einen Raum, der wiederum an der äußersten Grenze nach dem Göttlichen zu liegt, also noch ätherisierter ist als alles andere Geistig-Wesenhafte. In diesem Raume befindet sich als Unterpfand der ewigen Güte Gottvaters und als Symbol seiner reinsten göttlichen Liebe, sowie als Ausgangspunkt göttlicher Kraft: der Heilige Gral!
Er ist eine Schale, in der es ununterbrochen wallt und wogt wie rotes Blut, ohne je überzufließen. Vom lichtesten Lichte umstrahlt, ist es nur den Reinsten aller Geistig-Wesenhaften vergönnt, in dieses Licht schauen zu können. Das sind die Hüter des Heiligen Grales! Wenn es in den Dichtungen heißt, der Menschen Reinste sind dazu bestimmt, Hüter des Grals zu werden, so ist dies ein Punkt, den der begnadete Dichter allzusehr verirdischt hat,weil er sich nicht anders auszudrücken vermochte.
Kein Menschengeist kann diesen geheiligten Raum betreten. Auch in seiner vollendetsten geistigen Wesenhaftigkeit nach seiner Rückkehr von dem Laufe durch die Stofflichkeit ist er doch nicht ätherisiert genug, um die Schwelle, also die Grenze zu überschreiten. Er ist auch in seiner höchsten Vollendung noch zu dicht dazu. Eine weitere ätherisierung für ihn müßte gleichbedeutend mit völliger Zersetzung oder Verbrennung sein, da seine Art vom Ursprung aus sich nicht dazu eignet, noch strahlender und lichter, also noch ätherisierter zu werden. Sie erträgt es nicht.
Die Hüter des Grales sind Ewige, Urgeistige, die niemals Menschen waren, die Spitzen alles Geistig-Wesenhaften. Sie bedürfen aber der göttlich-wesenlosen Kraft, sind abhängig von ihr, wie alles abhängig ist von dem Göttlich-Wesenlosen, dem Ursprung aller Kraft, Gottvater.
Von Zeit zu Zeit erscheint nun an dem Tag der Heiligen Taube die Taube über dem Gefäß als erneutes Zeichen der unwandelbaren göttlichen Liebe des Vaters. Es ist die Stunde der Verbindung, die Krafterneuerung bringt. Die Hüter des Grales empfangen sie in demutvoller Andacht und vermögen dann diese erhaltene Wunderkraft weiterzugeben. Daran hängt das Bestehen der ganzen Schöpfung!
Es ist der Augenblick, in dem im Tempel des Heiligen Grales des Schöpfers Liebe strahlend sich ergießt zu neuem Sein, zu neuem Schaffensdrange, der pulsschlagartig abwärts durch das ganze Weltall sich verteilt. Ein Beben geht dabei durch alle Sphären, ein heiliges Erschauern ahnungsvoller Freude, großen Glückes. Nur der Geist der Erdenmenschen steht noch abseits, ohne zu empfinden, was gerade ihm dabei geschieht, welch unermeßliches Geschenk er stumpfsinnig entgegennimmt, weil seine Selbsteinengung im Verstande das Erfassen einer derartigen Größe nicht mehr zuläßt. Es ist der Augenblick der Lebenszufuhr für die ganze Schöpfung!
Die stete, notwendige Wiederkehr einer Bestätigung des Bundes, den der Schöpfer seinem Werke gegenüber hält. Würde diese Zufuhr einmal abgeschnitten, bliebe sie aus, so müßte alles Seiende langsam vertrocknen, altern und zerfallen. Es käme dann das Ende aller Tage, und nur Gott selbst verblieb, wie es im Anfang war! Weil Er allein das Leben ist. Dieser Vorgang ist in der Legende wiedergegeben.
Es ist sogar angedeutet, wie alles altern und vergehen muß, wenn der Tag der Heiligen Taube, die „Enthüllung“ des Grales, nicht wiederkehrt, in dem Altwerden der Gralsritter, während der Zeit, in der Amfortas den Gral nicht mehr enthüllt, bis zu der Stunde, in der Parzival als Gralskönig auftritt.Der Mensch sollte davon abkommen, den Heiligen Gral nur als etwas Unfaßbares zu betrachten; denn er besteht wirklich! Es ist aber dem Menschengeiste durch dessen Beschaffenheit versagt, ihn jemals erschauen zu können. Den Segen jedoch, der von ihm ausströmt und der von den Hütern des Grales weitergegeben werden kann und auch weitergegeben wird, können die Menschengeister empfangen und genießen, wenn sie sich dafür öffnen.
In diesem Sinne sind einige Auslegungen nicht gerade falsch zu nennen, sobald sie in ihren Deutungen den Heiligen Gral selbst nicht mit hineinzuziehen versuchen. Sie sind richtig und doch auch wieder nicht. Das Erscheinen der Taube an dem bestimmten Tage der Heiligen Taube zeigt die jedesmalige Sendung des Heiligen Geistes an; denn diese Taube steht in engem Zusammenhange mit ihm.
Doch das ist etwas, das der Menschengeist nur bildlich zu erfassen fähig ist, weil er aus der Natur der Sache heraus bei höchster Entwicklung in Wirklichkeit nur bis dahin zu denken, zu wissen und zu empfinden vermag, woher er selbst kam, also bis zu der Art, die eins mit seiner reinsten Beschaffenheit des Ursprunges ist. Das ist das ewige Geistig-Wesenhafte.
Diese Grenze wird er auch im Denken niemals überschreiten können. Anderes vermag er auch nie zu erfassen. Das ist so selbstverständlich, logisch und einfach, daß dem Gedankengange jeder Mensch zu folgen vermag. Was aber darüber ist, wird und muß der Menschheit aus diesem Grunde immer ein Mysterium sein und bleiben!
Jeder Mensch lebt deshalb in einem Wahne, so er sich einbildet, Gott in sich zu tragen, oder selbst göttlich zu sein, oder dies werden zu können. Er trägt Geistiges in sich, aber nicht Göttliches. Und darin ruht ein unüberbrückbarer Unterschied. Er ist ein Geschöpf, nicht ein Teil des Schöpfers,wie sich so mancher einzureden versucht. Der Mensch ist und bleibt ein Werk, wird niemals Meister werden können.
Es ist deshalb auch unrichtig, wenn erklärt wird, daß der Menschengeist von Gottvater selbst ausgeht und zu ihm zurückkehrt. Der Ursprung des Menschen ist das Geistig-Wesenhafte, nicht das Göttlich-Wesenlose. Er kann deshalb auch bei erreichter Vollkommenheit nur bis zum Geistig-Wesenhaften zurückkehren. Richtig gesagt ist, daß der Menschengeist aus dem Reiche Gottes stammt und deshalb auch, wenn er vollkommen wird, wieder in das Reich Gottes zurückzukehren vermag, nicht aber zu ihm selbst.
Es folgen später noch ausführliche Vorträge über die einzelnen Abteilungen der Schöpfung, die in ihren Wesensarten ganz verschieden sind.
Auf höchster Höhe einer jeden dieser Schöpfungsebenen befindet sich als notwendige übergangs- und Kraftübertragungsstelle eine Gralsburg.
Diese ist immer ein in der Wesensart der betreffenden Schöpfungsebenen geformtes Abbild der wirklichen, an der Spitze der ganzen Schöpfung stehenden, höchsten Gralsburg, die der Ausgangspunkt der ganzen Schöpfung durch die Strahlungen Parzivals ist.
