Der Kinderkreuzzug von 1212
Im Kinderkreuzzug
sollen, so berichten Stadtchronisten, im Juli des Jahres 1212 zwischen 7.000 und 25.000 Kinder, aber auch Erwachsene, von Köln und gleichzeitig von Lothringen zu einem Kreuzzug ins Heilige Land aufgebrochen sein. Die Anführer sollen ein charismatischer Kölner Junge namens Nikolaus und in Frankreich ein Junge namens Stephan gewesen sein, denen sich immer mehr Menschen anschlossen. Die Haltung der Geistlichkeit war umstritten.
Den konservativen Quellen zufolge lehnte Papst Innozenz III. diesen Kreuzzug ab und verwies darauf, dass diese Kinder keinen Kreuzzug führen könnten. Durch das Ablegen des Kreuzfahrerversprechens müsste er sie aber beim Wort nehmen und als Erwachsene verpflichten. Andere Quellen, zum Beispiel aus dem Umkreis der kleruskritischen Bettlerorden, berichteten, dass der Papst diese Kreuzzugsidee für gut befand und als beispielhaft für die Erwachsenen beschrieb.
Die Kinder gingen auf deutscher Seite entlang des Rheins gen Süden, die Franzosen über Lyon nach Marseille. Sie waren auf Almosen angewiesen. Allerdings herrschte um diese Zeit wiederum eine Hungersnot wegen eines feuchten Winters und eines trockenen Frühlings. Vom Hunger schon deutlich gezeichnet, erreichten die deutschen Kinder die Alpen, deren überquerung im Winter geschah. Dabei kamen etwa die Hälfte der Kinder um. Es ist strittig, welches Schicksal den Kindern widerfuhr. Ein Teil von ihnen scheint in Marseille, Genua oder Brindisi an Bord von Schiffen gegangen, aber von den Kapitänen als Sklaven verkauft worden zu sein.
Ein Beleg hierfür findet sich einerseits in Quellen, die berichteten, dass ein Emir in Nordafrika 400 Kinder kaufte und sie aus Respekt vor ihrer Religion gut behandelte. Ein weiterer Beleg dafür ist eine noch heute existierende Kirche in einem Ort auf Sardinien, vor dessen Küste zwei der sieben Schiffe sanken. Andere wiederum kamen nach Rom, wo ihnen aufgrund der ablehnenden Haltung der Obrigkeit aber klar wurde, dass ihr Vorhaben zwecklos sei. Ein paar von ihnen kehrten über die Alpen zurück, andere blieben in Italien und verdingten sich dort als Bedienstete.