Amfortas war Priester und König in der untersten dieser Gralsburg-Abbilder, die auf der Höhe der Ebene aller aus Geistsamenkörnern entwickelten Menschengeister steht, also der Erdenmenschheit am nächsten.
Der Aufstieg des Ordens zur Großmacht
Ihr Ruf und ihre diplomatische Unabhängigkeit brachte die Templer in einflußreiche Positionen an den Höfen Europas. In England beispielsweise nahmen sie regelmäßig an den Sitzungen des Parlaments teil und galten als Oberhaupt aller christlichen Ordensgemeinschaften.
Aber nicht nur im christlichen Abendland, auch in der islamischen Welt hatten die Templer Einfluß und Kontakte. Sie unterhielten nicht nur Beziehungen zu den Führern der Sarazenen, sondern sogar mit der militanten Sekte der Assassinen.
Die Macht der Templer stieß jedoch nicht ungeteilt auf Zustimmung. Heinrich III. von England wollte 1252 Besitzungen der Templer beschlagnahmen. Vom Meister des Ordens erhielt er daraufhin die Antwort, wenn Heinrich das Recht breche, solle er nicht länger König sein, eine äußerung die für das Selbstbewußtsein, wenn nicht gar für den Hochmut der Templer spricht.
Nicht allein ihrem militärischen Potential, ihrem diplomatischen Einfluß oder ihrem Landbesitz verdankten die Templer ihre Macht. Sie waren auch Bankiers und gelten als Erfinder des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, womit sie auch den Kaufleuten wertvolle Partner wurden.
Aus allen Gegenden griffen sie fortschrittliche Techniken auf und ihre Schiffe waren mit die ersten, die auf europäischen Meeren den Magnetkompaß verwendeten.
Ihre kriegerische Tätigkeit bedingte auch die Beschäftigung mit Medizin und Krankenpflege und die von den Templern unterhaltenen Spitäler galten als Beförderer medizinischen Fortschritts.
Alle diese Erfolge brachten aber auch Selbstgefälligkeit, Hochmut und Korruption mit sich und riefen Neid hervor. Eine wenig schmeichelhafte Redewendung aus jener Zeit lautet: „Saufen und fluchen wie ein Templer.” (HAUF, 239) Auch Papst Innozenz III. mußte sich mit den Vorwürfen befassen und rief die Templer 1208 zu einem christlichen Lebenswandel auf, von Geisterbeschwörung war die Rede.
Europäischer Templerherrlichkeit standen jedoch zunehmende Schwierigkeiten im Heiligen Land gegenüber. Als König Balduin IV. von Jerusalem im März 1185 gestorben war und man um dessen Nachfolge stritt, brach der Großmeister Gerhard von Ridefort seinen dem Verstorbenen geleisteten Eid und begann einen überstürzten Feldzug gegen die Sarazenen, welcher für die Ritter mit einer Katastrophe endete, als das Ritterheer im Juli 1187 bei Hattin von den Sarazenen aufgerieben wurde. Die folgenden Monate brachten den Untergang der christlichen Herrschaft. Jerusalem, seit hundert Jahren christliches Königreich, wurde von den Sarazenen erstürmt und im Mai 1291 fiel mit Akkon die letzte christliche Befestigung und mit ihr alle dort tationierten Ritter einschließlich des Großmeisters.
Zu ihrem Glück verkaufte Richard Löwenherz, Sohn des englischen Königs Heinrich II., den Templern die Insel Zypern und die Ritter machten die Insel eine Zeit zu ihrem Hauptsitz. (BAIGENT u. LEIGH, 85) Aber mit dem Fall des Heiligen Landes hatte sich die ursprüngliche Aufgabe der Templer, die Sicherung der Pilgerwege nach Jerusalem, eigentlich erledigt und die Ritter sahen sich vor die Aufgabe gestellt, ihr weiteres Dasein zu begründen und zu sichern. Dabei standen ihnen als Vorbild die Ritter des Deutschen Ordens vor Augen, der sich an den nordöstlichen Grenzen der christlichen Welt ein eigenes Staatswesen erkämpft hatte.
Als mögliches Gebiet für ihren Staat sollen sie das Languedoc ausgewählt haben, das damals noch nicht zur französischen Krone gehörte. Dieses Gebiet war ein Schwerpunkt der als Katherer oder Albigenser bezeichneten Häresie und viele Katharer sollen Mitglieder des Ordens gewesen sein, der sich übrigens im sogenannten Albigenserkreuzzug 1209 bis 1229 weitgehend neutral verhalten, wenn nicht sogar mit den Ketzern sympathisiert haben soll und angeblich etlichen von ihnen Unterschlupf gewährt habe. Im Languedoc sollen in den höheren Rängen des Ordens mehr Katharer als Katholiken gewesen sein und der Orden dort also eine sichere Basis besessen haben.
Quelle:
Soweit nicht gesondert erwähnt folgt die Darstellung weitgehend LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 54-69.
Anfang des vierzehnten Jahrhunderts war den Templern mit König Philipp IV. dem Schönen von Frankreich ein Gegner erwachsen, der für viele Ordensritter das Ende bereiten sollte. Der König war in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten und hatte in dem Orden eine starke innenpolitische Konkurrenz, saßen diese doch auf etlichen wichtigen Positionen. Auch paßte dem König das hochnäsige Gehabe der Ordensritter nicht.
Als Philipp — peinlich genug — vor dem wütenden Pariser Volk ins Ordenshaus der Templer flüchten mußte, dürfte er dort den Reichtum des Ordens mit eigenen Augen gesehen haben, so daß zu der Demütigung noch der Neid hinzugekommen sein muß, zumal die Templer dem König eine Aufnahme als Templer ehrenhalber verweigert hatten. Philipp IV. suchte darum den Orden zu vernichten und seine Besitzungen zu beschlagnahmen.
Ein erster Schritt in Richtung auf dieses Ziel war die Installation des Erzbischofs von Bordeaux als Papst Klemens V. im Jahre 1305, der seinem königlichen Förderer dafür zu Dank verpflichtet war. Philipp IV. von Frankreich ließ die Templer bespitzeln und suchte nach Möglichkeiten, dem Orden Ketzerei anzuhängen und so einen Vorwand für dessen Aufhebung zu erlangen. Dabei halfen ihm die Aussagen eines Tempelritters, der zu ihm übergelaufen war und abenteuerlich klingende Anschuldigungen erhob.
Im Oktober 1307 war es so weit. Der König hatte heimlich seine Seneschalle (Botschafter) mit geheimen Befehlen ins ganze Land entsandt. Gleichzeitig hatten die versiegelten Botschaften geöffnet zu werden und am Morgen des 13. Oktober 1307 (ein Freitag, der 13.) begann die Verhaftungswelle. Zahlreiche Templer gerieten in die Fänge der Häscher, darunter auch der Ordensgroßmeiter Jaques de Molay. Das vermutlich eigentliche Ziel der Aktion jedoch, das Vermögen des Ordens, wurde weitgehend verfehlt, denn der im Pariser Ordenshaus vermutete Schatz war verschwunden.
Die Geheimhaltung der königlichen Befehle soll mißglückt sein, denn es ist überliefert, daß Jaques de Molay kurz vor dem 13. Oktober viele Papiere des Ordens verbrennen ließ und überdies ein Rundschreiben an alle Ordensniederlassungen ergangen war, das nochmals allen Ordensmitgliedern strengstes Stillschweigen über ihre Bräuche und Rituale auferlegte.
Zu dem Schatz heißt es, in der Nacht vor der Verhaftungswelle habe ein Konvoi schwerer Lastwagen Paris in Richtung La Rochelle verlassen, dem Hafen der Templer an der Atlantikküste. Die dort liegende Templerflotte, achtzehn Galeeren, sei auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Es wird dazu allerlei spekuliert.
Quelle:
Soweit nicht gesondert erwähnt folgt die Darstellung weitgehend LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 54-69.
Templerprozesse
Die verhafteten Templer verhörte man, wobei auch — zeitüblich — die Folter Anwendung fand. Den Templerittern wurde vorgeworfen, sie würden von Neumitgliedern verlangen, bei ihrer Aufnahme in den Orden das Kreuz zu bespucken und hätten einen Teufel namens Baphomet verehrt. Vor einem bärtigen Männerkopf habe man sich zu Boden werfen müssen und von dem okkulte Kräfte verliehen bekommen. Weiter habe man Zeugen beseitigt, Kinder ermordet, Frauen zur Abtreibung veranlaßt, sich homosexuellen Handlungen hingegeben und Christus verleugnet.
Im Protokoll zum Verhör des Huguet de Bure vom 24. April 1310 heißt es zum angeblichen Aufnahmeritual, „er habe sich bis auf Hemd und Hose ausziehen müssen, dann den Zeugen seiner Aufnahme geküßt, ,erstens auf den Mund, zweitens auf den Nabel, drittens auf das Rückgrat, oberhalb der Stelle, wo der Gürtel getragen wird, und er sagte, der gleiche Bruder P. habe demselben Zeugen die Kleider vorn und hinten emporgehoben, als er ihn, wie gesagt, auf den Nabel und auf das Rückgrat geküßt habe’.
Anschließend sei er veranlaßt worden, ein hergebrachtes Kreuz zu bespucken, es mit den Füßen zu treten und dreimal Jesus mit den Worten ,ich widersage Gott’ abzuschwören.” (DAXELMüLLER, 146f.) Es sei auch ein Haupt herbeigeholt worden, das man in der Kapelle, wo das Aufnahmeritual stattfand, in einem Schrank verwahrt hab und vor ihm auf den Altar stellte. Um dieses Haupt habe man eine Schnur gelegt und sie dann dem Huguet de Bure zum Tragen als Gürtel übergeben, was der allerdings nicht befolgt habe. (ZACHARIAS, 101)
Aufgrund der erfolterten Geständnisse erreichte König Philipp IV. von Frankreich im Jahre 1312 die päpstliche Aufhebung des Ordens — allerdings ohne daß der Heilige Stuhl je auf Schuld oder Unschuld des Ordens erkannt hätte. Am 18. März 1314 — nach siebenjähriger Gefangenschaft! — wurden der Großmeister Jaques de Molay und Geoffroi de Charnay, der Großpräzeptor der Normandie, lebendigen Leibes verbrannt.
Inwieweit die Aussagen des Templerprozesses tatsächliche Begebenheiten wiedergeben und auf satanische Praktiken hindeuten, ist nicht sicher zu klären.
Als eine extreme Ansicht wertete G. ZACHARIAS die Meinung, die Protokolle ließen erkennen, die Templer hätten eine katharisch-dualistische Lehre vertreten und seien als Häretiker anzusehen. Dagegen wurde, als anderes Extrem, eingewendet, bei einer doch sehr weltlich ausgerichteten Organisation wie dem Templerorden sei kaum davon auszugehen, daß der Orden wegen einer solchen Geisteshaltung seine Macht bereitwillig riskiert hätte.
Allenfalls einzelne Mitglieder hätten sich darein verstiegen und die Aufnahmerituale seien allenfalls als überspitzte Gehorsamsprüfungen anzusehen, die Aussagen allesamt wertlos. Als ein Mittelweg sei denkbar, daß die Initiationsriten in der Tat als typisch für Männerbünde gelten dürfen, als ein solcher sei der Orden durchaus anzusehen, und das der Templerorden unter dem Einfluß vorderorientalisch-islamischer Geistesströmungen Züge entwickelten, die dem kirchlichen Standpunkt widersprachen. Diese Züge könnten tatsächlich in den Rahmen eines Satanskultes eingeordnet werden. (Satanskult und Schwarze Messe, 103)
Quelle:
Soweit nicht gesondert erwähnt folgt die Darstellung weitgehend LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 54-69.
Die Tempelritter sollen einen Gtzen namens Baphomet angebetet haben. Was dieser Baphomet gewesen sein könnte, ist unsicher.
Das als Haupt des Baphomet bezeichnete angebliche Ritualobjekt der Templer wurde auf verschiedene Weise beschrieben. Es soll statt der Augen glühende Karfunkel gehabt haben, mehrere Gesichter, Tierform usw. Von ihm sei eine magische Kraft ausgegangen und mancher Templer sei bei seinem Anblick in tiefste Verwirrung geraten und in Zittern verfallen. Durch das Tragen der um dieses Haupt gelegten Schnur als Gürtel habe der Träger etwas von dieser Kraft angenommen. Das Haupt wurde als Verkörperung Mohammeds, Allahs, des christlichen Schpfergottes, des Teufels und so fort gedeutet. (ZACHARIAS, 104) Mancher der Tempelritter soll auch gestanden haben, man habe einen riesigen, Baphomet genannten Götzen in Form einer Ziege verehrt.
(de ROSA, 227)
Der Name wird als Verballhornung von Mahumet (Muhammed) gedeutet. Oder Baphomet stamme von abufihamat, im maurisch-spanischen Sprachraum bufihimat ausgesprochen, was "Vater des Erkennens" bedeutet. "Vater" bedeute im Arabischen auch "Quelle" oder "Urgrund", in sufischer Terminologie meint das "Haupt der Erkenntnis" die geistige Tätigkeit des Menschen. Der Baphomet sei demnach ein Symbol für den vollendeten Menschen.
(Idries Schah, Die Sufis 1976, 198f., n. BIEDERMANN, 80)
Eine weitere mögliche Erklärung sei, daß der bärtige Männerkopf eine Verkörperung der dunklen, chthonischen Seite des "Großen Männlichen" sein könne, welche vom Christentum ebenso wie die Seite des "Großen Weiblichen" weitgehend abgelehnt worden ist.
(ZACHARIAS, 104)
1307 fand man im Temple, dem Pariser Ordenshaus der Templer, die silberne Büste einer Frau. Im Inneren dieses Reliquiars fanden sich zwei Schädelknochen einer ziemlich kleinen Frau, welche jeweils in weißes Linnen und zusammen in rotes Tuch eingewickelt war. Ein daran befestigtes Schild war mit Caput LVIIIm beschriftet. Ein Templer bestritt im Verhör einen Zusammenhang mit dem männlichen Kopf der Rituale und sein Zweck ist ebenso ungeklärt wie der Sinn der Beschriftung (Kopf 58m, wobei das m auch als astrologisches Zeichen für Jungfrau lesbar sei).
(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, Nach einer in verschiedenen Versionen erzählten Geschichte war ein Tempelritter, ein Herr von Sidon, in eine Dame aus Maraclea verliebt.
Diese verstarb und der unglückliche Ritter schlich sich in der Nacht nach der Bestattung zu ihrem Grab, exhumierte sie und schändete sie. Da befahl ihm eine Stimme, nach neun Monaten wiederzukommen, er werde einen Sohn vorfinden. Der Herr von Sidon gehorchte, öffnete zu der angekündigten Zeit das Grab und fand auf den Oberschenkelknochen des Skeletts seiner Dame einen Kopf. Wieder vernahm er die Stimme, welche ihm auftrug, den Kopf wohl zu hüten, er sei der Spender aller guten Dinge. Der Herr von Sidon nahm den Kopf an sich und hatte an ihm einen guten Geist, der sogar die Feinde des Herrn vernichtete, wenn der ihnen den Kopf entgegenhielt. Hernach sei der Kopf in den Besitz des Ordens gekommen.
(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 73f.)
Die im Templerprozeß erwähnte Legende vom sprechenden Kopf, von einer nekrophil geschändeten Jungfrau Yse geboren (G. de Sède, Die Templer etc., Berlin 1962, S. 115), stammt von den Sabiern und ist im 2. Buch, Kap. 12 des Picatrix enthalten." (BIEDERMANN, 347) Die Sabier waren eine später auch als Elkesaiten bezeichnete halbchristliche Sekte, welche von den Muslimen seit Mohammed als Inhaber einer Offenbarung anerkannt wurden. "Es handelte sich jedoch um syrische Gnostiker, die einem ausgeprägten Gestirnskult und magischen Riten huldigten. Den Planetengeistern wurden hier [in Carrhae, Mesopotamien] wohl bis ins 9. Jh. Menschenopfer dargebracht. Die Sabier sollen Pilgerzüge nach Ägypten, zu den Pyramidengräbern von Agathodaimon und Hermes Trismegistos unternommen haben."
(ebd., 378)
Yse soll sich mglicherweise von Isis ableiten. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 74) Möglich sei auch eine Beziehung des Kopfes zur Alchimie und das Haupt des Baphomet deute auf die Phase im alchimistischen Verfahren, welche caput mortuum (Totenkopf) genannt wird und dem Zustand der Schwärzung (nigredo) entspreche, welche vor der Ausfällung des Steins der Weisen eintrete.
(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 72)
Oder es handelte sich um den Kopf des Hugo von Payens, dessen Wappenschild bezeichnenderweise drei schwarze Köpfe auf goldenem Grund zeigte.
(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 72)
Auch ein Zusammenhang von Kopf und Turiner Grabtuch sei denkbar. Dieses habe sich zwischen 1207 und 1307 im Besitz der Templer befunden und wenn man das Tuch in bestimmter Weise zusammenfalte, käme ein Kopf zum Vorschein. Ein Indiz zur Bestätigung dieser These könnte eine im Ordenshaus von Somerset, England, gefundene Kopfdarstellung sein, welche der des Turiner Grabtuches verblüffend ähnele.
(LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 72f.)
Weiter sei auch an einen Bezug zum abgeschlagenem Haupt Johannes des Täufers zu denken, denn die Lehren der Täuferbewegung oder der Mandäer hätten wenigstens partiell unter den Ordensmitgliedern Anklang gefunden. (LINCOLN, BAIGENT, LEIGH,)
Der Baphomet wurde auch als ein sprechender Kopf gedeutet, wie beispielsweise Albertus Magnus oder Papst Sylvester II. einen besessen haben sollen
(BIEDERMANN, 80).
Nach Guido von List (einer der Wegbereiter der okkulten Ideologie hinter dem Nationalsozialismus) war der Baphomet hingegen kein sprechender Kopf, sondern das Malteserkreuz, welches ein gnostisches Zeichen und ein hochheiliges ario-germanisches Symbol sei, das aus zwei übereinandergelegte Swastiken, gegen und mit dem Uhrzeigersinn, gebildet sei.
(GOODRICK-CLARKE, 59)
Noch weniger drang der französische König in Portugal mit seinen Wünschen durch. Hier sprach man die Templer von allen Vorwürfen frei und der Orden änderte bloß seinen Namen, wodurch 1318 der Christusorden entstand. Dieser Orden widmete sich vor allem der Seefahrt und zu seinen Mitgliedern gehörten bekannte Seefahrer wie Vasco da Gama und Prinz Heinrich der Seefahrer. Auch die drei Karavellen des Amerikafahrers Christoph Kolumbus führten auf ihren Segeln das Tatzenkreuz der Templer.
Alles das erlebten aber weder Jaques de Molay noch seine Verfolger Philipp IV. und Klemens V. mehr. Denn vor seiner Hinrichtung soll Jaques de Molay noch eine Verwünschung ausgestoßen haben, dernach jene beiden ihm binnen eines Jahres in den Tod folgen würden. Tatsächlich starben nur wenige Wochen bzw. Monate später erst der Papst, wie es heißt an der Ruhr, dann der König unter ungeklärten Umständen.
Dieser Fluch des Jaques de Molay gehört allerdings noch zu den „harmlosesten” Spekulationen rund um die Templer.
Quelle:
Soweit nicht gesondert erwähnt folgt die Darstellung weitgehend LINCOLN, BAIGENT, LEIGH, 54-69.
Am Freitag, dem 13. Oktober 1307 ließ Philipp alle bekannten Templer als mutmaßliche Häretiker verhaften. Klemens hatte die Anzahl der zu verhaftenden Tempelritter auf zweitausend geschätzt, nach einigen Wochen gab es fünfhundert Schuldeingeständnisse. Zu den Gefangenen gehörten auch Großmeister Jaques de Molay und der Präzeptor der Normandie. (HABIGER-TUCZAY, 96
)
Den Templern wird noch heute ein geheimes Wissen nachgesagt, das uralten Ursprungs sei und nur wenig mit der von der Katholischen Kirche gelehrten Religion gemein habe. Beispielsweise heißt es: „Das Geheimwissen der Templer war eine Fortsezung der esoterischen Geheimlehren des Orients, der alten ägypter und folgte den Traditionen der jüdischen Kabbalisten und Hermetiker, die über die Bruderschaft der Baumeister weitergegeben wurde.” (HASLER, 31)
Die Templer verehrten besonders Maria. Alle von ihnen gegründeten Kirchen führen darum „Notre Dame” im Namen. (CARMIN, 314)
Den Freimaurern wird zugeschrieben, Traditionen des Ritterordens fortzuführen.
Gemäß der Ordensregel des Hochgradsystems der „Schwedischen Lehrart” soll Jaques de Molay kurz vor seiner Hinrichtung seinen Neffen, den Grafen von Beaujeu, in die Geheimmnisse der Tempelherren eingeweiht haben. Auch andere Logen, bspw. die Berliner Großloge „Zu den drei Weltkugeln”, bezogen sich auf die Templer. (DAXELMüLLER, 147)
Der Temple, das Ordenshaus der Templer in Paris, wurde 1212 errichtet. Später nutzte man den Bau als französisches Staatsgefängnis, in dem 1792/93 König Ludwig XVI. mitsamt seiner Familie gefangengehalten wurde. Im 19. Jahrhundert brach man den Temple ab.
Ebenso typisch wie ungewöhnlich sind die Kirchen der Templer, welche als Rundbauten errichtet wurden. Nach Aufhebung des Ordens wurden viele von ihnen zerstört.
Als König Ludwig XVI. enthauptet worden war soll ein Mann auf das Schafott gesprungen sein und ausgerufen haben: „Jaques de Molay, du bist gerächt!”
Pierre de la Palu, Dominikanermönch und Bakkalaureus der Theologie aus der Diözese Lyon, erklärte, er habe Informationen zu den Templern und gab am 19. April 1311 zu Protokoll: In den Anfängen des Ordens hätten zwei Ritter, die auf dem gleichen Pferd gesessen hätten, miteinander gekämpft. Der eine, der vorn gesessen habe, habe sich Jesus Christus empfohlen und sei verwundet wurden.
Der hinter ihm habe gesagt, er empfehle sich dem, der besser helfen könne und sei unverletzt geblieben. Nach dem Kampfe sagte der Sieger, wohl der Teufel in Menschengestalt, zu dem Unterlegenen: „Wenn du willens bist, an mich zu glaubenb, wird der Orden sich vervielfältigen und reich werden.” Der andere habe sich verführen lassen und von dort hätten die Irrtümer ihren Anfang genommen. (ZACHARIAS, 103f.)
Schlichter ist die Erklärung, die beiden hintereinander sitzenden Männer deuteten auf eine vom Orden gepflegte Homosexualität hin.
In der Frühzeit lehnte auch das junge Christentum bildliche Darstellungen ab, wie es ebenso Juden wie auch Moslems halten und worüber die Bilderstreite im Christentum entbrannten.
Daß die Templer auf das Kreuz zu spucken hatten mag unter dem Einfluß entstanden sein und darauf deuten, daß eine Absage der bildlichen Materialisierung des Gottessohnes angestrebt war und damit ein distanzierte Haltung zum übermäßigen Kruzifix- und Bilderkult des christlichen Mittelalters. (ZACHARIAS, 104)
Spekulationen um die Templer
Die dunklen Anfänge des Ordens, sein sagenhafter Aufstieg, die Ergebnisse der Verhöre der Templerprozesse und der ungeklärte Verbleib des Templerschatzes bieten einen idealen Nährboden für zahlreiche mehr oder weniger wahrscheinlich klingende Theorien.
Auf die Templer soll der Bau der gotischen Kathedralen zurückgehen, die sie mit Geld und technischem Können ermöglicht hätten.
Die Templer sollen aus dem Heiligen Land ein Geheimnis mitgebracht haben.
Schon im dreizehnten Jahrhundert sollen die Templer in Amerika gewesen sein, ihr Reichtum gründe auf mexikanischem Silber.
Auch nach Indien sollen sie schon lange vor den Portugiesen gelangt sein.
Manche Freimaurerlogen beziehen sich auf die Templer und haben den Grad eines Templers eingeführt.
Der Templerschatz soll Abbè Bérenger Saunière die Baumaßnahmen von Rennes-les-Château ermöglicht haben.
Dieser Templerschatz soll der Heilige Gral gewesen sein, den die Templer bei ihren Forschungen im Jerusalemer Tempelberg gefunden hätten.
Oder es handelt sich bei dem Schatz nicht (nur) um ein materielles Gut, sondern um das Wissen, Jesus habe Familie gehabt und seine Blutlinie reiche über die Merowinger bis in unsere Tage.
Natürlich galten die Templer auch als goldmachende Alchimisten und bei dem Baphomet habe es sich tatsächlich um einen sprechenden Kopf gehandelt.
Sie sollen tatsächlich Ketzer gewesen sein und hätten auf eine Verschmelzung gnostischer Lehren mit Christentum, Judentum und Islam hingearbeitet.
http://www.auer-muehlbach.de
Versucht man mit Bewohnern aus dem Umfeld des „Templer-Klosters“ zu sprechen, so erhält man entweder eine abwinkende Handbewegung, vielleicht verbunden mit einem genervten Augenaufschlag und einem grantigen „Geh!“, oder man bekommt ein interpretierbares „wissendes Lächeln“. In Erfahrung bringt man allerdings nichts. Fragt man Personen, die sich schon länger und intensiver mit den „Tempelherren“ beschäftigt haben, dann erhält man schnell ein lateinisches „Bibere templariter“ um die Ohren geschlagen. Das bedeutet soviel wie „Saufen wie ein Templer“ und verweist ebenso auf die „Trinkorgien“ wie der Spruch „Hütet Euch vor den Küssen der Templer“, den sich junge Männer in England zuriefen, wenn sie einen „Bruder des Ritterordens“ auf dem Weg zum „Haus der Templer“ antrafen.
Es wurde gemunkelt, dass es für die männlichen Jugendlichen aus verschiedensten Gründen gefährlich werden könnte. Und schließlich kommt dann noch ganz automatisch die Sprache auf das „Geheimwissen“ der „Tempelherren“. Noch immer werden die Sitzungen des „Ritterordens“ in den grellsten Farben gemalt, noch immer blühen die Gerüchte, wonach die Mitglieder des „Templerordens“ durch die furchtbarsten Eidschwüre zur Wahrung schrecklicher Geheimnisse verpflichtet seien, die das eigentliche Wesen ihrer nur scheinbar kirchentreuen Gemeinschaft ausmachen soll.
Und man erfährt von grauslichen Verbrechen an „Ordensmitgliedern“, die sich bei ihrer „Einweihung“ oder im Anschluss ihrer „Aufnahme in den Ritterorden“ geweigert hätten, die bei den Zusammenkünften der Brüder üblichen anstößigen Zeremonien mitzumachen. Viele davon verschwanden angeblich im Dunkel unterirdischer Verliese, wenn man sie nicht kurzerhand vom Leben zum Tode beförderte. Und selbst Helmut Blazek schrieb in seinem im Jahr 2001 erschienenen Buch „Männerbünde - Eine Geschichte von Faszination und Macht“ über die aus drei Punkten bestehende vermeintliche „Geheimlehre der Tempel-Ordensritter“.
Diese „Geheimlehre der Templer“ besteht angeblich aus der „Leugnung der Gottheit Christi“, der „Verspottung des Kreuzes“ und der „Anbetung eines satanischen Idols“. Für diese Interpretation spricht aus Helmut Blazeks Sicht, dass der letzte „Templer-Ordensmeister“ Jacques de Molay im Jahr 1307 „ohne jede Drohung und Folter“ vor der „Heiligen Inquisition“ ein Geständnis ablegte, in dem er darstellte, dass er bei seiner Aufnahme in den Orden „Christus geleugnet und neben das Kreuz gespukt“ habe.
Zudem gab er zu, dass „den Mitgliedern der Bruderschaft bereits bei der Aufnahme die ausdrückliche Erlaubnis zu „widernatürlichen Unzucht“ - also zu homosexuellen Handlungen - erteilt worden sei“. Zahlreiche Zeugen bestätigten das Vorkommen derartiger „Ausschweifungen“ auch - und zwar nicht nur als Verirrung einzelner Ordensmitglieder, sondern als etwas durchaus übliches. So habe der neu aufzunehmende „Ritter“ den „Rezeptor“ - den Leiter der Prozedur - „und einigen der sonst anwesenden Ordensbrüder auf den Hintern, den Bauchnabel und (...) das männliche Glied küssen“ müssen.
Für Blazek stellt diese für ihn durchaus ernstzunehmende Aussage eine typische Eigenschaft der „Männerbünde“ dar: „das Ausleben von verdrängter Sexualität in Form von ritualisierten homosexuellen Handlungen“. Diese waren verbunden mit der Demütigung des Einzuweihenden: „Der Kuss auf das Geschlechts- und Hinterteil des Rezeptors ist als Brechung des Einzelwillens dienende Demütigung zu interpretieren, die die Unterwerfung unter die hierarchische Ordnung der männerbündischen Gemeinschaft symbolisierte“.
Soweit Helmut Blazek.
Wie viel Phantasie, Verschwörungstheorie und Lust am Mythos sich hinter all diesen Thesen verbirgt, vermag ich nicht zu beurteilen. Doch je höher die Mauern und konsequenter das Schweigen, desto höhere Wellen schlägt die Interpretation. „Geheimwissen“ hin oder her. Ganz bestimmt kamen die „Templer“ durch ihr Engagement im „Heiligen Land“ mit Traditionen der jüdischen Welt, des Islam und der Antike in Berührung, die ihren Horizont umfassend erweiterten. Ihre beachtlichen Erfolge auf technischem und finanziellem Gebiet lassen sich ganz bestimmt darauf zurückführen.
Die „Tempelherren“ entwickelten aus diesem Wissen ein eigenes Weltbild, das möglicherweise zu einer eigenen Interpretation des Christentums geführt haben mag, die für das abergläubische mittelalterliche Europa einfach noch nicht nachvollziehbar und deshalb unverständlich und inakzeptabel war. Schon aus diesem Grund wurde vieles unter dem Siegel der Verschwiegenheit gehalten. Und aus diesen Geheimnissen entstand die „Arroganz der Wissenden“ und eine Vielzahl von Legenden.
Erst zur Zeit der Renaissance gab es einen vergleichbaren Wissenstransfer von Ost nach West und viel später, zur Zeit der „Aufklärung“, war Europa auch bereit, das alles zu begreifen, was die „Templer“ höchst wahrscheinlich schon Jahrhunderte zuvor begriffen hatten: die Abkehr vom blinden Fanatismus hin zu völkerübergreifendem Respekt und Verständnis.
Zu den Gerüchten um das „geheime Wissen der Templer“ kommen noch weitere Punkte hinzu: Der eine ist das nicht vorhandene und für die öffentlichkeit zugängliche Archiv des „Ordens“, so dass der interessierte Beobachter des „Templer-Ordens“ gezwungen ist, die mündlichen Aussagen der „Ordensoberen“ einfach glauben zu müssen. Der andere Punkt ist die Tradition des durch ein Justizverbrechen ausgeschalteten „Ordens“. Er hat die Zeit überdauert, lebt aber streng nach den Lehren der katholischen Kirche - mit eigenen Priestern und Sakramenten - die in die Zeit um 1300 zurück reichen und deshalb für Menschen des 21. Jahrhunderts oftmals nicht nachvollziehbar sind.
Zwischen der Wasserallee hindurch kann man die Kramer'sche Kunstmühle und das Kloster des Templerordens sehen. Das Gebäude zeigt eine ungewohnte Architektur mitten in München, die so gar nicht in die Umgebung passen will. Oder macht das den Reiz aus? Ein Foto zeigt einen Blick in den Innenhof.
Die nachfolgenden Ausführungen gehen im Wesentlichen auf einen Besuch im „Archiconvent des Templerordens“ am 26. Januar 2006 zurück: Ein freundlicher,älterer und beleibter Herr begrüßte uns und stellte sich als „Dom Archangelos“ vor. Er ist der „Erzprior des Klosters“, der zugleich die Funktion eines „Wirtschafts- und Finanzministers“ ausübt. Für „Laien“ kann er auch als „Bischof“ oder „Großmeister deutscher Zunge“ bezeichnet werden. Er selbst lässt sich mit „hochwürdigster Vater“ anreden.
Aus seinen Ausführungen ging hervor, dass sich die „Templer-Ordensgemeinschaft“ seit den frühen 1930er Jahren mit zwei „Konventen“ in der Innenstadt Münchens niedergelassen hatte. Beide Standorte wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im „Dritten Reich“ konnten sich die „Templer“ den Verfolgungen durch die nationalsozialistische „Geheime Staatspolizei“ nicht entziehen. Der damalige „Klostervorsteher“ wurde sogar in der „Gestapo-Zentrale“ im „Wittelsbacher Palais“ gefoltert. Trotzdem forderten die „Tempelherren“ - mit einer eigenartigen Begründung - keine Wiedergutmachung: Sie wollten vom „Landesfeind Amerika“ kein Geld annehmen.
Nach dem Krieg verlegte die „Templer-Ordensgemeinschaft“ ihren Sitz nach Untergiesing, wo sie an der Birkenleiten 27 das „Anton-Ungerer-Palais“, die Villa des Maschinenfabrik- Besitzers Joseph Ungerer, mieteten, und als dieser sein Anwesen an die „Landeshauptstadt München“ verkaufte, von der Stadt. Nachdem der Bauzustand des Gebäudes eine weitere Bewohnbarkeit in Frage stellte und der Abriss in Aussicht stand, mieteten die „Templer“ im Jahr 1968 die ehemalige „Winterhalter-Villa“, die sich bis zum Jahr 1938 im Besitz des „Gutsbesitzers“ Simon Eckart befand und seit dieser Zeit Eigentum der „Landeshauptstadt“ war.
Das um das Jahr 1880 erbaute historische Schlösschen im altdeutschen Stil erwies sich - trotz mehrfacher Um- und Anbauten - für die Aktivitäten der „Ordensgemeinschaft“ bald als zu klein. Bei einem Besuch des damaligen bayerischen „Ministerpräsidenten“ Alfons Goppel im Untergiesinger „Templer-Kloster“ wurde die Problematik angesprochen. Dabei entstand aus den Reihen der einbezogenen staatlichen Beamtenschaft der Vorschlag, die Raumprobleme durch den Bau eines Glockenturmes zu lösen. Auf einen Glockenturm hat eine „Religionsgemeinschaft“ sogar einen rechtlichen Anspruch.
Und durch die „warmherzige Empfehlung“ des „Ministerpräsidenten“ konnten im Jahr 1979 die Arbeiten an dem achtstöckigen Bauwerk, das die dringend benötigte Nutzfläche von über vierhundert Quadratmetern erbrachte, auch begonnen werden. Außerdem gab er der „Ordensgemeinschaft“ ein weithin sichtbares Symbol ab. „Dom Archangelos“ führte die Planungen für die Vergrößerungen des „Klosterbaus“ und den Turmbau selbst und ohne Architekten durch. Er versuchte dabei „traditionell templerische Bauformen“ zu verwenden und zu einer Aussage über das „Wesen seines Ordens“ zu kommen.
Dabei hat alles an diesem Bau eine Bedeutung. Die vier Türme, die die Zwiebelkuppel an ihrer Basis umstehen und mit „Jerusalemkreuzen“ verziert sind, stehen für die vier „Evangelisten“. Auf dem großen Zwiebelturm zeigt sich das „Patriarchalkreuz“ des Ordens. Die Westfassade des Baus ist streng gegliedert. In der Mitte wird sie von einem kleinen Zwiebelturm überragt, rechts und links an den Traufen sind zwei spitzhelmige Türme angeordnet, die wiederum mit „Patriarchalkreuzen“ geschmückt sind. „Dom Archangelos“ wählte als vorherrschende Formensprache die der Gotik. Diese „Neo-Neugotik“ gewinnt Sinn, wenn man bedenkt, dass die große Zeit des seit Jahrhunderten im Untergrund weiterlebenden „Templer-Ordens“ die der hohen Gotik war.
Der „Erzprior“ arbeitete, wie übrigens auch die anderen „Ordensangehörigen“, am Bau mit, um Kosten zu sparen. überaus findig durchstriff er die Stadt und das Land, und entdeckt bei Abbrüchen Wertvolles für seinen Kirch- und Klosterbau, wie ein altes Portal oder hochpolierte Granitsäulen für die Kapelle, Baluster, Plastiken von Engeln oder Löwen.
Freilich wirkt das an der Birkenleiten 35 Gebaute aus heutiger Sicht sonderbar. Die Bauten wurden in der Verwendung von historischen Stilelementen zu einem „heute seltenen Beispiel von Dilettanten-Architektur zu kurioser Einheit zusammengefügt“. Wollte man stilkritisch im einzelnen die bauliche Bemühung bewerten, könnte man sie in den Bereich der „naiven Kunst“ einordnen. Dafür spricht auch, dass alles an diesem Bau mit großer Hingabe und spontaner Freude am Gestalten gemacht ist.
Das „Giesinger Templer-Kloster“ ist ein „Doppel-Konvent“. Das heißt, dass der hier lebenden „Ordensgemeinschaft“ dreizehn Männer und Frauen angehören.Die Zahl bedeutet Christus und seine zwölf Jünger. Sie leben nach strengen Regeln in dieser „Komturei“ und es gibt eine strikte Trennung der „Klausur“. Die „Tempeldamen“ haben zwar eine eigene „Superiorin“, diese ist aber dem „Abt“ unterstellt. Nur für die „Schwestern“ besteht strenge „Klausur“, was bedeutet, dass sie das „Kloster“ nur in Ausnahmefällen verlassen dürfen; darunter fallen beispielsweise unaufschiebbare Arzttermine.
In seiner etwas flappsigen Art erklärt „Dom Archangelos“, dass er die „Schwestern“ alle zehn Jahre nach Altötting zum „wallfahrten“ schickt. Im übrigen haben die Frauen kein „Kapitelrecht“, was „Dom Archangelos“ mit den Worten kommentierte: „D’Weiber ham bei uns überhaupt nix zum sogn“. Als er den damit erzeugten Widerspruch bemerkte, interpredierte er dies sofort auf das „Gegrüßet seist Du Maria“-Gebet um, in dem ja in früherer Zeit auch von „gebenedeit bist Du unter den Weibern“ gesprochen wurde. Für den „Erzprior der Templer“ stellte das Wort „Weib“ für eine Frau eine höchst anerkennende Bezeichnung dar.
Für die männlichen „Klosterangehörigen“ gilt eine weniger strenge „Klausur“. Sie müssen Geld verdienen und arbeiten in den verschiedensten Berufen. Von ihren Einkünften dürfen die „Tempelherren“ nichts behalten. Es gibt eine „Dritt-Teilung“: Ein Drittel gehört dem „Altar Gottes“, das zweite den „Armen“ und das letzte Drittel bildet die Grundlage für das „Leben im Konvent“. Das bedeutet, dass alle „Templer“ ohne Besitz sind, ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und daneben „Sozialarbeit“ leisten.
Alleine drei Stockwerke des „Templerturms“ dienen der „Versorgung der Armen“. Täglich geben die „Tempelherren“ und „Tempeldamen“ des Untergiesinger „Klosters“ Mittags und Abends achtzig bis einhundert kostenlose Mahlzeiten an Besucher aus. Dabei wird keine Bedürftigkeit geprüft. Jeder der kommt ist eingeladen. Schon deshalb ist die „Klostergemeinschaft“ bei den Bewohnern des „Männerobdachlosenheims“ an der Pilgersheimer Straße hoch geschätzt und in der öffentlichkeit anerkannt. Es werden aber auch Familien zu Hause versorgt. Für ihr soziales Wirken erhalten die „Tempelherren“ Zuschüsse von der öffentlichen Hand und private Leute.
Viel Zeit - von 6 Uhr früh bis tief in die Nacht um 23 Uhr-wirdim „Kloster“ für die Vorbereitung und Organisation der „Armenversorgung“ aufgewendet. Bis zur Mittagsstunde herrscht dabei „Stillschweigen“ im „Haus der Templer“. Täglich wird ein „Chorgebet“ abgehalten. An den Sonntagen und den von den „Templern“ anerkannten Feiertagen findet ein „Gottesdienst“ statt. Dieser dauert zwischen dreieinhalb und vier Stunden. Im „Templer- Orden“ werden von alters her west- und ostkirchliche Traditionen gepflegt. Dabei betrachten die „Templer“ die „römisch- katholische“ und die „orthodoxen Kirchen“ von ihrem Ursprung her als „eine Kirche“. Außerdem wird die besondere Feierlichkeit der „heiligen Messe“ herausgestellt. In einer „Vormesse“ werden die „heiligen Gaben“ vorbereitet. Dies geschieht in der Landessprache.
Die eigentliche „Messe“ wird in Latein, nach der „Liturgie“ des Johannes Chrysostomos, einem der „griechischen Kirchenväter“, der um das Jahr 350 in Antiochia als Sohn eines römischen Offiziers und der frommen Christin Anthusa geboren wurde, abgehalten. Sie entspricht dem römischen Kultus mit einigen orthodoxen Elementen. Es gibt also mehr „Weihrauch“, mehr „Segnungen“ und mehr „Prozessionen“. In den „Templer- Orden“ kann jeder Mensch, oder wie es „Dom Archangelos“ bezeichnete: „jeder, aus allen Ständen“,eintreten. Er muss lediglich bereit sein, im Glauben an die Lehren der „heiligen apostolisch-katholischen Kirche“ nach den strengen „Ordensregeln“ zu leben.
Erst wenn sich der „Novize“ bewährt hat, wird er zum „Ritter geschlagen“. Spenden. Das „Noviziat“ ist zeitlich nicht begrenzt und dauert in der Regel zwischen zwei und drei Jahren. Es gibt auch „Oblaten“, das sind „Ordensleute die in der Welt leben“. Sie sollen ein geistliches Leben führen und müssen den „Zehent“, also zehn Prozent ihrer Einkünfte an die „Templer-Ordensgemeinschaft“ abliefern. Ziel und Zweck des „Ordens“ ist die „Anbetung des dreifaltigen Gottes“ und die „Verehrung der allerseligsten Jungfrau Maria“. Seine Mitglieder sollen „streng kontemplativ in schöner und edler Weise“ Gott dienen und armen, kranken und Not leidenden Geschöpfen helfen.
Inzwischen hat die „Templer-Ordensgemeinschaft“ das Anwesen an der Birkenleiten 35 gekauft. Das im „Glockenturm“ befindliche „Geläute“ besitzt einundzwanzig Glocken und ist damit das größte im süddeutschen Raum.
Leitsatz aller Templerorden:
Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gibt Ehre.
Zwei Beispiele von insgesamt fünf in Deutschland vertretenen Neo-Templerorganisationen:
Der Ordo Militiae Crucis Templi (OMCT)
ist ein ökumenischer Laienorden, eine reine Männerverbindung, 1966 in Wiesbaden gegründet. Die 130 deutschen Mitglieder wollen, so ihre Website, in heutigen Zeiten der Orientierungslosigkeit "geistigen Geleitschutz" vermitteln, vor allem mit Vorträgen z. B. über Schutz des Lebens, Islamische Gefahr u.a. "Tempelherr zu sein ist romantisch, ästhetisch.
Wir zeigen christliche Gesinnung. Kein Kommunist oder Logenmitglied kann bei uns Mitglied werden. Wir legen Wert auf das Patriotische, sind wertekonservativ, eben keine Revoluzzer. Allerdings sind wir etwas überaltert. Mit Templer-Mythen befassen wir uns nicht, das ist Spielkram", sagt Dr.Wolfgang Stappert (87), Komtur des OMCT in Franken.
Der Deutsche Tempelherrenorden
entstand 1997 als ökumenische "Dachorganisation europäischer ökumenischer Templer-Priorate".
Der katholische Laienorden Ordo Militiae Templi, 1979 in der Toskana gegründet, wurde vom Vatikan anerkannt und von Papst Johannes Paul II. 1989 mit einer Reihe genereller Ablässe bedacht. "Ein Ritter ist man nicht durch den Titel, sondern durch gelebte Ideale: Selbstaufgabe, Großzügigkeit und Selbstzucht", sagt Ordenskanzler Andrea Cappelli (29) in Siena. "Wir wollen den Glauben nicht mit Waffen sichern, das kann die Polizei besser. Sondern wir stärken ihn gerade da, wo er in Gefahr ist." Der OMT unterstützt bedrohte christliche Gemeinden in Nahost (z.B. in Jericho) und hilft beim Aufbau von Pfadfindergruppen. Jedes Mitglied zahlt 3 % des Nettoeinkommens.
Mitglieder: 200 Männer und Frauen; Obedienz-Ritter (auch Verheiratete) und Profeß-Ritter (Laien, die den Zölibat geloben).
"Der Dschungel der Neo-Templer ist eine große Ungerechtigkeit", sagt Cappelli. "Die historischen Templer starben als Gläubige. Mode-Esoteriker werden ihnen nicht gerecht."
Leonardo da Vinci, läßt Dan Brown seinen Romanhelden Langdon behaupten, habe in seinem Abendmahl-Wandbild eine von Templern geheimgehaltene Aussage versteckt: Der überraschend feminine Jüngling, der zur Rechten von Jesus sitzt, sei nicht Johannes, sondern Maria Magdalena; der Zwischenraum zwischen beiden bilde ein V - das Zeichen für den weiblichen Schoß. Damit ist für Allesdeuter Langdon erwiesen, daß Leonardo von einer Liebesbeziehung zwischen Jesus und Maria Magdalena gewußt habe.
Nur: Auf Da Vincis detailreichen Vorskizzen für das Gemälde sind nur Männer zu sehen - und kein V. Der V-förmige Zwischenraum ist eine Blickschneise zum Fenster, das einen weiten Blick auf die Landschaft gibt; erst dieser renaissancetypische Ausblick verleiht dem Gemälde eine Tiefe, die eine geschlossene Personenreihe nicht bewirkt hätte.
Die Templer
- so der Mythos - sollen die Bundeslade, den Gral, den Schatz Salomons versteckt haben, außerdem die Alchemie entdeckt, die Baulogen der Gotik, die Anfänge der Freimaurer initiiert und sogar Amerika entdeckt haben und nun sogar Jesu heimliche Liebe.
Die Ritter im 21. Jahrhundert
Wer Templer und Ritterorden sucht, muß nicht "Sakrileg" lesen: Es gibt sie mitten unter uns, mit Ordensregeln, Damen und so manchem Fehdehandschuh. Das Journal fragte, was sie tun und welche Leitbilder sie heute haben.
Von Irene Jung
Auf Dan Brown und "Sakrileg" sind sie nicht gut zu sprechen: Die heutigen Ritterorden grenzen sich allesamt strikt ab gegen jede Mystik und Geheimbündelei. Sogar diejenigen, die sich (wieder) als Templer bezeichnen, wollen mit Gralssuche, Geheimlogen und verborgenen Schätzen nichts zu tun haben. Wohl aber mit dem wehenden Mantel der Geschichte.
Heute gibt es ein gutes Dutzend Orden in Deutschland bzw. deutsche "Großpriorate": Fast jeder hat sein eigenes Siegel, seinen Leitsatz, eine Ordensregel und Ritter-Habit, den Umhang mit Kreuz. Tradition und "ritterliche" Tugenden wie "Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mut und Besonnenheit" (Website des "Historischen Ritterordens der Tempelherren von Jerusalem") spielen eine große Rolle, zum Teil auch eine erzkonservative Weltsicht (z.B. beim Deutschen Kreuzorden). Einfach eintreten kann man nicht:
In der Regel müssen zwei Ritter bürgen, bevor ein Bewerber "Novize" werden kann. Manche Orden sind sehr fromm, andere pflegen eher dekorierte Geselligkeit; wieder andere konzentrieren sich auf humanitär/karitative Arbeit und halten "Kostüme für total unwichtig" (Prof. Dr. Peter Schulz vom Lazarusorden).
Zwar führen die meisten Orden ihren Ursprung auf die Zeit der Kreuzzüge zurück, aber die Quellenlage ist dürftig. Die Ritterorden in Palästina und Europa, die das im Jahr 1070 von muslimischen Seldschuken eroberte Jerusalem befreien wollten, errichteten rund ums Mittelmeer, aber auch in den Heimatländern zahlreiche Burgen und "Komtureien" (Geschäftsstellen), um Güter und Einkünfte aus ihren Besitztümern nach Palästina zu leiten. Als sie 1291 endgültig von den Sarazenen vertrieben wurden, existierten nur wenige Orden weiter, neben den Maltesern/Johannitern auch die Templer .
Der historische Templer-Orden wurde 1312 aufgelöst. Und vielleicht wäre es nur bei Legenden geblieben, hätte nicht 1805 Napoleon I. eine Kommission eingesetzt, die die Akten des Templer-Prozesses einsah und den Orden rehabilitierte. Daraufhin kam es seit 1808 bis in die 1990er zu diversen Neugründungen. Das Interesse an Logen und Geheimbünden hat immer wieder zu obskuren "Templer"-Orden geführt, die in der Esoterik-Szene blühen und Erwähltheits-Phantasien pflegen; diese haben wir nicht berücksichtigt.
Der "Ordo Militiae Templi" hingegen, 1979 von einem toskanischen Grafen in Siena gegründet, ist vom Vatikan akzeptiert und will Christen in Israel und den Palästinensergebieten unterstützen. Als katholisch/gesellig/humanitär kann man den "Historischen Ritterorden der Tempelherren von Jerusalem" bezeichnen, eine portugiesische Neugründung des 19. Jahrhunderts. Der ökumenische internationale "Ordo Supremus Militaris Templi Hierosolymitani" wiederum, mit Großmeister in den USA, ist von der UNO als NGO (nichtstaatliche Hilfsorganisation) anerkannt.
Aus den Ordensregeln der Templer
Die historischen "Armen Ritter Christi vom Tempel Salomonis" gelobten Armut, Keuschheit und Gehorsam. Auszüge aus ihren Ordensregeln:
Stirbt ein Ordensmitglied, sollen seine Brüder eine Totenwache halten und "100 Vaterunser bis zum siebten Tag" für ihn beten. Seine Ration an Speisen soll 40 Tage lang ein Armer erhalten.
Die Ritter "und die anderen Brüder" (auch Knechte und Knappen) bekommen das gleiche Essen.
Kein Ritter soll "im Winter andere Felle oder Pelzwerk, auch nicht als Zudecke, haben, außer dem Fell von Lämmern und Schafen".
Die Kranken sind sorgfältig und geduldig zu ertragen, "als ob in ihnen Christus gedient werde".
"Es ist . . . gefährlich, sich weiterhin Schwestern anzuschließen, da der alte Feind sehr viele durch den Verkehr mit Frauen vom rechten Pfad zum Paradies abgebracht hat." Kontakt zu Frauen sei nicht gestattet, "damit die Blüte der Reinheit immer unter euch aufscheine".
Wer "trotz gütiger Ermahnungen und Gebete" überheblich bleibe, soll "aus der frommen Herde ausgestoßen" werden.